Julia Sommerliebe Band 24
Gespräche.“ Er wollte flapsig klingen, aber es gelang ihm nicht so recht.
Er riskierte einen Blick und bemerkte, dass auch sie sich krampfhaft um einen gleichgültigen Gesichtsausdruck bemühte. Da haben sich ja die Richtigen gefunden. „War es Ihnen auch schon zu viel, dass ich Ihnen vorhin die Autotür aufgehalten habe?“
Sie verzog das Gesicht und schloss sichtbar genervt die Augen. Sicher bedauerte sie bereits, seiner Einladung gefolgt zu sein.
Aber da war noch etwas anderes. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte er Panik in ihren Augen aufblitzen sehen.
Vermutlich hat sie schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht, und ich bin in ein Fettnäpfchen getreten. Glückwunsch! Er trommelte mit den Fingerspitzen auf den Tisch, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen, dabei versuchte er ein schiefes Lächeln. „Hey, war nicht so gemeint.“
Gleichzeitig wurde ihm bewusst, dass er noch immer nicht ihren Namen wusste. Behutsam tastete er sich vor. „Ich habe wirklich nur eine Begleitung zum Abendessen gesucht. Verraten Sie mir wenigstens, wie ich Sie ansprechen darf?“
Bonnie versuchte sich zu beruhigen. Sie musste die Kontrolle über die Situation behalten. Was sollte sie ihm sagen? Irgendeinen Fantasienamen erfinden, um ihm zu signalisieren, dass sie nicht vorhatte, sich über diesen Abend hinaus mit ihm einzulassen?
Doch ihr Kopf war leer, darum sagte sie schlicht die Wahrheit: „Bonnie.“
„Also, Bonnie …“ Er legte eine Kunstpause ein, und sie musste sich das Lachen verkneifen. Offenbar glaubte er nicht, dass es ihr richtiger Name war.
„Bleiben Sie länger auf Bali?“ Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Er hatte wirklich wunderbare Lippen …
Sie riss sich zusammen. „Nur eine Woche, bis ich meine neue Stelle antrete.“
„Was ist das für eine Stelle?“ Er lehnte sich zurück. Das dünne Hemd spannte über seinem durchtrainierten Brustkorb.
Bonnies Kehle wurde trocken. „Ein kleines allgemeinmedizinisches Versorgungszentrum in Ayers Rock“, brachte sie mühsam hervor. „Ich bin Krankenschwester und Hebamme und arbeite dort, wo ich gerade gebraucht werde. Am liebsten draußen im Outback.“
Bei ihren Worten schien ein Schatten über sein Gesicht zu gleiten. Oder spielte ihr das Kerzenlicht einen Streich? Jedenfalls nickte er nur stumm, anstatt auf ihre Antwort einzugehen.
Um Himmels willen. Das war knapp, dachte Harry. Der Einsatz, den er heute abgesagt hatte, wäre ebenfalls in Ayers Rock gewesen. Viel zu nahe an dem Ort, den er für immer vergessen wollte. Auch seine Frau war Hebamme gewesen. Sie hatten sich in Katherine kennengelernt, wo er für den RFDS, den Royal Flying Doctor Service, gearbeitet hatte. Was für eine grausame Ironie des Schicksals.
Zum Glück schien sie nichts zu bemerken, als er abrupt das Thema wechselte. „Und was haben Sie hier auf dieser paradiesischen Insel bis jetzt erlebt?“
„Abgesehen davon, dass ich mich mit fremden Männern zum Abendessen treffe?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Nicht viel. Schwimmen zum Beispiel, aber das tue ich auch daheim in Darwin. Dann war ich auf dem Markt und habe mir den Sonnenuntergang angesehen, aber auch Märkte und Sonnenuntergänge gibt es bei uns zu Hause.“
Harry beobachtete sie amüsiert. Ihr Pokerface war verschwunden, und ihr stand deutlich lesbar ins Gesicht geschrieben, was sie dachte – sie schien dies jedoch nicht zu ahnen.
„Ich würde gern noch mehr von der Landschaft sehen“, sagte sie schließlich. „Reisfelder und Vulkane gibt es bei uns nicht.“
„Dann sollten Sie unbedingt die Fahrradtour am Mount Agung mitmachen.“
„Wo ist das denn?“
Er deutete vage den Strand hinauf. „Oben in den Bergen. Ein paar Stunden Busfahrt, aber es lohnt sich. Die Radtour selbst ist etwa fünfundzwanzig Kilometer lang.“
„Dann muss ich leider passen. Ich saß seit zehn Jahren nicht mehr auf einem Fahrrad.“ Sie lachte bei dem Gedanken. „Das wäre ein Anblick! Und am nächsten Tag könnte ich vermutlich nicht mehr geradeaus gehen.“
Harry lachte laut auf, und sie konnte nicht anders als mitzulachen. Wieder dachte sie an das Bild des einsamen Leuchtturms. Dann lehnte er sich ein Stück über den Tisch und versuchte sie von dem Ausflug zu überzeugen. „Es geht die meiste Zeit bergab, durch Dörfer und Reisfelder, über einen Fluss. Es würde Ihnen gefallen.“
Bonnie bezweifelte, dass sie sich dazu aufraffen könnte. „Bestimmt, aber Fahrrad fahren ist nichts für mich.“
„Sagen Sie mir
Weitere Kostenlose Bücher