Julia Sommerliebe Band 24
vom Risiko eines Autounfalls oder von dem Stress, den eine Trennung von der Familie und der gewohnten Umgebung für Mutter und Kind bedeutete.
Harry wusste nicht, was er tun sollte. In diesem Moment wünschte er sich einfach nur zurück nach Bali.
8. KAPITEL
An ihrem ersten Freitagabend in Uluru stand Bonnie zusammen mit einer Schar von Touristen in einer Hotellobby und wartete auf den Bus, der sie zum Sounds of Silence Dinner abholen würde. Donna hatte ihr und Harry die Tickets geschenkt, die sie bereits vor Clints Herzinfarkt gebucht hatte. Es wäre schade gewesen, sie verfallen zu lassen.
Vicki und Steve hatten darauf bestanden, dass sie sich schick machte, obwohl das Dinner auf einer Sanddüne mitten in der Wüste stattfinden würde. Noch unbehaglicher fühlte sich Bonnie allerdings, wenn sie daran dachte, wer an diesem Abend ihr Begleiter sein würde.
Natürlich sah Harry in seiner schwarzen Anzughose und weißem Hemd blendend aus, und natürlich drehten sämtliche weibliche Gäste die Hälse nach ihm, als er das Foyer betrat. Genau wie auf Bali. Bonnie seufzte ergeben.
„Du siehst toll aus.“ Harry lächelte sein umwerfendes Lächeln, das nur ihr alleine galt, und auf einmal vergaß Bonnie die Menschen um sich herum. Sie vergaß sogar, dass sie Harry bereits besser kannte, als ihr lieb war.
Stattdessen kam ihr ihre erste Begegnung am Hotelpool in den Sinn. Damals hatte sie sich vorgenommen, sich nicht auf einen Frauenschwarm wie ihn einzulassen. Nun ja. Wenigstens gelang es ihr, bei der gemeinsamen Arbeit einen kühlen Kopf zu bewahren. Und sie würde nicht vergessen, wie gründlich er sie damals auf Bali getäuscht hatte.
Heute Abend allerdings war sie in versöhnlicher Stimmung. „Danke, Harry. Das Kompliment kann ich zurückgeben.“
Der Bus fuhr vor, und Harry hakte sie unter. Wieder verspürte sie ein verheißungsvolles Kribbeln unter der Haut, kaum dass sich seine Finger um ihren Arm geschlossen hatten. Ihr Magen schien einen Purzelbaum zu schlagen. Er schafft es immer wieder, dachte Bonnie ergeben.
„Wie stehen deine Chancen, dass du heute Abend nicht zu einem Einsatz gerufen wirst?“ Sein Mund war dicht an ihrem Ohr, und sie spürte seinen Atem an ihrem Hals wie eine sanfte Liebkosung. Wie sollte sie unter diesen Umständen ein halbwegs sinnvolles Gespräch führen?
„Mittelmäßig, würde ich sagen. Aber ich hoffe, dass ich es mindestens bis zum Hauptgang schaffe. Eine meiner Freundinnen in Darwin hat dieses Dinner vor Jahren einmal mitgemacht, und sie schwärmt immer noch davon.“ Unverbindlicher Small Talk. Das war ein guter Anfang.
Im Bus saß sie abermals eingeklemmt zwischen dem Fenster und Harrys Bein. Erinnerungen an eine andere Busfahrt steigen in ihr auf. Diesmal würde sie allerdings nicht in seinem Bett landen. Schlimm genug, dass sie einmal schwach geworden war.
Angestrengt sah sie aus dem Fenster. Dort hinten zeichnete sich der vertraute Anblick des Felsens ab, der im Licht der Dämmerung in tausend Schattierungen von Orange und Rot glühte.
Bonnie war von dem prachtvollen Naturschauspiel stets aufs Neue fasziniert. Ihre eigenen Gedanken und Sorgen erschienen ihr dagegen klein und unbedeutend. Selbst ihre zwiespältigen Gefühle Harry gegenüber traten vor dem majestätischen Anblick in den Hintergrund.
Einige Minuten später hielt der Bus bei einer großen Düne, von wo aus sich ein unverstellter Blick auf die beiden Wahrzeichen von Zentralaustralien bot: den gigantischen Uluru Rock und Kata Tjuga, eine Gruppe von sechsunddreißig Bergen, die man auch die ‚Olgas‘ nannte.
Bonnie wusste nicht, in welche Richtung sie zuerst schauen sollte. Allein dafür hatte sich der Ausflug bereits gelohnt. Wie verzaubert folgte sie Harry und den anderen Gästen auf den Gipfel der Düne, wo sie ein Kellner im Smoking mit einem Tablett voller Kristallkelche erwartete, in denen Champagner perlte.
Im Vorbeigehen nahm sie sich ein Glas, das nur zur Hälfte gefüllt war. Schließlich bestand die Möglichkeit, dass sie heute noch zu einem Einsatz fahren musste. Dann ging sie weiter zum Rand der Düne, um das ganze spektakuläre Panorama auf sich wirken zu lassen. Harry blieb dicht an ihrer Seite, sagte aber kein Wort. Zusammen betrachteten sie das Farbenspiel auf dem Fels. Goldene und rosafarbene Lichtreflexe überzogen das schroffe Gestein. Ringsum erstreckte sich die Wüste, die von der untergehenden Sonne in ein warmes, lebendiges Rot getaucht wurde. Eine schier endlose Fläche,
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