Julia Sommerliebe Band 24
Bescheid, falls Sie es sich anders überlegen. Ich kenne einige der Leute, die die Tour organisieren.“
Es klang verlockend, aber ein Abend in Harrys Gesellschaft war mehr als genug für ihr angeschlagenes Herz.
Zum Glück schien er ihre Entscheidung zu akzeptieren. „Was möchten Sie sonst noch unternehmen?“
„Erzählen Sie mir lieber, was Sie den ganzen Tag über machen“, versuchte sie abzulenken. „Wie lange bleiben Sie noch auf Bali?“
„Auf unbestimmte Zeit.“ Er lächelte etwas verlegen, als wäre er von seiner eigenen Antwort überrascht. „Meine Familie besitzt ein Haus oben in Ubud. Ich bin schon seit ein paar Wochen hier.“
Ein Haus also. Dann war bestimmt auch die Armbanduhr echt. „Wow. Wahrscheinlich haben Sie auch Dienstboten?“
„Auf dem Grundstück lebt eine balinesische Familie, ja. Ketut und seine Frau haben sich fast fünfzig Jahre lang um meine Mutter gekümmert – und umgekehrt. Wir betrachten die beiden eher als einen Teil der Familie, nicht als Bedienstete. Haben Sie damit ein Problem?“
Bonnie wusste selbst nicht, warum sie so einen herblassenden Ton angeschlagen hatte. „Natürlich nicht. Es tut mir leid, dass ich Ihnen schon wieder auf die Füße getreten bin. Das ist eigentlich nicht meine Art.“
„Verwirre ich Sie?“ Seine weißen Zähne blitzen auf. „Jetzt ist es wieder an mir, um Entschuldigung zu bitten. Dies ist schließlich ein rein platonisches Treffen.“ Dann deutete er auf die Speisekarte. „Wir sollten besser bestellen, solange Sie noch sehen können, was Sie auf dem Teller haben.“
Bonnie war der Appetit vergangen. Was den Umgang mit Männern betraf, war sie ganz offensichtlich gründlich außer Übung.
„Was nehmen Sie denn?“
„Das Tagesmenü, das sind jede Menge Meeresfrüchte. Dazu einen kleinen Salat.“
„Klingt gut.“ Inzwischen war es so dunkel, dass sie die Speisekarte kaum entziffern konnte.
„Was trinken Sie? Haben Sie schon das einheimische Bier probiert? Es ist relativ leicht.“
„Nein. Bisher habe ich nur ein T-Shirt mit dem Logo gekauft.“
Er grinste und winkte den Kellner heran. „Wir bekommen zweimal das Jimbaran Special, zwei Bier und eine Kokosnuss.“
Wie aufmerksam von ihm. Er musste mitbekommen haben, dass sie die Kokosnüsse auf den anderen Tischen betrachtet hatte.
Kurz darauf kam der Kellner mit zwei Bierflaschen zurück, und Harry prostete ihr zu.
„Diese T-Shirts sind bei Touristen sehr beliebt. Hoffentlich haben Sie sich nicht mehr als zwanzigtausend Rupien dafür abknöpfen lassen.“
„Ich bin nicht besonders gut im Feilschen“, gab sie zu. „Ich weiß, dass es hier so etwas wie ein Nationalsport ist, aber ich bezahle lieber einen festen Preis und spare mir das Theater.“
Er antwortete nicht sofort, sondern nahm einen Schluck von seinem Bier. Bonnie tat es ihm gleich. Sie mochte Bier nicht sonderlich, aber dieses schmeckte angenehm leicht und frisch.
„Das ist feige“, sagte er plötzlich, und sie hätte sich fast verschluckt. „Das Feilschen gehört zur balinesischen Kultur. Ein geschickter Händler kann sein Familieneinkommen auf diese Weise erheblich aufbessern. Allerdings sollte das Ganze Spaß machen und keinen der Partner unter Druck setzen.“
„Na gut, dann bin ich halt feige.“ Sie seufzte. „Aber was soll ich denn tun, wenn diese Leute mich aus großen Augen ansehen und ich mich schuldig fühle, weil ich ihnen nichts abkaufe?“
„Dann lächeln Sie einfach.“ Er demonstrierte es ihr, und sie konnte sich vorstellen, dass er für dieses Lächeln jede beliebige Ware zu einem Spottpreis bekam.
„Das ist der Kern der balinesischen Mentalität. Ein Lächeln, das von Herzen kommt. Wenn der Verkäufer fünfzigtausend Rupien verlangt, bieten Sie die Hälfte. Er wird Sie ansehen, als hätten Sie ihm etwas Unmoralisches vorgeschlagen. Dann lächeln Sie, er lächelt zurück und geht auf vierzigtausend runter. Sie sagen dreißig und bekommen die Ware für fünfunddreißig. Der Händler hat sein Geschäft gemacht, und alle sind zufrieden.“
Bonnie schnitt eine Grimasse. „Bei Ihnen klingt das alles so einfach. Für mich wären neunundvierzigtausend schon ein erfolgreicher Handel.“
Er schüttelte eifrig den Kopf. Das Licht der Kerze brachte seine makellosen Gesichtszüge zur Geltung. „Sie dürfen das Ganze nicht persönlich nehmen. Überlegen Sie sich einfach, was Sie kaufen wollen und was es Ihnen wert ist. Sie werden sehen, am Ende machen Sie noch immer ein
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