Julia Sommerliebe Band 23
spärliche Details ihrer unglücklichen Kindheit preisgegeben. Wahrscheinlich hing es damit zusammen, dass Zoe Clark sich hinter der Fassade einer sorglosen Frau versteckte.
Als könnte nichts auf der Welt sie berühren.
Das kannte er nur zu gut – von sich selbst.
Erneut zogen sich ihm Magen und Herz zusammen. Er durfte sich diesem Gefühl aber keinesfalls hingeben, sondern sollte es als das sehen, was es für ihn war und sein musste: als deutliches Warnsignal, das Leandro nicht ignorieren durfte. Er konnte es sich einfach nicht erlauben, sich auf jemanden einzulassen. Das würde am Ende nur schrecklich wehtun.
Also kämpfte er gegen das Verlangen, das erneut in ihm aufstieg … und auch gegen das andere, noch viel unheimlichere Gefühl. Dann rollte er sich auf die andere Seite und versuchte, wieder einzuschlafen.
Als Zoe endgültig aufwachte, stand die Sonne schon hoch am Himmel. Leandro schlief immer noch tief und fest, hatte sich aber inzwischen von ihr abgewendet. Und obwohl er das wahrscheinlich völlig unbewusst getan hatte, fühlte es sich doch wie eine Abfuhr an. Wahrscheinlich stand ihr jetzt eines dieser gefürchteten Gespräche bevor, die man am Morgen danach so führte …
Als hätte Leandro ihre Gedanken gelesen, drehte er sich zu ihr um, blinzelte und öffnete schließlich die Augen. Er war sofort ganz da, das sah sie an seinem Blick.
„Guten Morgen“, sagte er. Es klang ganz neutral. Zoe konnte den Tonfall nicht einordnen und wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Also lächelte sie vorsichtig, strich sich das Haar aus den Augen und zog sich die Bettdecke schützend bis zum Kinn hoch. „Guten Morgen“, erwiderte sie.
Mehrere Sekunden lang sahen sie sich schweigend an. Schließlich lächelte Leandro träge. „Wollen wir frühstücken?“
Also stand das gefürchtete Gespräch gar nicht an. Noch nicht jedenfalls. Zoe war sich nicht sicher, ob sie darüber erleichtert oder enttäuscht sein sollte. Weil sie ihm nicht zeigen wollte, wie verwirrt sie war, rekelte sie sich – auch um Zeit zu gewinnen. Sie hatte keine Ahnung, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte.
Auf gar keinen Fall durfte sie ihm verraten, was in ihr vorging, das verstand sie ja selbst kaum. Ihre Gefühle waren so neu und kamen ihr so fremd vor, dass sie Angst davor hatte, sich genauer mit ihnen auseinanderzusetzen. Herauszufinden, ob sie überhaupt echt waren.
„Okay“, sagte sie schließlich und stieg aus dem Bett. Dann streifte sie sich so schnell wie möglich mit dem Rücken zu Leandro ihre Kleidungsstücke über. Dabei spürte sie, dass er sie beobachtete, und ihr Herzschlag beschleunigte sich.
Als sie sich wieder zu Leandro umdrehte, hatte er sich schon die Schlafanzughose übergezogen. Nur sein beeindruckend muskulöser Oberkörper war noch unbedeckt. Zoe wandte den Blick ab. Sie fühlte sich unbeholfen.
„Heute Morgen gebe ich dir frei“, verkündete er. „Dafür mache ich uns Frühstück.“
Gesagt, getan: Während Zoe am Küchentisch saß und Kaffee trank, schlug Leandro sechs Eier auf und verquirlte sie in einer Schüssel. „Ein besonders guter Koch bin ich nicht“, sagte er. „Aber ein anständiges Omelette kriege ich schon hin.“
„Das hört sich gut an“, erwiderte Zoe und lächelte.
Es roch auch gut, als Leandro seine Kreation einige Minuten später auf ihren Teller gleiten ließ: nach Tomaten und Basilikum.
Dann setzte er sich ihr gegenüber an den Tisch und reichte ihr eine Gabel. „Guten Appetit.“
Eine Weile lang aßen sie schweigend Omelette mit Vollkorntoast, während warme Sonnenstrahlen die Küche erhellten und sich draußen im See spiegelten. Eigentlich hätte alles wunderschön sein können, wenn Zoe nicht die ganze Zeit so angespannt gewesen wäre, nicht so ein mulmiges Gefühl in der Magengrube gehabt hätte.
Was ist denn das zwischen uns? hätte sie Leandro am liebsten gefragt. Was war das oder was soll das werden? Ein One-Night-Stand? Oder eine kurze Sommeraffäre?
Sie verschluckte sich an einem Stück Tomate im Omelette und trank schnell etwas Kaffee hinterher. Leandro betrachtete sie besorgt. Als sie den Hustenanfall unter Kontrolle hatte, nahm sie ihren Mut zusammen und räusperte sich. „Also …“
Leandro lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Als hätte er schon auf diesen Moment gewartet. „Ja?“ Er betrachtete sie vorsichtig, aber nicht unfreundlich. Seine Miene blieb mehr oder weniger neutral, und das konnte so gut wie alles
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