JULIA SOMMERLIEBE Band 21
sprach Mrs. Morton sie darauf an. „Vermissen Ihre Freunde Sie eigentlich nicht, wenn Sie so oft hier sind?“
Marisa sah zu Boden. „Nein, überhaupt nicht. Wir sind uns nicht sehr … nah.“
In der letzten Woche ihrer Hochzeitsreise erwachte Marisa dann eines Morgens mit Bauchkrämpfen und wusste, dass sie nicht schwanger war. Ihre Hoffnung hatte sich nicht erfüllt.
Niedergeschlagen nahm sie eine Schmerztablette und blieb den Vormittag über im Bett. Sie bat Evangelina, Lorenzo auszurichten, sie habe Kopfschmerzen.
Evangelina sah sie erstaunt an. „Aber der Signore ist nicht hier. Er musste geschäftlich nach Neapel und wird erst heute Abend wiederkommen. Hat er Ihnen das nicht gesagt?“
„Doch, natürlich“, versicherte Marisa hastig. Ich tue einfach so, als wäre dies eine normale Ehe, in der die Partner miteinander reden – in ein paar Tagen fahren wir sowieso weg, dachte sie bitter. „Ich hatte es wohl vergessen.“
Zum ersten Mal erschien sie vor Lorenzo zum Dinner, und als er kam, war er geistesabwesend und wortkarg.
Auch sie brach das Schweigen nicht, sondern saß still am Tisch und zwang sich, etwas zu essen.
Doch als Lorenzo aufstand und erklärte, er müsse noch einige geschäftliche Telefonate führen, wusste sie, dass sie das unvermeidliche Gespräch nicht länger aufschieben durfte.
„Einen Moment noch, bitte“, sagte sie. „Ich muss mit dir reden.“
„Was für eine unerwartete Ehre.“ Seine Stimme war kühl, doch zumindest blieb er stehen und sah sie fragend und aufmerksam an.
Sie errötete. „Es ist nur … ich habe schlechte Neuigkeiten. Ich bin nicht schwanger. Es tut mir leid.“
„Tut es das?“ Er ließ sich nichts anmerken. „Tja, das ist verständlich.“
Sie wollte ihm erklären, dass er sie falsch verstanden hatte. In den vergangenen Wochen hatte sie begonnen, sich auf ein Baby zu freuen, es war fast schon Wirklichkeit geworden. Und sie war traurig gewesen, als sie festgestellt hatte, dass sie nicht schwanger war.
„Du musst sehr enttäuscht sein“, sagte sie leise.
Sein Lächeln war kalt. „Ich bin mehr als nur enttäuscht, Marisa. Und nicht nur über diese Nachricht. Aber vielleicht können wir unser Gespräch morgen früh fortsetzen. Ich muss noch arbeiten.“
Voller Bitterkeit blieb Marisa zurück. Gedankenverloren starrte sie in die Kerzenflammen und nippte an ihrem Kaffee. Mit einem Mal stellte sie die Tasse so heftig ab, dass der Inhalt überschwappte und Flecken auf dem weißen Tischtuch hinterließ. Ohne sich weiter darum zu kümmern, ging sie hinauf in ihr Schlafzimmer.
Mechanisch zog sie sich aus, putzte sich die Zähne und ging zu Bett. Dann wickelte sie die Decke so eng um ihren Körper, als wollte sie so die Kälte in ihrem Innern vertreiben. Sie fühlte sich hohl und leer.
Es ist vorbei. Ich habe es verloren. Meinen kleinen Jun gen. Mein kleines Mädchen. Jemanden, den ich lieben kann, jemanden, der mich liebt. Jemanden, der zu mir ge hört.
Aber es war sowieso nur Einbildung. Und ich bin allein. Bis zum nächsten Mal – falls er mich überhaupt noch anfassen will.
Plötzlich brach sich die Verzweiflung der vergangenen Wochen Bahn, und Marisa begann zu weinen. Still rollten die Tränen zunächst an ihren Wangen hinab, dann vergrub sie den Kopf ins Kissen und schluchzte laut auf.
7. KAPITEL
Ihre Hochzeitsreise fand am nächsten Morgen ein abruptes Ende.
Zu ihrem Missfallen fand das Gespräch mit Lorenzo im salotto statt. Dabei hatte sie versucht, diesen Raum seit … seit jenem Tag zu meiden, wann immer es ging, und keinesfalls mit ihm allein hier zu sein.
Marisa saß auf einem der antiken Stühle mit hoher Lehne, und Lorenzo stand vor ihr. Er sieht blass aus, dachte sie, irgendwie unglücklich. Seine goldbraunen Augen wirkten düster.
Seine Stimme klang ruhig, aber bestimmt. Während er sprach, starrte Marisa unablässig auf ihre Hände, die sie im Schoß gefaltet hatte.
Ohne Umschweife kam er sofort zum Punkt. „Wir kommen so nicht weiter, Marisa. Ich schlage vor, wir denken beide noch einmal über unsere Ehe nach. Hier werden wir keine Lösung finden, deshalb sollten wir abreisen. Ich möchte die Villa Santa Caterina so schnell wie möglich verlassen. Ist dir das recht?“
Aus Angst, ihre Stimme könnte versagen, nickte sie nur.
„Meiner Meinung nach sollten wir uns für eine Weile trennen und uns darüber klar werden, wie unsere gemeinsame Zukunft aussehen soll. Ganz eindeutig kann es so nicht weitergehen.“ Er hielt
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