JULIA VALENTINSBAND Band 21
Partner verlor, der einen sehr glücklich gemacht hatte, machte man sich auf die Suche nach einem neuen Glück, sobald die Trauer ein wenig nachzulassen begann. Menschen mit glücklichen Beziehungen in der Vergangenheit glaubten an glückliche Beziehungen in der Zukunft. Cari dagegen hatte Angst vor Nähe. Irgendetwas in ihrer Beziehung musste also völlig falsch gelaufen sein.
Max wollte sie danach fragen, wollte herausfinden, was sie beunruhigte. Aber er zögerte. Denn er wollte sie nicht verschrecken, und ihm war klar, dass sie nur ungern über persönliche Angelegenheiten sprach. Sie musste vorsichtig, beinahe beiläufig an das Thema herangeführt werden. Er würde sich Zeit lassen.
„Und was ist mit mir?“, fragte er stattdessen. „Bin ich in deinen Augen auch ein ganz durchschnittlicher Mann?“
„Kaum.“ Plötzlich lächelte Cari. Wie gebannt schaute er sie an, und es kam ihm vor, als wäre die Sonne aus dichten Wolken hervorgetreten. „Du gehörst eher zu den Männern, vor denen Mütter ihre Töchter zu warnen pflegen. Meinst du nicht auch?“
„Ich?“ Max war über ihre Worte aufrichtig erschrocken. Um ehrlich zu sein, sah er sich auch nicht unbedingt als durchschnittlich an, aber das Image des Bad Boy behagte ihm auch nicht. „Was ist denn so furchteinflößend an mir?“
„Vermutlich nichts.“ Cari lächelte immer noch strahlend. „Mich hast du jedenfalls noch nicht in die Flucht geschlagen.“ Sie hielt kurz inne. „Aber du bist schon bisschen ungewöhnlich.“
Max war sich nicht sicher, ob er ihre Bemerkung als Kompliment auffassen sollte. „Inwiefern?“
„Wie soll ich es ausdrücken … du bist ein bisschen zu aufregend. Zu gut aussehend. Zu energisch. Zu abenteuerlich. Soll ich weitermachen?“
„Nein. Das reicht.“ Nachdenklich zog er die Stirn kraus. „Es ist nicht gerecht.“
„Es geht nicht um Gerechtigkeit“, erklärte Cari mit fester Stimme. „Oder hältst du es für gerecht, dass ich durch und durch normal bin? Ich kann nichts dafür, ich wurde so geboren. Daher ist es nur natürlich, dass ich mir wieder einen ganz normalen Mann suchen werde. Falls ich mich jemals wieder auf die Suche mache.“
Da war er wieder – der Punkt, um den die gesamte Unterhaltung sich zu drehen schien. Cari schien ihm eine Botschaft senden zu wollen.
„Wie Randy“, verkündete Max sanft.
Sie nickte. Ihre Augen glänzten groß im dämmrigen Licht. „Ja.“
Max warf ihr einen ungläubigen Blick zu. Randy war wirklich ein guter Kerl. Aber er passte nicht zu Cari. Sie brauchte jemanden, der … nun, der mehr wie Max war. Jemanden mit ein bisschen Stil und Energie.
„Du brauchst Aufregung“, behauptete er mit fester Stimme.
Cari schüttelte den Kopf und musterte ihn herausfordernd. „Nein. Ich brauche Sicherheit.“
Max starrte sie grübelnd an. Was glaubte sie, was sie war? Bereit für den Ruhestand?
„Verdammt“, stieß er hervor und stand auf. Er streckte die Hand aus, ergriff ihre und zog sie hoch, sodass sie ihm direkt in die Augen schauen konnte.
„Was, um alles in der Welt, macht dich glauben, dass du durchschnittlich bist?“, wollte er wissen. „Du gehst behutsam mit anderen Menschen um. Du bist verantwortungsvoll. Du bist eine gute Seele. Wenn du glaubst, dass du deswegen durchschnittlich bist, dann verstehst du etwas anderes darunter als ich.“ Max schaute ihr tief in die Augen. „Ich finde, dass du ein ganz besonderer Mensch bist.“
Cari zitterte kaum merklich. In letzter Zeit sorgte er dafür, dass sie immer öfter zitterte. War das ein gutes Zeichen? Bestimmt nicht.
Was wäre, wenn er recht hätte? Das war es, was sie ängstigte. Randy war genau der Mann, mit dem sie umgehen konnte, wenn sie es irgendwann wollte. Mara hatte es auf den Punkt gebracht: Randy war perfekt. Aber vibrierten ihre Nerven, wenn er sie anlächelte? Hatte sie die Befürchtung, in Ohnmacht zu fallen, wenn er sie berührte? Raubte es ihr den Atem, wenn er ihr etwas ins Ohr flüsterte? Zitterte sie?
Kaum.
„Ich glaube, es ist höchste Zeit, schlafen zu gehen“, bemerkte Cari. Sie entzog sich ihm und eilte in Richtung Kinderzimmer.
„Allein?“ Max täuschte einen klagenden Tonfall vor, der sie aber offensichtlich nur ein wenig aufziehen sollte.
„Allein.“ Cari lächelte ein letztes Mal, betrat das Kinderzimmer und schloss die Tür fest hinter sich.
7. KAPITEL
Falls Max jemals geträumt hätte, wie ein früher Morgen mit Frau und Kind aussehen könnte, dann wäre dieser
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