Julia Sommerliebe Band 23
Frau bitte etwas Freiraum lassen?“
Die Reporterin fasste es als Ermutigung auf, ihre Befragung an ihn zu richten. „Mr Marcolini, wie verlautet, werden Sie nur für eine begrenzte Zeit hier in Sydney bleiben. Bedeutet es, dass Ihre neue Beziehung zu Ihrer Ehefrau ebenfalls einen festgelegten Zeitrahmen hat? Oder beabsichtigen Sie, sie nach Italien mitzunehmen, wenn Ihre Vortragsreihe und Ihr Operationsprogramm beendet sind?“
Claire stockte der Atem. Gespannt beobachtete sie Antonio, aber er wirkte so kühl und beherrscht wie gewöhnlich, mit seinem weltmännischen Lächeln auf den Lippen und seinem undurchdringlichen Blick, der keinerlei Hinweis darauf gab, was in seinem Kopf vorgehen mochte.
„Das geht nur meine Frau und mich etwas an“, erwiderte er ruhig. „Wir haben unsere Differenzen gerade erst beigelegt. Bitte lassen Sie uns etwas Raum und Privatsphäre, um an unserer Versöhnung zu arbeiten.“
Die junge Frau ließ sich von seiner recht schroffen Antwort nicht im Geringsten stören und fragte ungerührt weiter. „Mr Marcolini, Sie und Ihre Frau haben vor fünf Jahren das Trauma einer Totgeburt erlitten. Haben Sie einen Rat für Eltern, denen dasselbe zugestoßen ist?“
Claire spürte Antonios Anspannung in seinen Fingern, die ihre fest umschlossen. Sie sah ihm erneut ins Gesicht. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, und der Schmerz in ihrer Brust war so heftig, dass sie kaum atmen konnte.
„Der Verlust eines Kindes in jedem Alter ist ein schrecklicher Schicksalsschlag“, erklärte er. „Jeder Mensch muss auf seine eigene Weise damit umgehen und sich genügend Zeit lassen. Es gibt kein Patentrezept für den Umgang mit Kummer.“
„Und Sie, Mrs Marcolini?“ Die Journalistin richtete das Mikrofon wieder auf Claire. „Welchen Rat geben Sie trauernden Eltern, nachdem Sie diese Erfahrung persönlich durchmachen mussten?“
Claire suchte nach den richtigen Worten. Sie war sich bewusst, dass es da draußen Frauen wie sie gab, die von dem Verlust eines Babys erschüttert waren und zweifellos an ihren Lippen hingen. „Ich kann mich den Ausführungen meines Mannes nur anschließen. Es bleibt zu hoffen, dass die Forschung eines Tages genügend Fortschritte macht, damit Totgeburten der Vergangenheit angehören. Und man muss sich bewusst machen, dass nicht die Mutter schuld ist. Man darf sich keine Vorwürfe machen und nicht sich selbst die Schuld geben.“
Antonio legte einem Arm um sie und drückte sie fest an seine Seite, während er sich einen Weg durch das Knäuel aus Reportern und Fotografen bahnte. „Geh einfach weiter, cara “, raunte er ihr zu. „Dieser Aufruhr wird sich in ein paar Tagen wieder legen.“
„Ich verstehe nicht, warum unsere Situation so viel Aufmerksamkeit rechtfertigt. Wer schert sich schon darum, ob wir unsere Ehe fortsetzen oder nicht? Das ist doch wohl kaum schlagzeilenträchtig.“
Er zog sie an einer Hand mit sich und eilte über den Bürgersteig zu dem Restaurant. „Vielleicht nicht hier in Australien. Aber es gibt Korrespondenten, die Klatsch und Tratsch aus der ganzen Welt nach Italien übertragen. Sie dokumentieren gern, was Mario und ich tun – erst recht, seit wir am Ruder des Marcolini-Imperiums sitzen.“
„Und was treibt Mario zurzeit?“, fragte Claire, um das Thema zu wechseln. „Flirtet er noch immer mit jeder Frau, deren Herz noch schlägt?“
Sein Lächeln bewies wirkliche Zuneigung zu seinem Bruder. „Du kennst ihn doch. Es gefällt ihm, hart zu arbeiten und sich nach Feierabend zu amüsieren. Aber in letzter Zeit gibt es da ein Mädchen, das ihn offenbar ernsthaft interessiert. Eine Australierin, die er bei seinem letzten Aufenthalt hier kennengelernt hat. Aber bisher hat sie seinem Charme widerstanden.“
„Na ja, vielleicht sollte er es mal mit etwas Rücksichtslosigkeit oder Erpressung versuchen“, bemerkte Claire sarkastisch. „Beides scheint der Familie Marcolini im Überfluss im Blut zu liegen.“
Antonio drehte sich zu ihr um und hielt sie an den Oberarmen fest, damit sie sich nicht abwenden konnte. „Ich habe dir eine Wahl gegeben, Claire: deine Freiheit oder die deines Bruders. Du betrachtest es als Erpressung. Ich hingegen sehe darin eine Chance, um zu ergründen, was zwischen uns beiden falsch gelaufen ist.“
Sie entwand sich seinem Griff und rieb sich über die Arme, wie wenn seine Berührung sie beschmutzt hätte. „Ich kann dir sagen, was zwischen uns falsch gelaufen ist, Antonio. Für dich war ich nie mehr als ein
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