Julia Sommerliebe Band 23
bedeuten.
Zoe fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Auf einmal waren ihre Kehle und ihr Mund wie ausgetrocknet. „Was willst du von mir, Leandro?“, sagte sie schließlich. Sie hielt die Luft an und wartete … nein, hoffte.
Worauf eigentlich?
Leandro schwieg mehrere Sekunden lang. Dann fuhr er sich durchs Haar und seufzte. Das war schon mal kein gutes Zeichen. „Es war schön mit dir gestern Nacht“, sagte er.
Zoe fröstelte. Aha, schön war es also mit ihr gewesen. Anscheinend war sie doch nicht zu mehr zu gebrauchen … ein Mädchen wie sie.
„Ja“, erwiderte sie und griff schnell wieder nach ihrem Becher, um ihre Enttäuschung dahinter zu verbergen. „Stimmt, es war wirklich schön.“ Diesmal klang ihre Stimme schon fester, und sie konnte sogar seinen Blick erwidern.
„Tja …“ Leandro lächelte. „Und jetzt bist du noch … zwei Monate da, hab ich recht?“
„Ja. Also können wir es uns noch zwei Monate lang schön miteinander machen“, führte Zoe den Gedanken fort. Das Blut hämmerte in ihren Schläfen.
Leandro runzelte die Stirn, sein Blick war fragend. „Möchtest du das denn nicht? Du wirkst so, als ob …“ Er hielt inne und zuckte mit den Schultern.
Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Ich weiß, wie ich wirke.“
„Damit wollte ich dich nicht verurteilen“, versicherte er ihr schnell. „Das weißt du, oder? Ich habe dir doch gesagt, dass du anders bist, als diese … Frauen, mit denen sich mein Vater umgeben hat.“
„Ja.“ Sie stand vom Tisch auf und räumte das Geschirr zusammen. Sie brauchte diese rein mechanische Tätigkeit, um bloß nicht darüber nachdenken zu müssen, wie sie sich gerade fühlte. Wie unendlich verletzt sie war.
„Zoe …“ Leandro stand ebenfalls auf. „Habe ich dich eben irgendwie beleidigt?“
„Mich beleidigt? Nein, natürlich nicht.“ Sie beugte sich über die Spüle. „Wie du schon sagtest – wir hatten es gestern Nacht sehr schön miteinander. Und es spricht auch nichts dagegen, es uns weiter schön zu machen.“ Sie schluckte und zwang sich dazu weiterzusprechen: „Solange wir beide wissen, worauf wir uns da einlassen, ist am Ende auch niemand enttäuscht, richtig?“
„Richtig“, erwiderte Leandro zögerlich und blieb mitten im Raum stehen. Zoe hatte ihr Gesicht weiterhin von ihm abgewandt.
Dann sprach er mit entschlossenem Tonfall weiter: „Ich weiß nicht, ob du dir vielleicht mehr gewünscht hast“, sagte er. „Das kann ich dir leider nicht bieten, Zoe.“
„Warum sollte ich mir mehr wünschen?“, hakte sie nach, ohne sich zu ihm umzudrehen. Dabei war ihr bewusst, wie schwach ihre eigene Stimme klang.
„Es hat nichts mit dir oder deinem Hintergrund zu tun“, sagte Leandro. Mit wenigen Schritten war er bei ihr und hatte die Finger um ihr Handgelenk geschlossen. Die Berührung brannte auf ihrer Haut. „Es liegt an mir.“
Zoe umklammerte das Küchenhandtuch so fest, dass es wehtat. Sie blinzelte. „Ich verstehe.“
„Wirklich? Erinnerst du dich noch daran, dass ich dir gesagt habe, ich würde weder heiraten noch Kinder in die Welt setzen wollen?“
Erneut blinzelte sie. „Ja.“
„Das habe ich völlig ernst gemeint. Ich bin …“ Er ließ ihre Hand wieder los. „Ich fühle mich dazu nicht in der Lage. Und du dich ja wahrscheinlich auch nicht.“
Das hatte Zoe nie behauptet, aber darauf wollte sie ihn jetzt nicht hinweisen. „Nein, ich wohl auch nicht“, erwiderte sie stattdessen. Dann strich sie sich eine Strähne aus dem Gesicht und lächelte mühsam. „Wie du vorhin schon gesagt hast: Wir hatten eine tolle Nacht miteinander, und es spricht nichts dagegen, uns auch weiterhin zu amüsieren.“ Abgesehen davon, dass es ihr das Herz brechen würde. Aber das würde sie nie im Leben zugeben.
„In Ordnung.“ Leandro lächelte, dann zog er sie in seine Arme.
Sofort schmiegte Zoe sich an ihn, sie konnte nicht anders. Er küsste sie zärtlich und intensiv, und einen kurzen Moment lang schöpfte sie neue Hoffnung …
… bis er sie wieder losließ.
„Bis später dann“, sagte er. „Ich muss jetzt arbeiten.“
Zoe nickte stumm. Während sie ihm nachsah, dachte sie noch, dass fast immer er derjenige war, der ihr den Rücken zukehrte.
Weil sie noch zu aufgewühlt und erschöpft war, um weiter das Haus zu putzen, schenkte sie sich einen weiteren Becher Kaffee ein und setzte sich damit auf die Terrasse. Gedankenverloren sah sie zum See hinunter, auf dem heute besonders viele Segelboote und Jachten
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