Julia Weihnachtsband Band 26
„Tolles Timing.“
Er lachte und blickte in seinen halb leeren Teebecher. „Ja.“
„Möchtest du jetzt Kaffee?“
Er schüttelte den Kopf. „Ich hole mir welchen auf dem Weg ins Büro.“
„Soll ich zur Arbeit kommen?“
„Ich komme schon zurecht.“ Er stand auf. „Und falls Harry wach ist, verabschiede ich mich jetzt.“
Sie nickte. Cullen drehte sich um und ging aus der Küche.
Wendy brühte eine Kanne Kaffee und schob vier Scheiben Brot in den Toaster.
Wenige Minuten später kam Cullen mit seiner Reisetasche zurück in die Küche. „Er schläft noch.“
„Ich bestelle ihm deine Grüße.“
„Okay.“ Er ging in Richtung Eingangshalle und Haustür. Als höfliche Gastgeberin folgte Wendy ihm.
Er drehte sich lächelnd zu ihr um. „Danke für alles.“
Ihre Nerven protestierten unter dem Gefühl, dass sein Abschied nicht richtig war, obwohl ihr Verstand es besser wusste. Er hatte keinen Grund zu bleiben. Und sie hatte keinen Grund, ihn zum Bleiben aufzufordern, abgesehen davon, dass sie sich in seiner Gesellschaft wohlfühlte, und sie wussten beide längst, dass das nichts brachte.
Wendy atmete tief durch. „Gern geschehen.“
„Wir sehen uns dann morgen.“
Sie nickte.
Er fing ihren Blick ein. Sie lächelte leicht. Offenbar ging er genauso ungern, wie sie ihn gehen ließ. Aus einer Sekunde wurden zehn, aus zehn Sekunden wurde eine halbe Minute. Schließlich senkte er, ohne ihren Blick loszulassen, den Kopf und streifte mit den Lippen ihren Mund.
Dass er sie küsste, überraschte sie nicht so sehr wie der Schock, den die leise Berührung mit seinen Lippen bewirkte. Die Funken, die in den vergangenen vierundzwanzig Stunden zwischen ihnen gesprüht hatten, verschmolzen zu einem Blitz, der ihren Körper durchzuckte.
Langsam wich Cullen vor ihr zurück. Seine Augen leuchteten, seine Miene war so verblüfft, wie Wendy sich fühlte.
„Bis morgen im Büro.“
„Okay“, flüsterte sie.
Und dann war er fort. In der Süßwarenfabrik würde er nicht so warm, so offen, so ehrlich zu ihr sein. Diesen Cullen Barrington würde sie nie wiedersehen.
Wendy war froh über die Ablenkung durch ihren wissbegierigen Sechsjährigen. Er durfte ihr helfen, Eier und Toast zum Frühstück zu bereiten, dann zog sie ihm Jacke und Handschuhe an und fuhr mit ihm ins Einkaufszentrum.
„Was wollen wir kaufen?“
Sie lächelte auf ihn herab. „Ich habe drei Brüder und eine Mom, und jedes Jahr zu Weihnachten besorge ich für alle ein Geschenk.“
„Cool.“
„Wenn du Weihnachten noch bei mir bist, nehme ich dich über die Feiertage mit nach Ohio.“
Er riss die blauen Augen auf. „Wir fahren weg?“
Sie lachte. Für dieses Kind war alles ein Abenteuer. „Ja.“
„Cool.“
Sie lachte, und er zerrte an ihrer Hand. Wendy sollte ihm zuhören.
„Was meinst du, können wir Creamsicle eine Glocke kaufen?“
„Eine Glocke für Creamsicle?“
Harrys blaue Augen hinter den braun gerahmten Brillengläsern blitzten. „Ja.“
„Und warum soll er eine Glocke bekommen?“
Er neigte den Kopf zur Seite. „Weil Weihnachten ist?“
„Ach so, eine Weihnachts glocke.“
Er lächelte. „Ja.“
„Ich weiß nicht, ob er sie sich umhängen lässt, aber er trägt ja schließlich auch ein Halsband. Dann wollen wir mal schauen, ob wir ein Halsband mit einem Glöckchen für ihn finden?“
Harry nickte begeistert. „Okay!“
Sie fanden ein leuchtend rotgrünes Halsband mit einem roten Glöckchen für Creamsicle. Harry schob das kleine Päckchen lächelnd in seine Jackentasche. Sie bummelten noch eine Stunde lang durch die Geschäfte, aßen in einem Schnellrestaurant zu Abend und fuhren dann wieder nach Hause.
Dort zog Harry auf der Stelle das Katzenhalsband aus seiner Jackentasche. „Creamsicle, komm!“
„Er kommt nicht“, sagte Wendy.
Harry achtete nicht auf sie, lief zur Treppe und rief nach oben: „Creamsicle, komm her!“
Wenige Sekunden darauf kam der rundliche orange-weiße Kater die Stufen herunter. Unten angekommen, strich er zuerst um Wendys, dann um Harrys Beine.
Wendy lächelte. „Er mag dich.“
Harry lächelte. „Ich weiß.“ Er hockte sich hin und versuchte, die Schnalle des alten Halsbands zu öffnen.
Wendy beugte sich zu ihm herunter. „Lass mich mal. Ich habe nicht daran gedacht, wie alt dieses Halsband schon ist. Höchste Zeit, es auszuwechseln.“
Sie löste kurzerhand das alte Halsband und half Harry, Creamsicle das neue umzulegen. Der Kater stupste sie beide an, als
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