Julia Weihnachtsband Band 26
Produktionsbereich trennte, und tauchte unvermittelt in den Schokoladenduft ein. Die Männer an den Kesseln murmelten Grußworte, ohne ihre Arbeit zu unterbrechen. Die Männer am Fließband, wo die Schokolade über sahnige Füllungen gegossen wurde, lächelten und grüßten: „Hallo.“
Doch die Frauen in der Verpackungsabteilung starrten unverhohlen, als Wendy ihnen Cullen vorstellte.
Nach dem Besuch in den übrigen Abteilungen kehrten sie an ihren Arbeitsplatz zurück.
Cullen blieb neben Wendys Schreibtisch stehen. „Sie scheinen alle sehr nett zu sein.“
Es hörte sich an, als würde es ihn überraschen, und Wendy sah ihn verdutzt an. „Natürlich sind sie nett!“
Er strich sich mit der Hand über den Nacken. „Ja. Natürlich.“
Damit ging er in sein Büro und schloss die Tür. Wendy blickte ihm nach. Sie fand seine Bemerkung sonderbar, schüttelte dann aber den Kopf, um die Gedanken an Cullen zu vertreiben. Es war besser, sich nicht zu sehr auf ihn einzulassen oder ihn verstehen zu wollen. Außerdem war es Zeit für ihre Mittagspause.
In der kleinen Kantine holte sie ihren von zu Hause mitgebrachten Imbiss aus dem Kühlschrank und ging zu dem Tisch, an dem ihre beiden Freundinnen saßen.
„Der ist ja süß!“, meinte Emma Wilson, noch bevor Wendy ihren Platz eingenommen hatte. Emma war zehn Jahre älter als Wendy, eine kleine Brünette, verheiratet und hatte zwei Kinder.
„Ja, ist er.“
„Und du bist ledig“, erinnerte Patty Franks sie. Patty war um die vierzig, blond, frisch geschieden und versuchte unablässig, Wendy zu einem Zug durch die Bars zu überreden.
Wendy lachte. „Er ist ein reicher Mann und führt ein aufregendes Leben in Miami. Was zum Geier sollte er mit einem Landei aus Pennsylvania wie mir anfangen?“
Emma und Patty tauschten einen Blick. Emma seufzte. „Hm, Miss Landei aus Pennsylvania, wenn ich mich recht entsinne, warst du mal mit einem Arzt verheiratet. Meines Erachtens müsstest du wissen, dass du der Typ Frau bist, mit dem reiche Männer sich gern schmücken.“
Wendy sah sie verblüfft an. „Du denkst, ich möchte, dass irgendein Kerl sich mit mir schmückt?“
Patty legte die Hand aufs Herz. „Ich würde sonst was anstellen, um mir so einen Typen zu angeln. Du solltest dich ein bisschen besser anziehen“, schlug sie vor und wies auf Wendys einfachen roten Pullover. „Parfüm anlegen. Ihn in Versuchung führen.“
Wendy vergaß, den Mund zu schließen. „Bist du verrückt?“
„Ich habe gesehen, wie er dich ansieht“, sagte Emma lauernd. „Er mag dich.“
Wendy spürte, wie sie rot wurde. Vielleicht konnten Cullen und sie ihr Interesse füreinander doch nicht so gut verbergen, wie sie dachten. Eine gewisse Ehrlichkeit war das Einzige, was diese Spekulationen im Keim ersticken konnte. „Selbst wenn ein gegenseitiges Interesse bestehen würde, denkt doch mal zu Ende. Wir passen nicht zusammen.“
„Ich möchte dich beinahe bitten, wenigstens so zu tun, als ob.“ Patty beugte sich zu Wendy und flüsterte: „Wir könnten eine Spionin brauchen. Man munkelt, dass er in Wirklichkeit gekommen ist, um die Fabrik zu schließen.“
Wendy schnappte nach Luft. „Das ist nicht wahr!“
„Und woher willst du das wissen?“, fragte Emma.
„Ja“, sprang Patty ihr bei, „woher weißt du das?“
„Ich weiß es eben.“
„Und du findest es nicht merkwürdig, dass Mr McCoy plötzlich Urlaub genommen hat?“
„Nein.“
„Oder dass der Cullen Barrington für ihn einspringt?“
Ja, es war merkwürdig.
Wendy rief sich innerlich zur Ordnung. Die Firma machte so gute Umsätze, dass Cullen sie nicht einfach schließen konnte. Angesichts des Profits, den das Unternehmen abwarf, dürften die Barringtons nicht einmal an einen Verkauf denken. Doch das durfte sie ihren Freundinnen nicht sagen. Sie kannte die Umsätze der Firma, weil sie die Finanzberichte schrieb. Die Schweigepflicht verbot ihr, über die Zahlen zu reden.
„Nein, ich finde es nicht merkwürdig, dass Mr Barrington für Mr McCoy einspringt. Ich schätze, er hat seine Gründe dafür. Vielleicht ist er einfach nur gekommen, weil seine Familie sich seit fünf Jahren nicht mehr direkt in der Firma engagiert hat. Vielleicht meinen sie, es wäre Zeit, dass einer von ihnen es tut.“
„Mag sein. Aber du kannst die Tatsache nicht wegdiskutieren, dass wir keine Gehaltserhöhung mehr bekommen haben, seit seine Mutter in den Ruhestand gegangen ist. Ausbleibende Gehaltserhöhungen bedeuten
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