Julia Sommerliebe Band 24
du eigentlich Steve?“
„Wir sind zusammen aufgewachsen, in Darwin. Wir haben dieselbe Schule besucht, hatten einen gemeinsamen Freundeskreis und haben sogar im gleichen Jahr geheiratet.“
Bonnie war überrascht, dass er seine Ehe erwähnte. „Also stammte deine Frau auch aus Darwin?“
„Nein.“ Unvermittelt stand er auf. „Ich hole mir noch etwas zu trinken. Kann ich dir etwas mitbringen?“ Das war deutlich.
„Danke.“ Bonnie erhob sich ebenfalls. „Ich hole mir lieber noch ein Stück Krokodil.“ Sie konnte eine kleine Auszeit gut gebrauchen.
Als zum Dinner gerufen wurde, tauchte Harry wie aus dem Nichts wieder an ihrer Seite auf. Am Fuß der Sanddüne waren mehrere Tische für jeweils sechs Personen gedeckt, und sie nahmen ihre Plätze nebeneinander ein.
„Tut mir leid, wenn ich vorhin zu neugierig war, Harry.“
„Mach dir deswegen keine Gedanken. Ich habe lange nicht über mein Privatleben gesprochen und bin etwas aus der Übung.“
„Das ist dein gutes Recht.“
Kopfschüttelnd sah er sie an. „Du bist wirklich zu gut für diese Welt. Jetzt lass uns einfach die Aussicht und das gute Essen genießen.“
Bonnie gefiel sein gönnerhafter Tonfall nicht, aber sie schluckte ihren aufsteigenden Ärger hinunter. Stattdessen machte sie sich mit ihren Tischnachbarn bekannt, zwei Paaren, die mit ihren Wohnmobilen unterwegs waren. Die Stimmung war angenehm, und es entspann sich eine lockere Unterhaltung.
„Wir sind schon seit drei Monaten auf Tour“, verkündete einer der Männer nicht ohne Stolz. Seine Frau verdrehte die Augen.
„Wir schon fünf Monate“, übertrumpfte ihn sein Nachbar. Bonnie hörte der Unterhaltung zu, die sich darum drehte, welche Sehenswürdigkeiten sie besucht und in welche abenteuerlichen Situationen sie unterwegs geraten waren. Bonnie selbst konnte sich nicht vorstellen, monatelang mit einer anderen Person auf so engem Raum zu leben. Auch Harry schien ihr nicht der Typ für einen Urlaub im Wohnmobil zu sein. Aber sie gönnte den anderen ihren Spaß an der Reise von Herzen.
Es war fast Mitternacht, als der Bus sie wieder vor der Wohnanlage absetzte. Harry atmete tief ein. Der Ausflug hatte ihm gutgetan. Er fühlte sich so entspannt wie lange nicht mehr.
„Es war ein wunderschönes Dinner“, hörte er Bonnie neben sich sagen.
„Das fand ich auch“, antwortete er aufrichtig. Auf einmal wollte er nicht, dass der Abend schon zu Ende ging. Zum ersten Mal seit jenem Tag in Ubud hatte er wieder eine besondere Verbindung zwischen sich und Bonnie gespürt. Er konnte den Gedanken nicht ertragen, dass diese Verbindung plötzlich gekappt würde.
„Sollen wir noch einen Tee zusammen trinken? Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich kann jetzt noch nicht schlafen gehen.“
„Klingt gut.“ Bonnie schaute in den sternklaren Nachthimmel und versuchte verschiedene Sternbilder auszumachen. Draußen in der Wüste waren sie einfacher zu erkennen gewesen als hier zwischen den künstlichen Lichtern der Hotels und Wohnanlagen.
Harry beobachtete sie und dachte daran, wie sie vorhin an den Lippen des Reiseführers gehangen hatte, der ihnen die Sterne erklärt und zahlreiche Geschichten und Mythen um deren Entstehung erzählt hatte. Ihre Augen schienen mit den Sternen um die Wette zu leuchten, und er musste wieder an ihren gemeinsamen Abend in Jimbaran denken …
„Lass uns hineingehen, bevor die Sicherheitsleute uns verhaften.“
Schweren Herzens riss Bonnie sich los, und sie gingen zusammen in den Aufenthaltsraum, an den sich eine kleine Küche anschloss, die den Gästen zur Verfügung stand. „Kümmere du dich schon um den Tee, ich bin gleich wieder da. Ich habe noch ein bisschen Schokolade auf meinem Zimmer.“ Damit verschwand sie die Treppe hinauf.
Harry füllte den elektrischen Wasserkessel und schaltete ihn ein. Ob das eine gute Idee gewesen war? Jedes Mal, wenn er mit Bonnie zusammen war, musste er daran denken, wie wundervoll sie sich in seinen Armen angefühlt hatte. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als noch einmal die Magie zu spüren, die sie in Ubud verbunden hatte.
Damals mit Clara war es genauso gewesen. Im Rückblick erschien ihm ihre gemeinsame Zeit wie ein schöner Traum, aus dem er abrupt herausgerissen worden war. Er würde eine solche Katastrophe kein zweites Mal durchstehen, und darum konnte er sich niemals wieder auf eine Beziehung einlassen. Es war an der Zeit, Bonnie reinen Wein einzuschenken.
Da kam sie schon, in der Hand eine ungeöffnete
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