Julia Weihnachtsband Band 26
sie wusste, dass du gegen sie gearbeitet hast?“
„Deine Mutter wusste genau, worauf sie sich einließ, als sie mich heiratete.“
„Das glaube ich nicht.“
Cullen stellte sein leeres Champagnerglas auf das Tablett eines Kellners. „Ich gehe nach Hause.“
„Warte!“
„Nein. Ich glaube, ich habe lange genug gewartet.“
Gegen vier Uhr schlief Wendy endlich ein, um neun wachte sie auf. Am Morgen des Heiligen Abends fand sie Harry im Wohnzimmer, wo er mit Creamsicle schmuste und Comics im Fernseher anschaute.
„Guten Morgen.“
„Hey, Wendy!“, rief er munter, kein bisschen bekümmert über Cullens Abreise.
Sie trottete durch die Eingangshalle in Richtung Küche und wünschte, sie könnte so leicht wie Harry über Cullen hinwegkommen. Dann rief sie sich zur Ordnung, weil gerade das Wünschen ja zum Teil schuld an ihrem Kummer war. In Gedanken versunken, wäre sie beinahe über Creamsicle gestolpert. Sein Glöckchen klingelte fröhlich, und er blickte vorwurfsvoll zu ihr auf.
„Hey, die Sache mit dem Glöckchen tut mir leid. Aber es war Cullens Entscheidung. Nicht meine. Bescheuert, wie ich bin, habe ich mich in ihn verliebt, wie Harry und du es euch gewünscht habt. Ich bin also unschuldig. Und da wir in Bezug auf Cullen nichts ausrichten können, kannst du jetzt abhauen. Geh, spiel mit Harry.“
Sie stieg über den dicken Kater hinweg und öffnete die Küchentür. Creamsicle folgte ihr und sprang auf einen Hocker vor der Kücheninsel. Wieder klingelte sein Glöckchen.
Wendy schluckte. „Hör auf damit.“ Tränen traten ihr in die Augen. Sie verstand Harrys Verzweiflung, als er Glockenläuten für seine Wünsche brauchte. Denn im Augenblick wünschte sie so sehr, Cullen würde zur Tür hereinkommen, eingestehen, dass er einen Fehler gemacht hatte, sagen, dass er sie liebte und mit ihr zusammen sein wollte und sie sich nie mehr trennen würden.
Sie schüttelte den Kopf. Das durfte nicht ihr Ernst sein. Sie durfte sich Cullen nicht zurück wünschen. Sie war einfach nur sentimental. Sie war zu klug, um in ihrer Traurigkeit zu versinken oder sich Cullen zurück zu wünschen.
Sie streichelte Creamsicle so lange, bis das Glöckchen klingelte.
„Ich wünsche mir, dass er zurückkommt. Ich wünsche mir, dass er uns eine Chance gibt. Auch wenn er mich jetzt noch nicht liebt, weiß ich doch, dass er zumindest verknallt ist.“
In der Hektik der Vorbereitungen für die Aufführung im Park vergaß sie ihren Wunsch. An diesem Abend stand Wendy dann bibbernd ein paar Meter entfernt von dem Pavillon, der als Bühne diente. Um Harry Beistand leisten zu können, achtete sie darauf, dass er sie von der Bühne aus sah. Ihr Kleiner sollte wissen, dass er gut aufgehoben war. Er war ihr Junge. Und sie war für ihn da.
Sie rieb sich die behandschuhten Hände, wartete inmitten von Eltern und Großeltern auf den Beginn der Vorstellung und ließ den Blick übers Publikum schweifen. Etwas Schwarzledernes ließ ihren Atem stocken.
Cullen.
Er besaß so eine Jacke.
Doch das, was sie gesehen hatte, war schon wieder verschwunden.
Cullen lief durch den Park und hielt Ausschau nach Wendy. Unverhofft teilte sich die Menge, und er sah sie. Rechts von ihm, etwa fünf Meter von der großen Pavillon-Bühne entfernt, auf der die Kinder ihr Stück aufführten, stand Wendy und war sichtlich aufgeregt.
Sein Herzschlag geriet ins Stolpern. Wendys Wangen waren rosig vor Kälte. Ihre Augen leuchteten. Ihr gelber Schal betonte die Farbe ihres Haars. Sie war so schön, so glücklich, so lebendig, so wirklich, dass er wie angewurzelt stehen blieb. Warum sollte sie ihn zurückhaben wollen, nachdem er ihr so wehgetan hatte? Nachdem er Dinge nicht begriffen hatte, die doch auf der Hand lagen?
Harry Martin war ein hinreißender Stern. Wendy war außer sich vor Begeisterung über seine Leistung. Sie hüpfte auf und ab und applaudierte Harry. Hände auf ihren Schultern holten sie in die Gegenwart zurück, und sie fuhr herum.
„Buh.“
Buh?
Cullen?
„Du hast mir einen Mordsschrecken eingejagt.“ Und beinahe wäre ihr Herz stehen geblieben. Er sah umwerfend aus in seiner schwarzen Lederjacke und dem weißen Wollschal. Ein leichter Wind zauste sein Haar und rötete seine Wangen. Er sah so verdammt gut aus, dass sie sich ihm am liebsten in die Arme geworfen hätte. Doch diesen Fehler hatte sie bereits zweimal begangen. Den machte sie nicht noch einmal.
„Viel Glück zum Heiligabend.“ Sein Atem hüllte sein Gesicht in eine
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