Julia Weihnachtsband Band 26
sie liebte, dann konnten sie zusammen nach Miami ziehen. Sie konnten auch auf den Mond ziehen. Es war ihr egal. Doch er würde allein fortgehen, wenn sie nicht noch mindestens einen Monat Zeit miteinander hatten.
Diese Zeit wünschte sie sich. Sie öffnete ihr Herz und schickte ihren Wunsch hinaus ins Universum. Im selben Augenblick trat das Rentier aus seiner Kassenbude, und seine Glöckchen klingelten.
„Cullen Barrington?“
Der Mann, der Cullen auf die Schulter tippte, zwang ihn, den Blickkontakt mit Wendy zu unterbrechen, und er war froh darüber. Er spürte, wie er wieder schwach wurde und sich nach etwas sehnte, was nicht sein durfte.
„Skinny?“
Richard „Skinny“ Pedrosky lachte. „Wir sind nicht mehr in der Schule. Inzwischen werde ich Rich genannt.“
„Ist das denn die Möglichkeit!“ Cullen schüttelte dem Mann die Hand. „Wie geht’s dir?“
„Gut.“ Ohne zu zögern, fragte er: „Wer ist deine Freundin?“
„Oh, Wendy Winston. Sie ist meine Verwaltungsassistentin, solange ich in Barrington bin und die Fabrik leite.“
Wendy ergriff die Hand, die Rich ihr bot. „Freut mich, dich kennenzulernen.“
„Sag jetzt bitte nicht, dass ihr hier seid, weil du ein Kind hast, das den Weihnachtsmann sehen will.“
„So ist es aber.“
„Verflixt“, erwiderte Rich. „Die Guten sind immer vergeben.“
Wendy lachte. „Ich bin nicht vergeben. Ich habe das Sorgerecht für den Sohn meiner Nachbarin, die vor ein paar Wochen gestorben ist.“
„Oh, das tut mir leid.“ Doch das Funkeln in Richs Augen strafte seine Worte Lügen.
Cullen kochte innerlich. Er mahnte sich zur Ruhe, sagte sich, es sollte ihn nicht stören, wenn ein anderer Mann sich für Wendy interessierte. Er hatte wenig Erfolg damit, doch Rich wandte sich jetzt wieder Cullen zu und zwang ihn, Gleichgültigkeit vorzutäuschen, so, als wäre es ihm völlig einerlei, wenn Rich mit Wendy flirtete.
„Wie ich höre, hat dein Geschäftsführer gekündigt.“
„Wie bitte?“, entfuhr es Wendy, bevor Cullen antworten konnte.
Cullen wandte sich ihr zu. Auf diese Weise hatte er es ihr nicht sagen wollen, doch er hatte auf eine Gelegenheit gewartet, und die war jetzt da.
„Mr McCoy ist fast im Rentenalter. Er hat Urlaub genommen, um sich einer Bypass-Operation zu unterziehen.“
Wendys Augen weiteten sich vor Schreck.
„Ihm geht’s gut, doch er ist zu dem Schluss gekommen, dass das Leben zu kurz ist, um es nur mit Arbeit zu verbringen. Er kommt nicht zurück.“
„Wow.“
Er sah, wie ihre feinen Züge sich veränderten, während sie die Nachricht verarbeitete. Schließlich sagte sie: „Eigentlich sollte es mich nicht überraschen. Es war schon seltsam, dass er im Dezember Urlaub genommen hat.“ Als sie Cullen ansah, war ihr Blick so voller Hoffnung, dass Cullen erstarrte.
„Hast du schon Ersatz gefunden?“
Die Frage hing zwischen ihnen in der Luft. Sie sahen einander in die Augen. Die Welt um sie herum schien sich in Zeitlupe zu bewegen, es war ganz still. Cullen wusste, was Wendy dachte. Er könnte den Posten übernehmen. Sie könnten herausfinden, welche Gefühle sie füreinander hegten. Er könnte ihr helfen, Harry zu erziehen.
Er schluckte. Obwohl er sich längst dagegen entschieden hatte, obwohl er wusste, dass er Wendy eines Tages wehtun würde, wenn er eine Beziehung zuließ, war die Versuchung doch plötzlich sehr groß.
Wieder unterbrach Rich ihn in seinen Gedanken. „Ja, Cullen“, sagte er und rückte ein wenig näher an Wendy heran, sodass Cullen sich sogleich vorstellen konnte, wie sie als Paar wirken würden. „Deswegen bin ich besonders froh, dass du mir über den Weg gelaufen bist. Ich würde gern als Geschäftsführer in Betracht gezogen werden.“
In Cullens Kopf drehte sich alles. Er kam sich vor wie ein Zauberer, den eine mystische Zukunftsvision überkommt. Die beiden passten perfekt zusammen. Zwar protestierte eine innere Stimme, doch die Vernunft ließ ihn ihre Zukunft sehen. Wendys Zukunft. Sicherheit an der Seite eines soliden Mannes. Ein richtiger Vater für Harry anstelle eines Mannes, der nicht einmal sicher war, ob er auf Dauer bleiben würde. Falls Cullen seinen Gefühlen für Wendy nachgab und ihre Beziehung scheiterte, hatte sie ihre Chance mit einem Mann wie Rich verpasst, mit einem Mann, der der Richtige für sie war.
Der Rentier-Mann kam näher und tippte Cullen auf die Schulter. Die Glocken an seinem Halsband klingelten fröhlich. „Hey, dein Kleiner will, dass du ihn
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