Julia Sommerliebe Band 23
harter Arbeit vor uns, aber wie Sie gesagt haben, darum geht es in einer Ehe.“
„Mein Mann ist auch plastischer Chirurg“, fuhr Janine fort. „Er ist sehr beeindruckt von den neuen Techniken, die Antonio vorstellt. Sie müssen sehr stolz auf ihn sein. Er hat so vielen Menschen auf der ganzen Welt ein neues Leben und Hoffnung geschenkt.“
„Ja, das bin ich.“ Claire wandte ihm den Kopf zu. Er war ein paar Plätze entfernt in ein Gespräch mit einem anderen Gast vertieft, drehte sich aber spontan zu ihr um, als wenn er ihren Blick spürte.
Ihr stockte der Atem. Sie konnte nicht aufhören, ihn zu mustern; es war, als sähe sie ihn zum allerersten Mal. Sie staunte, wie hervorragend er in formeller Kleidung aussah, wie der Smoking die Dunkelheit seiner Augen und Haare betonte und wie das strahlende Weiß des Frackhemds den olivfarbenen Teint unterstrich. Auf seinen Lippen lag ein sinnliches Lächeln, als wüsste er genau, worauf ihre Gedanken abzielten.
Doch woher sollte er ahnen, dass sie jeden Zentimeter seines Körpers erforschen wollte, wie sie es früher so oft getan hatte? Sah er den Hunger in ihren Augen? Merkte er, wie angespannt und aufgewühlt sie war, wie rastlos ihre Hände und Beine unter dem Tisch zappelten? Das Verlangen war wie eine unbändige Kraft in ihrem Körper, durchströmte ihn wie ein reißender Fluss, loderte wie ein wütendes Feuer, das nur die Vereinigung mit Antonio auslöschen konnte.
„Ihr beide seid ja so romantisch“, schwärmte Janine mit einem nachsichtigen Lächeln. Sie stieß ihren Mann mit dem Ellbogen an. „Guck sie dir an, John! Sind sie nicht das verliebteste Paar, das du jemals gesehen hast?“
Claire spürte, wie ihre Wangen rot wurden, als Antonio auf seinen Platz zurückkehrte, ihr einen Arm um die Schultern legte und sie an sich zog. „Ich war ein Idiot, dass ich sie fortgelassen habe“, sagte er zu Janine. „Es wird nicht wieder passieren, das kann ich dir versichern.“
„Nun, du weißt ja, wie man so schön sagt: Es gibt nichts Besseres als eine Versöhnung im Schlafzimmer. So sind wir zu unseren drei Kindern gekommen. Stimmt’s, Darling?“
John runzelte die Stirn und raunte vorwurfsvoll: „Janine, bitte!“
„Wieso? Was habe ich denn Falsches gesagt?“
„Schon gut, John“, beschwichtigte Antonio. „Claire und ich können nicht erwarten, dass jeder Außenstehende für den Rest unseres Lebens das Thema Kinder meidet.“
Janine machte ein langes Gesicht und murmelte betroffen: „Oje! Das hatte ich total vergessen. John hat mir davon erzählt. Sie müssen mich für furchtbar gefühllos halten. Es tut mir wahnsinnig leid.“
Claire lächelte sie beschwichtigend an, obwohl es sie viel Mühe kostete. „Bitte machen Sie sich deswegen keine Gedanken. Es wird mit jedem Tag ein bisschen leichter.“
Zum Glück wurde gleich darauf das Dinner serviert, und es ergaben sich andere Gesprächsthemen. Um Janines willen zwang Claire sich, etwas zu essen, als wäre alles in Ordnung, doch sie wurde sich kaum bewusst, was sie zu sich nahm.
Nachdem die Tische wieder abgeräumt waren, wurde Antonio aufgerufen. Er betrat das Rednerpult, das mit Projektor und großem Monitor ausgestattet war, und bedankte sich bei dem Veranstalter. Dann berichtete er von seiner Arbeit auf dem Gebiet der wiederherstellenden Chirurgie unter der Schirmherrschaft von FACE. Er zeigte Fotos von Gesichtern, die er operiert hatte. Darunter befanden sich mehrere Patienten aus Ländern der Dritten Welt, die von der karitativen Einrichtung mit den Transportkosten nach Rom gesponsert wurden.
Staunend betrachtete Claire die Fotos eines Kindes. Das kleine Mädchen, etwa sieben oder acht Jahre alt, war mit anormal breitem Gesicht, großem Augenabstand und flacher Nase zur Welt gekommen. Ein Team aus drei Chirurgen hatte unter Antonios Leitung zwölf Stunden gearbeitet, um der Kleinen zu ermöglichen, ein normales Leben zu führen, ohne sich wegen ihres ungewöhnlichen Erscheinungsbildes schämen zu müssen. Die Vorher-Nachher-Aufnahmen wirkten verblüffend, die glücklich lächelnden Gesichter des Mädchens und seiner Eltern anrührend.
Nachdem Antonio die Präsentation beendet hatte, beantwortete er geduldig Fragen aus dem Publikum, bevor er unter donnerndem Applaus an seinen Tisch zurückkehrte.
Die Band spielte erneut auf; er griff nach Claires Hand und schlug vor: „Lass uns noch einmal tanzen, bevor wir nach Hause gehen.“
Ohne zu zögern begleitete sie ihn auf das Parkett und
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