Julia Sommerliebe Band 22
Herzen.
„Mr McCormick!“
Beim scharfen Tonfall der Stimme seiner Assistentin drehte Jason sich vom Fenster zu ihr um. Er hatte sie gar nicht gehört, so vertieft war er in Gedanken gewesen. „Ja, Linda?“
Sie schob frustriert die Lippen vor. „Ich habe gesagt, hier sind Ihr Terminplan für diese Woche, eine Liste mit Anrufen, die Sie erledigen müssen, und Ihre Post.“
„Danke, Linda.“
Nachdem sie gegangen war, drehte Jason sich wieder zum Fenster und starrte auf Atlantas Innenstadt unter sich, wie so oft in letzter Zeit.
Michael war inzwischen aus der Entzugsklinik entlassen worden und er und Eugenia auf dem besten Wege zur Versöhnung. Er selbst hatte seine Beziehung mit Ginger beendet. Es war ihm schwergefallen, ihr gegenüber die richtigen Worte zu finden, aber er hatte seine Entscheidung nicht bereut.
Reue sparte er sich nur für die Frau auf, die sich Lucy nannte – wahrscheinlich war das noch nicht einmal ihr richtiger Name. Er kam sich vor wie ein Idiot, weil er sich emotional auf sie eingelassen hatte.
Er bezweifelte zwar, dass sie ihm beim Sex etwas vorgemacht hatte, aber offensichtlich hatte es ihr nichts bedeutet. Vielleicht gehörte es für sie ja zum Berufsalltag, mit Männern zu schlafen, von denen sie Informationen wollte.
Am ungewohnten Modus seines Handys hatte er gesehen, dass sie offensichtlich wegen Michael herumgeschnüffelt hatte. Der Sex hatte ihr lediglich Zugang zu seinem Haus verschafft.
Nein! protestierte sein Verstand. Ihre gemeinsame Zeit und die Nähe zwischen ihnen waren etwas ganz Besonderes gewesen. Er hatte es in ihren Augen gesehen und in ihren Berührungen gespürt. In ihrer gemeinsamen Nacht in seinem Haus waren eindeutig tiefe Gefühle im Spiel gewesen.
Jason rieb sich die Schläfen und versuchte, die Gedanken an Lucy aus seinem Kopf zu verbannen. Er musste den Tatsachen ins Auge sehen: Sie hatte ihn nur benutzt, das war alles. Warum tat es dann nur so verdammt weh?
Offensichtlich, weil er sich in sie verliebt hatte!
Stöhnend über seine eigene Begriffsstutzigkeit ließ Jason sich auf seinen Schreibtischstuhl fallen. Er musste dringend weiterarbeiten und durfte sich nicht von seiner emotionalen Verwirrung ablenken lassen.
Seufzend warf er einen Blick auf seinen Terminkalender und die Telefonnotizen, wobei er die lächerliche Hoffnung hegte, einer der Anruf könne von Lucy stammen, was überhaupt keinen Sinn ergab. Dann zog er den Stapel Post zu sich und blätterte ihn durch. Als er plötzlich auf Captivas Wochenzeitung stieß, stutzte er unwillkürlich.
Er zog die Zeitung aus dem Stapel heraus und sah, dass sich auf der Titelseite ein Foto von ihm und Lucy mit der Junonia-Muschel in der Hand befand. Er blickte direkt in die Kamera und drückte sie an sich. Lucy jedoch sah nur ihn an.
Mit einem ganz verliebten Gesichtsausdruck.
Jasons Mund wurde plötzlich ganz trocken, als wieder Hoffnung in ihm aufkeimte. War es nur eine optische Täuschung des Lichts oder der Kameralinse, oder hatte Lucy genauso gegen ihren Willen Gefühle für ihn entwickelt wie er für sie?
Und falls ja, wie sehr musste sie dann Gingers Nachricht auf seinem Anrufbeantworter getroffen haben?
Rasch drückte Jason auf den Knopf für die Gegensprechanlage. „Linda, stellen Sie eine Verbindung zu Eugenia Sampson her.“
Ein paar Minuten später erklang Lindas Stimme. „Es klingelt auf Leitung eins, Sir.“
Jason hob den Hörer im gleichen Moment hoch, als Eugenia sich meldete.
„Hi, Eugenia, hier ist Jason.“
„Hi, Jason! Welchem Umstand verdanke ich das Vergnügen?“
„Ich brauche Informationen.“
„Worüber denn?“
„Über eine Frau. Ich hätte gern die Kontaktdaten der Privatdetektivin, die du engagiert hast, um Michael zu finden.“
„Lucinda Belvedere? Also hat sie schon mit dir gesprochen? Also, du brauchst dir keine Vorwürfe zu machen, dass du ihr Michaels Entzug verraten hast – sie hat mir die Information nie gegeben.“
Jason runzelte verwirrt die Stirn. „Wovon redest du?“
„Sie hat mich nach ihrer Rückkehr von Captiva Island angerufen, um mir mitzuteilen, dass es Michael gut geht und ich wahrscheinlich bald von ihm hören werde. Mit mehr wollte sie nicht herausrücken. Sie hat mir deswegen sogar die Kosten zurückerstattet.“
„Wirklich?“
„Ja. Und sie hatte recht – Michael hat mich in der Woche darauf angerufen und mir erklärt, dass es ihm falsch vorkam, mich zu heiraten, solange er ein Alkoholproblem hat. Wir haben uns
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