Julia Sommerliebe Band 24
sagen, dass ich immer noch nicht über Malik hinweg bin.“ Und dann hätte er es gewusst. Er hätte gewusst, wie sehr er sie verletzt hatte. Obwohl er das bestimmt sowieso wusste. Avery war deprimiert von dem Gedanken, was aus der Beziehung geworden war.
„Delegier den Auftrag.“ Jenny schlüpfte wieder in ihre Schuhe. „Ich kenne keine coolere Frau als dich, aber die Hochzeitsparty zu planen für den Mann, den du geliebt hast …“
„Mit dem ich tollen Sex hatte“, korrigierte Avery ihre Freundin.
„Nenn es, wie du willst: Es macht dich krank. Wir arbeiten seit sechs Jahren zusammen, aber wenn du so weitermachst, muss ich kündigen. Wegen meiner Gesundheit. Diese ständige Anspannung bringt mich noch um.“
„Tut mir leid.“ Aus dem Augenwinkel heraus registrierte Avery, dass ihr Bildschirmschoner wieder aufgetaucht war. Hastig drückte sie ein paar Tasten und ersetzte das Wüstenfoto durch eins von der Arktis. „Lass uns über die Arbeit reden. Danach geh ich duschen.“
„Ach ja, Arbeit. Die goldene Hochzeit des Senators. Der wählerischste Kunde, den wir je hatten.“ Jenny schlug ihr Notizbuch auf und überflog die Einträge.
Avery nahm die Kaffeetasse in beide Hände. Die Wärme war irgendwie tröstlich. „Warum nimmst du immer noch dieses Ding, obwohl ich dir die neuste Technologie zur Verfügung stelle?“
„Ich mag mein altmodisches Notizbuch. Außerdem kann ich darin herumkritzeln und Karikaturen von Kunden zeichnen. Wie auch immer, der Senator verlangt 50 Schwäne als Überraschung für seine Frau. Offenbar sind Schwäne ein Symbol für Treue.“
„Der Mann hatte mindestens drei außereheliche Affären. Ich finde nicht, dass er seine Treue feiern sollte. Du?“
„Nein, aber mir ist bisher keine taktvolle Möglichkeit eingefallen, ihm das zu sagen.“
„Hol das bitte schnell nach, Jenny. Wenn er seiner Frau gegenüber das Wort Treue in den Mund nimmt, verwandelt sich die Party in einen Kriegsschauplatz. Keine Schwäne. Abgesehen davon, dass sie Treue symbolisieren, haben sie nämlich ein unberechenbares Temperament. Was noch?“
„Er will für jedes Jahr seiner Ehe einen Ballon steigen lassen. Nicht diese kleinen Dinger, die man an einem Faden hält, sondern die großen, mit denen Menschen in die Lüfte steigen.“
Avery senkte in gespielter Verzweiflung ihre Stirn auf die Tischplatte. „Manchmal wäre ich gern tot.“
„Bloß nicht. Dann hätte ich den Senator ja allein am Hals.“
Langsam hob Avery den Kopf wieder. „Keine Ballons. Erstens sind sie nicht überall erlaubt, und zweitens arbeitet der Senator doch gerade mit Umweltschützern zusammen. Schlag ihm vor, Tauben zu nehmen. Die Gäste können sie fliegen lassen und sich naturverbunden fühlen.“ Sie lehnte sich zurück und versuchte, sich zu konzentrieren. „Allerdings nicht 50 Tauben. Zwei reichen. Sonst leidet die teure Kleidung der Gäste unter dem, was die Vögel fallen lassen.“
Jenny zog die Stirn kraus. „Er wird mich fragen, was zwei Tauben symbolisieren.“
„Viel weniger Dreck als 50 Schwäne. Okay, entschuldige, das kannst du ihm natürlich nicht sagen. Lass mich nachdenken.“ Avery nippte an ihrem Kaffee. „Sag ihm, sie repräsentieren Frieden und Harmonie. Nein, besser nicht. In der Ehe des Senators gibt es weder das eine noch das andere. Partnerschaft. Ja, das ist es. Die Tauben stehen für den gemeinsamen Lebensweg des Senators und seiner Frau.“
Grinsend schrieb Jenny die Stichworte auf.
„Nimm Chloe zur Party mit“, fuhr Avery fort. „Wir müssen sie von ihrer Schwärmerei für Prominente kurieren. Es wird eine wertvolle Erfahrung für sie sein, sich unter die Gäste zu mischen. Außerdem kann sie helfen, falls die Tauben inkontinent werden.“
„Warum lässt du uns die Zubran-Hochzeit eigentlich nicht ohne dich erledigen?“
„Weil es dann heißen würde, dass ich ihr nicht gewachsen bin. Und Malik wird es ebenfalls denken.“ Avery nagte an ihrer Unterlippe. Ob er immer noch sauer auf sie war? Damals war er ja unglaublich wütend. Seine schwarzen Augen … Sie dachte, gleich würde ein Sturm losbrechen. Und sie war genauso zornig wie er. Keiner von beiden wollte nachgeben.
Jenny betrachtete ihre Freundin. „Du vermisst ihn, richtig?“
Ja. „Ich vermisse den Sex. Und das Streiten.“
„Wie bitte?“
Avery zuckte die Schultern. „Streiten kann anregend sein. Malik ist sehr klug. Manche Menschen lösen Kreuzworträtsel, um geistig fit zu bleiben. Ich mag eben einen guten
Weitere Kostenlose Bücher