JULIA VALENTINSBAND Band 21
ausgezeichnet geschnitten, erweckte aber trotzdem den Eindruck, dass es ein bisschen zu lang war und ein bisschen zu sorglos frisiert. Als ob gerade eine frische Brise hineingefahren wäre. Oder die Finger einer Geliebten …
Das seidene Jackett straffte sich über seinen breiten Schultern, als er sich umdrehte. Die messerscharfe Bügelfalte seiner Hose diente offenbar nur dazu, seine muskulösen Schenkel zu betonen. Er sah aus wie eine griechische Statue, die zum Leben erweckt und in einen modernen Businessanzug gesteckt worden war.
Cari rann ein Schauer über den Rücken. Kurz darauf amüsierte sie sich über sich selbst. Eines war sicher: Dieser Mann konnte unmöglich ihr Randy sein. Und sie war froh darüber. Energische, unglaublich attraktive Männer waren ihrer Erfahrung nach die schlimmsten. Trotzdem musste sie zugeben, dass er unbestreitbar attraktiv war.
Ein Augenschmaus, würden die Leute sagen. Wie gut, dass Cari auf Diät war.
„Tut mir leid, Mara“, würde sie morgen am Telefon ihrer Freundin erklären, „er hat sich nicht blicken lassen. Nimm es als Zeichen. Und bilde dir nicht ein, dass ich mich noch mal auf so etwas einlasse.“
Ein Schatten fiel über sie. Cari schaute auf und bemerkte einen fleischig aussehenden Mann mit Stetson und engen Jeans.
„Hey, kleine Lady, soll ich dich zu einem dieser tollen Drinks mit Schirmchen und Früchtchen und so weiter einladen?“
Cari stöhnte innerlich auf, beherrschte sich aber so weit, dass er es nicht bemerkte. „Nein danke, Cowboy“, entgegnete sie und versuchte, höflich zu bleiben, als sie vom Barhocker rutschte und sich zur Tür drehte. „Ich wollte gerade gehen.“
„Kein Grund zur Eile“, widersprach er und versperrte ihr den Weg. „Du bist so hübsch wie ein blühender Kaktus, nicht wahr?“
Cari lächelte kurz, hob das Kinn und gab ihm zu verstehen, dass sie sich nichts bieten ließ. „Und genauso stachlig, Honey. Lass besser die Finger von mir. Du willst doch bestimmt nicht gestochen werden.“
Seine Miene verdunkelte sich. „Jetzt hörst du mir gefälligst mal zu …“
Aber genauso plötzlich, wie der Cowboy sich ihr in den Weg gestellt hatte, verschwand er auch wieder. Denn ein kräftigerer und viel beeindruckenderer Mann erschien auf der Bildfläche, und alles um ihn herum schien sich zu verflüchtigen. Sie spürte seine Anwesenheit, bevor sie ihn sah, und sog hastig die Luft ein. Langsam schaute sie auf.
Ja, es war der Mann, den sie vor ein paar Minuten in der Tür gesehen hatte. Der Mann, von dem sie überzeugt gewesen war, dass er nichts mit ihr oder ihrem Leben zu tun haben konnte. Jetzt stand er vor ihr, streckte ihr eine zerknautschte rote Rose entgegen und fragte sie etwas. Doch in ihrem Kopf herrschte gähnende Leere. Sie verstand kein Wort von dem, was er sagte.
„Was?“, stieß sie benommen hervor und schaute zu ihm auf, als würde sie in die Sonne blinzeln.
Max schwankte zwischen Interesse und Verärgerung. Er hatte es einfach nur hinter sich bringen und das Lokal so schnell wie möglich wieder verlassen wollen, aber nun war er irgendwie in dieser Situation gefangen. Es war einfach gewesen, die attraktive Frau mit den blonden Locken zu finden, deren schwarzes Kleid wohlgeformte Kurven an genau den richtigen Stellen betonte. Und die Beine waren definitiv auch einen zweiten Blick wert.
Nur hatte er das Problem, dass er sich an ihren Namen nicht erinnern konnte. Seine Mutter hatte ihn oft genug genannt, wieder und wieder. Immer wenn sie die alte Geschichte erzählte, wie man ihre Familie um die Triple M Ranch betrogen hatte. Vor ihm saß die Tochter der Frau, die seiner Mutter das Unrecht angetan hatte – aber wie hieß sie doch gleich? Irgendwas wie … Kerry?
„Miss Kerry?“, wiederholte er, als sie ihn das erste Mal nicht verstanden hatte.
„Oh!“, sagte sie zutiefst verstört. „Sie können doch unmöglich … ich meine, Sie können doch nicht … sind Sie …?“
„Genau.“ Er wedelte mit der Rose und deutete mit einem Kopfnicken auf ihre. „Ich hatte gehofft, dass wir heute Abend Zeit haben, uns ein wenig kennenzulernen“, bemerkte er sanft. „Aber leider geht es nicht. Es tut mir leid, dass ich Sie enttäuschen muss, aber es ist mir etwas dazwischengekommen. Wir müssen es auf ein anderes Mal verschieben.“
„Oh.“
Max brach ab. Sie war sehr süß und schien ziemlich verlegen zu sein. Ganz und gar nicht das, was er erwartet hatte. Fasste sie seine Worte etwa als Zurückweisung auf?
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