Julia Sommerliebe Band 24
Schnäppchen.“
„Okay.“ Bonnie glaubte nicht, dass Feilschen ihr neues Hobby werden würde, aber vielleicht sollte sie es wenigstens mal versuchen.
„Oder halten Sie Ausschau nach Läden, die zum Festpreis verkaufen. Dort bekommen Sie meistens einen fairen Preis. Nicht so billig wie auf der Straße, aber dafür laufen Sie nicht Gefahr, übers Ohr gehauen zu werden.“
„Sie lassen sich nie übers Ohr hauen, oder?“
„Selten. Jedenfalls nicht von Balinesen.“ Sie konnte seinen Unterton nicht eindeutig zuordnen. Glücklicherweise kam in diesem Moment das Essen.
Obwohl ihre Augen sich inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte Bonnie das, was auf ihrem Teller lag, kaum erkennen. „Das Auge isst hier wohl nicht mit?“, scherzte sie.
Wieder ertönte sein warmes Lachen und verursachte ein angenehmes Kribbeln auf ihrer Haut – als ließe jemand eine Handvoll feinen Sand ihren Rücken hinunterrieseln.
„Möchten Sie sehen, was auf Ihrem Teller liegt?“ Er griff in seine Hosentasche, und einen Moment später wurde Bonnie von einem so grellen Licht geblendet, dass sie sich unwillkürlich die Augen rieb.
„Verzeihung, ich hätte Sie vorwarnen sollen.“ Schemenhaft nahm sie wahr, dass er eine Digitalkamera über den Tisch schob. „Schauen Sie.“
Auf dem kleinen Bildschirm sah Bonnie ihren Teller, von dem sie ein länglicher, knusprig braun gegrillter Fisch aus einem leblosen Auge anstarrte. Sie schüttelte sich.
„Beim Essen sollte man nicht zu viel nachdenken“, sagte Harry kryptisch. „Außer dem Fisch haben Sie hier noch Muscheln, Garnelen, Calamarispieße, Krabben- und Hummerfleisch und einen grünen Salat.“
Jetzt konnte sie alles erkennen. „Den Fototrick haben Sie wohl schon öfter angewendet?“ Insgeheim musste sie zugeben, dass es eine gute Idee war.
Er steckte die Kamera wieder in die Hosentasche. „Meistens, wenn ich alleine hier war. Ich bin froh, dass Sie mitgekommen sind.“
„Ich auch“, sagte Bonnie und meinte es ehrlich. Die gelöste Atmosphäre und das Bier trugen dazu bei, dass sie sich langsam wieder entspannte.
Ringsum sah sie lächelnde Kellner, tanzende Kerzenflammen, und in der Entfernung die helleren Lichter der Restaurantgebäude. Ab und an drang das Motorengeräusch eines startenden oder landenden Flugzeugs vom Ngurah Rai Flughafen an ihr Ohr. Leise rauschte die Brandung an den Strand, über dem sich ein kristallklarer Sternenhimmel wölbte. „Es ist wirklich wunderschön hier. Vielen Dank für diesen Ausflug.“
„Sehr gerne.“ Der Kellner kam zurück und brachte eine Kokosnuss, in der ein langer Strohhalm steckte. „Soll ich davon auch ein Foto machen?“
„Danke, nicht nötig.“ Bonnie hob die riesige grüne Frucht mit beiden Händen an. „Du meine Güte. Die kann ich unmöglich alleine austrinken.“
„Deswegen habe ich nur eine bestellt. Trinken Sie, so viel Sie mögen. Ich kümmere mich um den Rest.“
Der Gedanke daran, dass seine Lippen ihren Strohhalm berühren würden, verursachte ein seltsames Gefühl in ihrem Magen. Schnell wechselte sie das Thema. „Also, was machen Sie den ganzen Tag?“
„Nichts.“ Harry blickte konzentriert auf sein Essen.
„Wird Ihnen gar nicht langweilig?“ Sie nahm einen Bissen von ihrem Fisch. Er schmeckte köstlich, zart wie Butter und mit einem Hauch von Limette.
„Bis jetzt nicht. Manchmal fahre ich nach Lovina, zum Tauchen oder Surfen.“
Sie trank einen weiteren Schluck Kokosmilch. Surfen, Tauchen, Abendessen am Strand. Ein Leben wie im Paradies. Jedenfalls für eine Weile. „Tun Sie auch etwas Sinnvolles? Was sind Sie von Beruf?“
Etwas Sinnvolles? Mit hochgezogenen Augenbrauen sah er sie an. Vielleicht war sie mit ihrer Bemerkung zu weit gegangen, aber sie wollte wissen, mit wem sie es zu tun hatte.
Nachdem Jeremy sie verlassen hatte, war ihr Leben ein einziger Scherbenhaufen gewesen. Trotzdem war sie nicht weggelaufen, um sich auf einer exotischen Insel zu verstecken. Stattdessen hatte sie sich hinter ihrer Arbeit verschanzt. Was vermutlich auch nicht besser war.
„Manchmal repariere ich etwas am Haus oder helfe bei der Feldarbeit“, antwortete er schließlich. „Außerdem mache ich eine Yoga-Ausbildung.“
Yoga? Das war das Letzte, was Bonnie mit ihm in Verbindung gebracht hätte. „Wirklich? Wollen Sie selbst unterrichten?“
„Nein, ich lerne es für mich.“
Bonnie musterte ihn nachdenklich. Ein Leben ohne Arbeit konnte sie sich nicht vorstellen. Nicht zuletzt bewahrte
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