Julia Sommerliebe Band 22
Kopf in den Händen. Was hatte sie nur getan? Jason war bisher nur lieb zu ihr gewesen – mehr als lieb sogar. Sie verdiente das gar nicht.
Plötzlich durchbrach das laute Klingeln des Telefons die Stille. Erschrocken schreckte Lucinda hoch. Nach dem vierten Klingelton schaltete sich der Anrufbeantworter ein. „Ich kann gerade nicht ans Telefon. Hinterlassen Sie bitte eine Nachricht“, hörte sie Jasons Stimme sagen.
„Jason?“, fragte eine Frau, deren Stimme schrill in der Küche widerhallte. „Hier ist Ginger. Warum gehst du nicht ans Handy, Liebling? Bist du mir böse?“ Die Frau seufzte. „Okay, ich habe vielleicht ein bisschen zu viel Druck auf dich ausgeübt, als ich von dir verlangt habe, mich zu heiraten, aber ich muss unbedingt mit dir reden, okay? Ruf mich zurück. Ich liebe dich.“
Lucinda saß wie erstarrt da, nachdem sich das Gerät ausgeschaltet hatte. Jason war mit einer anderen Frau zusammen, und sie sprachen sogar schon von Heirat? Es klang ganz so, als hätte die Frau ihn erst kürzlich dazu gedrängt, diesbezüglich eine Entscheidung zu treffen. Und was hatte Jason daraufhin gemacht?
Er war schnurstracks an den Strand marschiert und hatte eine Affäre mit einer Touristin angefangen.
Sie hatte sich in ihn verliebt, und er hatte sie nur benutzt, um seiner ungeduldigen Freundin eins auszuwischen!
Das Gefühl der Demütigung traf sie wie ein Schlag in die Magengrube. Lucinda stützte sich auf der Tischplatte ab und erhob sich mühsam. Ihre Beine fühlten sich plötzlich an wie aus Blei. Sie war wütend, wütend auf Jason, weil er mit ihrem Herzen gespielt hatte, und wütend auf sich selbst, weil sie sich emotional auf ihn eingelassen hatte, anstatt nur einen Job in ihm zu sehen.
Entschlossen hob sie das Kinn. Der Job war noch nicht erledigt. Jason würde noch ein paar Minuten fort sein – genug Zeit, um sich etwas umzusehen.
Sie rannte zurück ins Schlafzimmer und entdeckte sein Handy auf dem Schreibtisch. Einige Knopfdrucke später hatte sie die Liste der kürzlich eingegangenen Telefonate vor sich: Ginger, Ginger, Ginger, Ginger, Ginger … Die Frau hatte doch tatsächlich ein Dutzend Mal angerufen! Hatte sie schon Verdacht geschöpft, was den Zeitvertreib ihres Freundes anging?
Einige weitere Namen aus Atlanta klangen nach Geschäftskontakten.
Nur ein Eintrag in der Liste stach hervor: das Javitz Rehab Center in Orlando.
Hm. Lucinda schrieb sich hastig die Telefonnummer auf und legte Jasons Handy zurück auf den Tisch. Dann ging sie durch die Hintertür nach draußen und rannte den Strand zurück zu ihrem Apartment.
Ihre schmerzenden Muskeln erinnerten sie an ihre nächtliche Eskapade mit Jason, aber sie schob die Erinnerung entschlossen beiseite. Es wurde höchste Zeit zum Abreisen. Wenn ihr Gefühl sie nicht trog, hatte sie nämlich endlich gefunden, wonach sie gesucht hatte!
Als Lucinda das Apartmenthaus erreichte, war sie schweißgebadet, wollte jedoch keine Zeit damit verlieren zu duschen. Sie rief in der Zentrale an, um ihre Abreise anzukündigen, und warf ihre Kleidungsstücke in den Koffer. Dann stapelte sie die mit ihrem Reisedrucker ausgedruckten Beschattungsfotos von Jason. Die Muschelsammlung, die sie dem Jungen am Strand abgekauft hatte, landete kurzerhand im Mülleimer.
Doch egal wie sehr sie auch versuchte, Jason zu vergessen – immer wieder stiegen Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit in ihr auf. Unwillkürlich schossen ihr die Tränen in die Augen. Warum hatte sie nicht auf Eugenia gehört? Jason McCormick hatte in der Tat das Talent, Frauen dazu zu bringen, sich in ihn zu verlieben.
Er hatte eine Meisterin des Betrugs reingelegt – dazu gehörte allerhand.
Plötzlich klopfte es an die Tür – bestimmt der Zimmerservice oder jemand aus der Zentrale.
Lucinda schniefte laut, ging zur Tür und öffnete sie.
Vor ihr stand Jason und sah sie mit einer Mischung aus Wut und Verwirrung an.
9. KAPITEL
Erschrocken keuchte Lucinda auf und schlug Jason panisch die Tür vor der Nase zu. Dann lehnte sie sich von innen dagegen.
„Lucy!“, rief er und klopfte erneut. „Lucy, was zum Teufel ist los?“
Sie saß in der Falle. Was nun?
„Lucy, ich werde nicht gehen. Früher oder später musst du ja doch rauskommen!“
Da hatte er leider recht. Schwer seufzend öffnete Lucinda ihm wieder die Tür. „Wie hast du mich gefunden?“
„Als ich vom Einkaufen zurückkam, habe ich gesehen, wie du den Strand langgerannt bist. Ich habe befürchtet, dass etwas nicht
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