Julia Sommerliebe Band 23
„Lass es gut sein, Claire. Wir müssen die Vergangenheit hinter uns lassen und nach vorn blicken. Das ist die einzige Hoffnung, die wir haben, um es diesmal richtig zu machen.“
Claire schob ihren kaum angerührten Teller fort. „Wir würden jetzt nicht mal hier sitzen, wenn ich nicht die Scheidung eingereicht hätte. Du kannst es nur nicht ertragen, dass ich dir zuvorgekommen bin – wie du es auch nicht ertragen kannst, dass ich die Initiative ergriffen und dich verlassen habe, nicht anders herum. Und jetzt besitzt du die Frechheit, meinen Bruder zu benutzen, um mich zu zwingen, mit dir zusammen zu sein. Ich kann es nicht fassen, wie skrupellos du geworden bist, Antonio!“
„Dein Bruder hat nichts damit zu tun.“ Antonio atmete tief durch. „Ich hätte mich in jedem Fall bei dir gemeldet und dir eine Versöhnung auf Probe vorgeschlagen. Er ist nur das Mittel zu Zweck. Ein sehr wirksames Mittel, mit dem ich sicherstellen kann, dass du auch einwilligst.“
Sie hüllte sich in eisiges Schweigen und fragte sich, ob sie ihm glauben sollte oder nicht. Er hatte sich reichlich viel Zeit gelassen, um Kontakt mit ihr aufzunehmen. Sie hatte jahrelang nichts von ihm gehört. Womöglich hing sein Gesinnungswandel mit dem Tod seines Vaters zusammen.
Konnte Antonio tiefere Beweggründe dafür haben, dass er sie an sich binden wollte? Sie blieb misstrauisch. Ihr sträubten sich die Nackenhaare. Warum hatte er so seltsam auf ihre Frage reagiert, ob er sich den Nachlass mit seinem Bruder teilte? Allmählich glaubte sie, dass er mit allen Mitteln zu verhindern suchte, dass sein Vermögen reduziert wurde – selbst wenn er dadurch gezwungen war, sich mit seiner entlaufenen Ehefrau zu versöhnen.
„Ich habe im Laufe der Jahre sehr viel an dich gedacht“, bemerkte er in die Stille. „Als ich das Angebot bekam, nach Australien zu gehen, habe ich sofort zugegriffen. Weil ich es als ideale Gelegenheit ansehe, um zu prüfen, ob wir noch etwas retten können von dem, was von unserer Beziehung übrig geblieben ist. Du hattest die ganze Zeit nicht auf eine Scheidung gedrängt. Deshalb dachte ich, es bestünde vielleicht eine Chance, dass du immer noch etwas für mich empfindest.“
„Tja, da hast du dich geirrt.“ Claire starrte ihn feindselig an und warf verärgert ihre Serviette auf den Tisch. „Ich empfinde rein gar nichts für dich.“
Er zuckte nicht einmal mit der Wimper unter ihrem vernichtenden Blick. „Das ist nicht wahr, cara. Du empfindest viele Dinge für mich. Zorn und Hass, um nur zwei von ihnen zu nennen.“
„Und das reicht nicht, um dich mit deinem seltsamen Versöhnungsplan, der nur auf Erpressung basiert, zum Teufel zu jagen?“, fragte sie in scharfem Ton.
„Nicht, solange ich nicht mit Sicherheit weiß, dass es keine Hoffnung mehr gibt. Und der einzige Weg für mich, das herauszufinden, ist, sofort anzufangen – noch heute Nacht.“
Ein Anflug von Panik stieg in ihr hoch. „Du erwartest doch wohl nicht, dass ich die Nacht mit dir verbringe? Noch nicht. Ich bin nicht bereit dafür. Es ist zu früh.“
Er lächelte nur überheblich.
Wie ein Pokerspieler, der im Begriff steht, einen Royal Flush aufzudecken.
„Bitte, wenn du nicht mitmachen willst …“ Antonio holte sein Handy heraus. „Ich kann Frank anrufen und ihm sagen, dass die Polizei in einer halben Stunde eintreffen wird, um deinen Bruder abzuholen und Anklage gegen ihn zu erheben.“
Claire ballte die Hände unter dem Tisch. „Nein, bitte nicht“, brachte sie erstickt hervor. „Tu es nicht. Ich … Ich werde bei dir bleiben.“
Er musterte ihr Gesicht. „Ich zwinge mich dir nicht auf, cara “, versprach er. „Du glaubst doch sicherlich nicht, dass ich mich dir gegenüber so rüpelhaft benehmen würde, oder? Ich kann zwar nicht versprechen, dass ich mich ganz zurückhalten kann, aber ich werde dir nicht zu nahe treten, wenn du es nicht willst.“
Sie presste die Lippen zusammen und wartete einige Momente, bevor sie zugab: „Ich bin nicht sicher, was ich denken soll. Wir sind inzwischen praktisch Fremde.“
„Sogar Fremde können Freunde werden. Wäre das nicht ein versöhnliches Ende nach drei Monaten, wenn sonst schon nichts dabei herauskommt?“
Skeptisch entgegnete sie: „Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass wir uns Weihnachtskarten schicken und uns per E-Mail austauschen, um uns gegenseitig auf dem Laufenden zu halten. Außerdem stammen wir aus total verschiedenen Welten. Ich weiß wirklich
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