Julia Sommerliebe Band 22
stimmt, und bin dir gefolgt.“
Jason schob ihre Tür noch weiter auf und entdeckte ihren Koffer auf dem Bett. „Du willst einfach so abreisen? Ich weiß ja, wie wichtig dir diese Muschel war, aber …“ Er verstummte, als sein Blick auf das Stativ und die Kamera mit Teleobjektiv fiel.
„Jason …“
Er schob sich an ihr vorbei und ging auf den Balkon, um einen Blick durch die Kamera zu werfen.
Lucinda schloss die Augen. Als sie sie wieder öffnete, sah Jason sie mit unverhohlener Wut an. „Hast du mich etwa ausspioniert?“
Plötzlich entdeckte er den Stapel Fotos, die sie von ihm geschossen hatte. Lucinda wand sich innerlich vor Scham. Gott sei Dank war er auf keinem Foto nackt zu sehen, aber seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, fragte er sich trotzdem gerade, was sie eigentlich alles beobachtet hatte.
Wütend warf er die Fotos auf den Tisch und stützte die Hände in die Hüften. „Entweder sagst du mir jetzt sofort, was los ist, oder ich rufe die Polizei!“
Lucinda hob abwehrend die Hände. „Ist ja schon gut! Ich bin Privatdetektivin. Eine Kundin hat mich engagiert, um Informationen herauszubekommen, die wahrscheinlich nur du hast.“
Jason sah sie ungläubig an. „Was für Informationen?“
Lucinda räusperte sich verlegen. „Den Aufenthaltsort von Michael Gaines.“
Jasons Augen weiteten sich überrascht. „Sag bloß, Eugenia hat dich engagiert!“
Lucinda zögerte einen Augenblick und nickte dann.
Jason öffnete den Mund, als ob er etwas sagen wollte, klappte ihn dann jedoch wieder zu. Fassungslos schüttelte er den Kopf. „Also hast du unsere Begegnung von Anfang an geplant?“
Sie nickte.
In diesem Augenblick entdeckte Jason die Muschelsammlung im Mülleimer. „Dann war deine Suche nach der Junonia also nur vorgeschoben?“
Lucinda nickte.
„Nur deshalb warst du so interessiert an meinem Freund Michael und hast die ganzen Fragen über ihn gestellt?“
Sie nickte.
„Dann hast du mir also die ganze Zeit, die wir zusammen waren, etwas vorgemacht?“
Seine Worte versetzten ihr einen schmerzhaften Stich, aber sie verschränkte die Arme vor der Brust – und nickte.
Jason presste die Lippen zusammen, ging an ihr vorbei in den Flur und drehte sich zu ihr um. „Hast du mir sonst noch etwas zu sagen?“
Lucy biss sich auf die Innenseite ihrer Wange und legte den Kopf schief. „Ja, habe ich. Deine Freundin Ginger hat angerufen, um dir zu sagen, dass es ihr leidtut, wenn sie dich wegen eurer Heirat unter Druck gesetzt hat. Du sollst sie unbedingt zurückrufen.“ Dann schlug sie ihm wieder die Tür vor der Nase zu.
Lucinda lehnte sich in ihrem Schreibtischstuhl zurück. „Eugenia, Sie müssen mir glauben. Michael ist an einem sicheren Ort und wird Sie vielleicht schon in ein paar Tagen anrufen.“
„Sie wissen also, wo Michael steckt, wollen es mir aber nicht verraten?“
„Richtig.“
„Aber Lucinda, ich habe Sie dafür bezahlt , ihn zu finden!“
„Ich weiß. Und ich erstatte Ihnen alles zurück.“
„Aber … aber das ergibt überhaupt keinen Sinn!“, stotterte Eugenia verwirrt.
„In ein paar Tagen schon“, versicherte ihr Lucinda und legte auf. Sie überflog die Information, die ein Insasse des Javitz Rehab Center in Orlando ihr bestätigt hatte – dass Michael Gaines sich dort an dem Tag, an dem er von seiner Hochzeit weggerannt war, für dreißig Tage eingewiesen hatte, um sich von seiner Alkoholabhängigkeit zu befreien. Und offensichtlich war Jason McGormick der Einzige, der davon gewusst hatte.
Als echter Freund hatte er Michaels Geheimnis gewahrt.
Unruhig stand Lucinda auf und ging zum Fenster. Sie fühlte sich plötzlich eingesperrt in ihrem kleinen Büro und musste wieder an den prachtvollen Sonnenaufgang ihres letztens Morgens auf Captiva Island denken.
Als sie an jenem Morgen aufgewacht war, war ihr Herz voller Liebe gewesen – und kurz darauf hatte sie die Insel in Schande … und mit gebrochenem Herzen verlassen. Nie würde sie Jasons Gesichtsausdruck vergessen, als er herausfand, dass sie ihn die ganze Zeit über belogen hatte.
Gedankenverloren nestelte sie an der Junonia-Muschel herum, aus der sie einen Anhänger gemacht hatte. Was Jason wohl gerade trieb? Lucinda lachte zynisch auf. Wahrscheinlich war er sofort zu Ginger – zweifellos eine echte Rothaarige – zurückgeeilt und hatte ihr einen gigantischen Diamantring an den Finger gesteckt.
Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht war er ja noch immer auf Captiva und sammelte
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