JULIA SOMMERLIEBE Band 21
zugeben, dass sie gewusst hatte, was auf sie zukam, als sie in die Ehe eingewilligt hatte: ein Ehemann, der sie nicht liebte und nur seiner Familie zuliebe heiratete.
Daran hatte sich nichts geändert, und sie würde lernen müssen, dieses Leben zu akzeptieren. Zu seinen Bedingungen. Aber jetzt musste sie ein paar Stunden schlafen, denn morgen früh musste sie stark sein und einen kühlen Kopf bewahren.
Seufzend ging Marisa zurück ins Bett, schmiegte sich in die noch warme Decke und überlegte, dass dies vermutlich die vorerst letzte Nacht sein würde, die sie allein verbrachte.
Wie immer erwachte Marisa kurz bevor ihr Wecker klingelte. Schlaftrunken streckte sie den Arm aus und stellte den Wecker ab. Sie hielt inne – mit einem Mal spürte sie, dass heute Morgen etwas anders war als sonst.
Mit klopfendem Herzen richtete sie sich auf und drehte ganz langsam den Kopf. Nur mühsam gelang es ihr, einen entsetzten Aufschrei zu unterdrücken, als sie bemerkte, dass sie nicht allein im Bett lag.
Neben ihr schlief Lorenzo. Er hatte ihr den Rücken zugedreht und atmete tief und gleichmäßig. Die Decke war hinabgerutscht und ließ einen Blick auf die schlanke, muskulöse Silhouette seines ebenmäßigen Rückens zu.
O Gott, wann ist er gekommen, und warum habe ich nichts bemerkt?
Millimeter für Millimeter bewegte sie sich aus dem Bett, sorgsam darauf bedacht, ihn nicht zu wecken. Sie wollte hier verschwunden sein, ehe er erwachte.
Doch vergeblich. Er rührte sich, reckte und streckte sich. Unweigerlich betrachtete sie das Spiel seiner Muskeln. Dann wandte er sich um, stützte sich auf einen Ellbogen und sah sie an.
„ Buon giorno. “
„Was soll an diesem Morgen gut sein?“ Sie funkelte ihn wütend an. „Was tust du hier?“
Er besaß die Unverfrorenheit, sie erstaunt anzusehen. „Ich habe geschlafen, mia cara. Was sonst?“
„Du hattest versprochen, auf dem Sofa zu bleiben.“
„Mein Rücken war damit nicht einverstanden. Deine Couch ist nicht sonderlich bequem.“
„Du hattest nicht das Recht, einfach hier hereinzuspazieren und dich neben mich zu legen!“
„Ich bin nicht hereinspaziert, mia bella. Ich bin geschlichen, um dich nicht zu wecken“, verbesserte er sie. „Und du musst zugeben, dass es mir gelungen ist.“ Er machte eine kleine Pause. „Ich habe geglaubt, einer guten Ehefrau sei es wichtig, dass ihr Mann es bequem hat.“ Sanfter fügte er hinzu: „Keine Sorge, ich habe dich nicht angerührt.“
„Ich bin keine gute Ehefrau“, platzte sie heraus und stöhnte innerlich auf. Der Klang seiner Stimme, der Aus druck in seinen Augen hatten sie vollkommen aus der Fassung gebracht. Nur deshalb waren ihr diese unver zeihlich dummen Worte herausgerutscht. Und er kostete es aus, sie in die Enge getrieben zu haben – das sah sie an seinem breiten Lächeln.
„Nein, das bist du nicht“, stimmte er zu. „Aber ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass du dich ändern könntest.“
Marisa sah, wie er den Blick von ihren nackten Schultern bis zu ihren Brüsten gleiten ließ, die sich unter dem dünnen Seidennachthemd abzeichneten.
Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Ich muss ihn loswer den. Er muss sofort von hier verschwinden, sonst drehe ich durch.
„Aber da wir hier schon mal so nett beieinanderliegen … Ich könnte dir beibringen, was sich ein Mann am meisten wünscht, wenn er morgens neben seiner schönen Frau erwacht.“
Er streckte die Hand aus und streifte aufreizend langsam einen der dünnen Träger ihres Nachthemdes von ihrer Schulter. Seine Finger berührten sie kaum, und doch kam es ihr vor, als würde er eine glühende Spur auf ihrer Haut hinterlassen. Sie erschauerte.
Plötzlich kehrte die Erinnerung an ihre Hochzeitsnacht zurück, und sie dachte daran, wie es sich angefühlt hatte, seine Hand auf ihrer nackten Brust zu spüren.
„Nein, Lorenzo … bitte.“
„Aber ich muss, mia bella “, murmelte er. „Denkst du nicht, dass ich lange genug gewartet habe, um dir beizubringen, was ich mir wünsche? Was ich mag – und wie ich es mag?“
Verzweifelt suchte sie nach Worten. Sie spürte, dass er näher heranrückte, und wusste, sie sollte den Abstand vergrößern, bevor es zu spät war.
„Denn es ist so einfach“, fuhr er mit sanfter, betörender Stimme fort. „Ich mag ihn heiß, sehr stark und schwarz. Ohne Zucker. Ich denke, selbst dir wird das gelingen.“
Marisa fuhr hoch und funkelte ihn an. „Kaffee?“, stieß sie hervor. „Du willst, dass ich dir
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