Julia Weihnachtsband Band 26
das Leben, das du liebst, wiederaufnehmen kannst, und sie sagt Nein. Sie will ihre Freunde nicht verlassen. Und dir wird mehr und mehr klar, dass ihre Mitarbeiter ihr wichtiger sind als du, und du fragst dich, ob du ihr überhaupt je wichtig warst.“
Cullen fuhr sich mit der Zungenspitze über die plötzlich trockenen Lippen. Ihm war nie aufgefallen, wie sehr seine Beziehung zu Wendy der Beziehung seiner Eltern glich. „Ich kann mich jederzeit scheiden lassen.“
„Und dein Kind nie wiedersehen? Damit wird sie dich halten, weißt du? Sie wird dich zu ein, zwei Kindern überreden und dann sagen, wenn du fortziehst, siehst du sie nie wieder.“
Er schluckte. „Hat Mom dir damit gedroht?“
„Ja. Ich hätte dich nur im Sommer sehen können. Mit etwas Glück.“
„Meinetwegen hast du die Ehe aufrechterhalten?“
„Ja.“
Cullen hatte ein flaues Gefühl im Magen, ihm wurde schwindelig. Bisher Unverständliches ergab plötzlich einen Sinn. Seinetwegen war sein Vater geblieben. Er hatte vielleicht nicht mit ihm Baseball gespielt oder viel Zeit mit ihm verbracht, doch er hatte das eheliche Band nicht zerschnitten, sodass sie, als sie schließlich fortziehen konnten, Zeit miteinander hatten. So viel Zeit, wie Cullen wollte.
Und jetzt spielte Cullen mit dem Gedanken, ihn zu verlassen. Wegen einer Frau, die er kaum kannte. Einer Frau, die ihn jetzt schon irgendwie verhext hatte, damit er seinen Angestellten näherkam und lernte, sie zu mögen.
Donald Barrington erhob sich, um sich Kaffee nachzuschenken, und riss Cullen dadurch aus seiner Versonnenheit. „Ursprünglich wollte ich die Vorstellungsgespräche führen, aber falls du …“
„Das übernehme ich.“
Er glaubte nicht, dass Wendy ihm ihre Gefühle für ihn nur vorgetäuscht hatte, aber sie kannten einander nicht gut genug, um zu wissen, dass sie nicht wie seine Eltern enden würden.
Cullen würde die Leitung von Barrington Candies nicht übernehmen, doch er war ihr eine Erklärung schuldig. Er wusste nur nicht, wie oder wann er sie abgeben würde.
11. KAPITEL
Cullen kam am Montagnachmittag so spät zurück, dass Wendy ihn nur deshalb nicht verpasste, weil sie mit ein paar Minuten Verspätung Feierabend gemacht hatte.
Bei seinem Anblick jubelte ihr Herz. „Hey.“
Leise, in ernstem Tonfall, erwiderte er: „Hey.“
„Was ist los?“
„Nichts.“ Er legte eine kurze Pause ein. „Ich bin nur müde.“
„Nach der Anreise aus Miami hast du wohl auch das Recht dazu.“
„Ja.“ Er atmete tief durch. „Geh nur nach Hause. Ich habe alles, was ich brauche.“
„Du willst noch arbeiten?“
„Ja.“
„Okay“, sagte sie. Sie verstand ihn zwar, konnte sich aber nicht gegen die tiefe Enttäuschung wehren. Das Wochenende war vorüber, und ihnen blieben noch drei Tage – drei kurze Tage –, um festzustellen, ob sich vor seiner Rückkehr nach Miami noch etwas zwischen ihnen abspielte. Und an einem dieser Abende wollte er arbeiten.
„Wir sehen uns dann morgen früh“, sagte sie leichthin und verließ das Büro. Sie hatte ihre Würde bewahrt, doch ihr Herz tat weh. Sie wusste nicht, ob er wirklich zu tun hatte oder sich von ihr zurückziehen wollte, und sie war zu unerfahren, um das zu entscheiden.
„Hey, Wendy. Darf ich dich was fragen?“
Wendy wandte sich vom Geschirrspüler ab und lächelte Harry an. „Klar.“
„Können wir heute Abend den Weihnachtsmann besuchen?“
Den Ausflug zum Weihnachtmann hatte sie völlig vergessen, und nun wurde die Zeit knapp. In vier Tagen war Weihnachten, und wenn sie sich nicht beeilten, fanden sie keine Gelegenheit mehr, den Weihnachtsmann zu sehen.
So traurig sie auch war, sie musste Harrys Wunsch erfüllen. Und die Beschäftigung würde sie vielleicht von Cullen ablenken.
„Klar. Warum nicht?“
„Ja!“ Harry stieß siegessicher die Faust in die Luft.
„Geh nach oben, zieh ein frisches Hemd an und kämm dir die Haare. Ich räume schnell noch den Geschirrspüler ein.“
„Okay.“
Harry sprang vom Stuhl, rannte die Treppe hinauf und blieb vor Wendys Zimmertür stehen. Hastig vergewisserte er sich, dass sie ihm nicht gefolgt war, dann flitzte er ins Zimmer und kramte einen Zettel aus seiner Jeanstasche.
Als Harry den Telefonhörer aufnahm, kam Creamsicle ins Zimmer stolziert und ließ sich zu Harrys Füßen nieder. Sein Glöckchen klingelte.
„Das Klingeln ist ja sinnlos, wenn sie nie zusammen sind“, sagte Harry und tippte Cullens Handynummer ein. Cullen meldete sich beim zweiten
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