Julia Weihnachtsband Band 26
und die Produktionsberichte und Informationen über den zuständigen Drucker.“ Er ließ sich wieder in den Sessel fallen, und Wendy wandte sich zum Gehen. Doch da kam ihm noch etwas in den Sinn. „Warten Sie!“
Sie sah ihn an.
„Sie bleiben doch in der Stadt, oder?“
Sie lachte, und seine Miene verfinsterte sich. In ihrer Personalakte wurde Wendy Winston als still und unaufdringlich, aber ausgesprochen kompetent beschrieben. Aus ihrem Verhalten hätte er etwas völlig anderes geschlossen. Natürlich verhielt auch er sich nicht normal, so, wie er sie ständig musterte und seine Aufmerksamkeit auf Körperteile richtete, die er bei einer Angestellten gewöhnlich nicht ansehen würde. Nur weil sie ihm in die Arme gefallen war.
Vielleicht hatte dieser Zusammenstoß eine ähnliche Wirkung auf sie gehabt? Und sollte er ihr Verhalten vielleicht einfach ignorieren?
Nach kurzem Schweigen schnappte sie nach Luft. „Ach, Ihre Frage, ob ich in der Stadt bleibe, war ernst gemeint?“
„Wieso glauben Sie, ich mache Scherze? Alle anderen Mitarbeiter haben die Stadt verlassen.“
Sie sah ihn mit offenem Mund an. „Weil Feiertag ist! Zu Thanksgiving besuchen die Leute Partys und Freunde und Verwandte!“
„Richtig.“ Da dieser Feiertag für ihn nie ein Ereignis war, hatte er ihn beinahe ganz vergessen. Er senkte den Blick auf seine Papiere, schaute Wendy dann wieder an. „Ich bin nicht Ebenezer Scrooge aus Charles Dickens’ Weihnachtsgeschichte. Ich will nur sichergehen, dass ich meine Informationsquelle nicht verliere.“
Sie atmete tief durch. Ihre Brüste hoben und senkten sich. Als Cullen bewusst wurde, dass er sie anstarrte, hob er rasch den Blick und fluchte innerlich, weil er sich wie ein hormongesteuerter Halbwüchsiger aufführte.
„Nein, Harry und ich bleiben in der Stadt. Auch an den Wochenenden.“
„Schön.“ Mit Gewalt löste er den Blick von ihrem Pullover und richtete seine Aufmerksamkeit auf die Arbeit. „Bei Bedarf rufe ich Sie an.“
Sie drehte sich um und verließ das Büro. Sosehr Cullen sich auch seinem Vorsatz gemäß auf das Familienunternehmen konzentrieren wollte, konnte er doch nicht widerstehen und ließ Wendys Hüftschwung auf sich wirken, als sie ging.
Er fühlte sich wie verhext. Doch das durfte nicht sein. Sie hatten nicht mehr als zehn Minuten miteinander zugebracht. Und sie war nicht sein Typ. Er mochte Blondinen. Und sie war Witwe. Eine ernst zu nehmende Frau, mit der man keine Spielchen trieb.
Er würde keine Spielchen treiben. In den wenigen Wochen seiner Übernahme der Unternehmensleitung wollte er der perfekte Gentleman sein. Dann würde er Barrington in Pennsylvania hinter sich lassen und hoffentlich nie wieder einen Fuß in die Stadt setzen, die seinen Familiennamen trug.
Wendy drängte Harry in die Eingangshalle. Ihr Haus war ein Ungetüm, eine Villa mit fünf Schlafzimmern und drei Bädern, erbaut im neunzehnten Jahrhundert und von Zeit zu Zeit modernisiert. Doch nachdem der letzte Besitzer die Stadt verlassen und es über ein Jahr lang hatte leer stehen lassen, war es ein wenig heruntergekommen. Wendy und ihr Mann hatten es gekauft, um es in ihr Traumhaus zu verwandeln. Sie hatten es geschafft, im ganzen Haus die Teppichböden herauszureißen und durch Holzfußböden zu ersetzen, Holzvertäfelungen zugunsten von verputzten Wänden zu entfernen, eine neue Heizung zu installieren und Dach und Fenster auszubessern. Doch Greg war gestorben, bevor sie sich die Bäder und die Küche hatten vornehmen können, die noch aus dem Unabhängigkeitskrieg zu stammen schienen.
Wendy drehte die Heizung auf und schob Harry in Richtung Küche.
Creamsicle, ihr dicker orange-weißer Kater, kam die Treppe herunter und strich ihr zur Begrüßung um die Beine.
Sie lenkte Harrys Aufmerksamkeit auf die Katze. „Harry, das ist Creamsicle. Creamsicle, das ist Harry.“
Der Kater blinzelte. Harry grinste. „Du hast eine Katze!“
„Ja, aber er ist alt und launisch. Sei also lieb zu ihm.“ Sie beugte sich herunter, um Creamsicle zu streicheln, der Harry ignorierte, wahrscheinlich nur zu seinem Besten. „Wenn ich mich nicht irre, war mal von Weihnachtsplätzchen die Rede.“
Harry riss die Augen auf. „Können wir sie rot und grün machen?“
Wendy ging in Richtung Küche. „Hey, wenn du auf die Kirchen-Plätzchen bunte Fenster malen willst, mir soll’s recht sein.“
„Wir backen Kirchen?“
„Ich habe ein Kirchen-Förmchen. Und einen Weihnachtsmann. Und einen
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