Julia Sommerliebe Band 23
ins Spiel und stimmte immer noch.
Sex mit dem Ex war nicht ungewöhnlich, wenn man den Klatschblättern Glauben schenken konnte. In diese Versuchung kam Claire jetzt, sosehr sie diese Gefühle auch zu ignorieren versuchte.
„Du machst dich steif“, bemerkte Antonio. Er streichelte ihren Rücken, als der Song endete und eine noch langsamere ergreifende Melodie erklang. „Was ist mit dir los? Entspann dich, cara. Die Leute beobachten uns.“
Wie konnte sie sich entspannen, wenn seine Hände ausgerechnet an der empfindsamen Stelle dicht oberhalb des Pos auf ihrem Rücken ruhten? Sie hatte Schmetterlinge im Bauch, und ihre Haut prickelte, als sie seinem eindringlichen Blick begegnete.
„Ich bin nicht mehr an so große Menschenmengen gewöhnt“, erklärte sie. „Seit einer Ewigkeit war ich nicht mehr aus. Verglichen mit dir führe ich ein sehr beschauliches Leben.“
Er ließ das Kinn auf ihrem Kopf ruhen, während sie sich zur Musik wiegten. „An einem geruhsamen Leben ist nichts auszusetzen. Manchmal wünsche ich mir, meins wäre nicht so hektisch.“
Claire atmete tief seinen Duft ein. Es fühlte sich herrlich und so richtig an, in seinen Armen zu sein, als ob sie dorthin und nirgendwohin sonst gehörte. Das Problem war, dass sie nicht wusste, wie lange sie dort verweilen konnte. Antonio schien allen Ehrgeiz daran zu setzen, ihre gescheiterte Ehe wieder einzurenken, doch seine Motive wirkten höchst suspekt.
Es war so schwer zu ergründen, was er tatsächlich dachte oder fühlte. Er verstand sich einfach zu gut darauf, sich nicht in die Karten schauen zu lassen. Sie dagegen trug das Herz auf der Zunge, zu ihrem eigenen Nachteil. Von Anfang an hatte sie sich ihm gegenüber verwundbar gemacht, und nun schien es ihr erneut zu passieren.
Antonio wusste, dass er sie fest in der Hand hatte, dass sie nichts tun würde, was das Wohlergehen ihres Bruders gefährdete. Das war seine Trumpfkarte, und Claire war zu feige, um ihn zu überbieten und es darauf ankommen zu lassen, obwohl sie es liebend gern getan hätte.
Leider musste sie befürchten, dass sie sich schon zu sehr auf Antonio eingelassen hatte, um sich noch aus der Affäre ziehen zu können – selbst wenn die Klageandrohung gegen Isaac vom Tisch gewesen wäre. Sie konnte den quälenden Verdacht nicht abschütteln, dass sie sich geirrt hatte, als sie ihm eine Affäre mit Daniela Garza unterstellte.
Wenn dem so war, dann hatte sie ihrer beider Leben ruiniert, indem sie ihn so impulsiv verlassen hatte. Die Neigung, die sie ihrem Bruder immer und immer wieder vorwarf, hasste sie an sich selbst am meisten: erst zu handeln und dann zu denken. Wie konnte sie sich selbst jemals verzeihen, wenn sie die damalige Situation ganz falsch eingeschätzt hatte?
Ein anderes Tanzpaar kam ihnen gefährlich nahe. Antonio legte schützend die Arme um Claire und verhinderte geschickt eine Kollision. „Du siehst so nachdenklich aus, cara. Bedrückt dich etwas?“
Sie zögerte einen Moment, bevor sie ihn ansah und stockend fragte: „Wenn du keine Affäre mit Daniela hattest … warum hast du dann nach dem Tod des Babys nicht mehr mit mir in einem Bett geschlafen? Du bist nie zu mir gekommen. Nicht ein einziges Mal.“
Seine Miene verhärtete sich. „Das lag daran, dass ich es für besser hielt, dir in den ersten Tagen Ruhe zu gönnen. Ich wollte verhindern, dass du mitten in der Nacht durch Anrufe aus dem Krankenhaus gestört wirst. Dann, nach einer Weile, wurde mir klar, dass du mich nicht mehr bei dir haben wolltest. Ich hatte das Gefühl, dass du mich für alles verantwortlich gemacht hast. Egal, was ich getan oder gesagt habe, du hast mich verteufelt.“
Wie damals drohte Claire auch jetzt in ein tiefes Loch zu fallen und von ihrem Kummer überwältigt zu werden. Sie musste Antonio recht geben. Ja, sie hatte ihm tatsächlich die alleinige Schuld an der Kluft zwischen ihnen zugeschoben.
Im Nachhinein wurde ihr bewusst, dass sie sich ebenso von ihm distanziert hatte wie er von ihr. Sie war sich so verloren, so verstört vorgekommen, dass es ihr schwergefallen war, Trost bei ihm zu suchen. Dabei hatte sie es sich vorgenommen, sehr oft sogar. Aber er war immer häufiger über Nacht im Krankenhaus geblieben oder ins Gästezimmer umgezogen, und sie hatte einsam und verlassen in ihrem Ehebett gelegen und sich die Augen ausgeweint.
Niemals hatte sie ihn auch nur eine einzige Träne um ihre Tochter vergießen sehen. Sie wusste natürlich, dass jeder Mensch auf seine eigene
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