Julia Sommerliebe Band 24
etwas Übung darin verhelfen.“ Avery verdrängte Erinnerungen an die anderen Gelegenheiten, bei denen Malik nicht hatte warten wollen. Wie damals, als er ihr Kleid mit der Spitze seines Zeremonienschwertes aufgeschlitzt hatte, weil es ihm zu umständlich gewesen war, all die Knöpfe zu öffnen. Oder damals, als er … Nein, beschloss sie. Daran werde ich ganz bestimmt nicht denken.
Während Chloe die Tür hinter sich schloss, zog Avery ihre Kaffeetasse zu sich heran. „Sobald wir ihr etwas mehr Selbstvertrauen eingeimpft haben, wird sie ihren Job großartig machen.“
„Sie ist taktlos. Warum zum Teufel tust du dir das an?“
„Mitarbeiter ohne Berufserfahrung einzustellen? Weil jeder Mensch eine Chance verdient. Chloe hat Potenzial, und …“
„Ich meine nicht deine Personalentscheidungen, sondern die Sache mit dem Prinzen. Warum hast du zugestimmt, die Hochzeit deines Ex-Freundes zu organisieren? Das macht dich doch fertig.“
„Unsinn. Es ist ja nicht so, als ob ich ihn hätte heiraten wollen. Außerdem arrangiere ich nicht die Hochzeit selbst.“ Ein Foto der Wüste bei Sonnenuntergang erschien auf ihrem Computer. Avery nahm sich vor, es auszutauschen. Womöglich war dieses Bild der Grund für ihren wiederkehrenden Traum. „Ich bin für die Party am Abend verantwortlich, das ist alles.“
„Alles? Auf keiner Gästeliste der letzten zehn Jahre stehen so viele einflussreiche Leute wie auf dieser.“
„Darum muss auch alles perfekt sein. Und es macht doch Spaß, die Party zu planen. Partys sind fröhliche Veranstaltungen mit fröhlichen Leuten.“
„Heißt das, es ist dir egal?“ Jenny wackelte mit den nackten Zehen. „Du warst ein Jahr mit diesem scharfen Prinzen zusammen. Seitdem bist du mit keinem Mann mehr ausgegangen.“
„Weil ich damit beschäftigt bin, mein Unternehmen aufzubauen. Übrigens war es kein Jahr. Keine meiner Beziehungen hat so lange gedauert.“
„Es war ein Jahr, Avery. Zwölf Monate.“
„Na gut, wenn du meinst. Zwölf Monate der Lust.“ Es tat gut, die Sache herunterzuspielen und ihr ein Etikett zu verpassen. „Ich wünschte, die Leute würden guten Sex nicht dauernd romantisch verklären. Dann würden auch weniger Ehen scheitern.“
„Wenn der Sex so gut war, warum habt ihr euch dann getrennt?“
Averys Brustkorb fühlte sich plötzlich eng an. Sie wollte nicht über Jennys Frage nachdenken. „Er will heiraten. Ich nicht. Ich habe Schluss gemacht, weil unsere Beziehung keine Zukunft hatte.“ Und weil er arrogant und manipulativ war. „Die Ehe ist einfach nichts für mich.“
„Also haben deine Träume nichts damit zu tun, dass du dir deinen Ex zusammen mit seiner jungfräulichen Prinzessin vorstellst?“
„Natürlich nicht.“ Avery zog eine Schachtel Tabletten gegen Sodbrennen aus ihrer Handtasche. Nur noch zwei waren übrig. Sie musste Nachschub kaufen.
„Trink weniger Kaffee, dann brauchst du die nicht“, empfahl Jenny.
„Du klingst wie meine Mutter.“
„Nein. Nichts gegen deine Mutter, aber sie würde etwas sagen wie: Kaum zu glauben, dass du wegen eines Mannes so schlecht drauf bist, Avery. Genau davor habe ich dich gewarnt, als du fünf warst und ich dir beigebracht habe, dass du für dein Leben selbst verantwortlich bist – auch für deinen Orgasmus.“
„Fünf war ich nicht mehr, als sie mir das beigebracht hat.“ Avery kaute die Tablette. Der dumpfe Schmerz im Kiefer zeigte ihr, dass sie nachts wieder mit den Zähnen geknirscht hatte. Stress.
„Willst du wissen, warum ich den Auftrag angenommen habe? Aus Stolz. Als Malik anrief und sagte, dass er so bald nach unserer Trennung heiraten würde, habe ich nicht nachgedacht.“ Es hatte furchtbar wehgetan. Schlimmer als jemals etwas anderes zuvor in ihrem Leben. „Er wollte wissen, ob es mir unangenehm wäre, die Party zu organisieren. Ich war drauf und dran, Ja zu sagen. Ja, du unsensibler Mistkerl, selbstverständlich wäre es das. Dann hat sich mein Stolz gemeldet, und plötzlich hörte ich mich antworten, dass es kein Problem wäre.“
„Du solltest deinen Mund umprogrammieren. Das habe ich mir schon oft gedacht.“
„Danke. Jedenfalls wurde mir klar, dass Malik mich vermutlich engagiert hat, um mich zu bestrafen.“
Jenny kehrte beide Handflächen nach oben. „Wofür denn?“
„Ach, egal.“ Avery neigte nicht dazu, zu erröten, doch jetzt stieg ihr das Blut in die Wangen. „Unsere Firma ist die erste Wahl für so eine Party. Hätte ich abgelehnt, würden die Leute
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