Julia Weihnachtsband Band 26
weiße Wolke. Es hatte zu schneien begonnen. Und Cullen hob sein Gesicht den wirbelnden Flocken entgegen. „Ich bin so froh, zu Hause zu sein.“
Dass er Barrington als sein Zuhause bezeichnete, haute sie beinahe um, doch sie sagte sich, dass es sich wohl um einen Versprecher handeln musste. Dem wollte sie keine Bedeutung beimessen.
„Bist du zurückgekommen, um Harry im Krippenspiel zu sehen?“
„Ja. Und war er nicht süß? Ich habe noch nie ein Kind erlebt, das so glücklich war, einen Stern spielen zu dürfen. Aber ich komme auch zurück, weil Tom Ross die Stelle nun doch nicht annehmen kann. Als er kündigen wollte, hat sein Chef sein Gehalt verdoppelt.“ Er atmete tief durch. „Damit hat Barrington Candies ihn verloren.“
Und weil ihr nichts anderes einfiel, sagte sie einfach: „Pech.“
„Eigentlich nicht. Ich will die Stelle.“
Sie wehrte sich gegen den Drang, die Augen zu schließen. Sie konnte nicht mit ihm zusammenarbeiten, wenn sie wusste, dass er sie nicht liebte – sie nicht lieben konnte –, während sie bis über beide Ohren verliebt in ihn war.
„Ja. Ich übernehme die Firma und boote meinen Vater aus.“
Sein Tonfall verriet, dass sich hinter dieser Entscheidung eine Geschichte verbarg, und Wendy war kribbelig vor Neugier. Doch sie sagte nichts.
„Ja. Und weil Heiligabend ist, habe ich kein Zimmer im Hotel mehr bekommen. Sieht so aus, als müsste ich heute bei dir übernachten.“
„Nie im Leben.“ Damit brach sie ihr selbst verordnetes Schweigen. „Heute herrscht kein Schneesturm. Und wag es ja nicht, so etwas in Harrys Gegenwart zu äußern. Er würde nicht verstehen, warum ich dich nicht aufnehme, und er wäre böse auf mich, obwohl du der Schuldige bist.“
Er legte ihr einen Finger auf die Lippen, damit sie schwieg. „Eigentlich nicht. Gestern Abend auf einer Yacht habe ich ziemlich rasch meine Prioritäten neu geordnet, und dann habe ich etwas für dich anfertigen lassen.“ Er zog ein Schmuckschächtelchen aus seiner Tasche und reichte es ihr. „Mach’s auf.“
Sie schluckte krampfhaft. Mit wild klopfendem Herzen und zitternden Fingern öffnete sie die Schachtel. Ein Diamant funkelte ihr entgegen.
„Willst du mich heiraten?“
Erschrocken riss sie Augen und Mund auf. „Dich heiraten? Du verlässt mich einfach, und zwei Tage später kommst du zurück und fragst, ob ich dich heiraten will?“
„Ich weiß, es ging ein bisschen schnell. Aber ich glaube, ich habe mich schon an dem Abend in dich verliebt, als wir bei dir zu Hause Marshmallows geröstet haben. Wenn ich mich nicht irre, liebst du mich auch. Deshalb sehe ich keinen Grund, warum wir warten sollten. Zumal wir auch an Harry denken müssen. Wer weiß, was er seiner Lehrerin erzählt, wenn ich vor der Bestellung des Aufgebots zu oft bei euch übernachte.“
Sie lachte unter Tränen. „Ich dachte, du hältst nichts vom Heiraten.“
Er nahm ihr die Schachtel aus der Hand und sagte: „In den vergangenen vierundzwanzig Stunden habe ich ein paar Erkenntnisse gewonnen.“ Er nahm den Ring aus der Schachtel und schob ihn Wendy auf den Finger. „Mein Dad hat mir sein Leben lang erzählt, Liebe wäre nicht von Dauer. Aber im Grunde hat er nur gemeint, dass seine Liebe nicht von Dauer war. Unsere wird halten.“
Wendy betrachtete den funkelnden Ring. „Das weiß ich.“
„Bist du dir so sicher, dass du es in den nächsten fünfzig oder sechzig Jahren Tag für Tag mit mir aushalten willst?“
Sie lachte. „Es wird mir ein Vergnügen sein.“
„Tja, dann werden wir wohl heiraten.“
Harry kam hüpfend näher. „Hey, Cullen!“
„Hey, Kleiner.“
„Ich wusste, dass du kommst.“
Cullen lachte und fuhr Harry durchs Haar. „Wieso? Hast du dir beim Glockenläuten wieder mal was gewünscht?“
„Nein, aber Wendy.“
Cullen warf den Kopf in den Nacken und lachte.
„Harry, du musst dringend lernen, Geheimnisse für dich zu behalten.“
Harry grinste nur.
„Nicht so wichtig“, sagte Cullen, legte einen Arm um Wendys Taille und nahm Harry bei der Hand.
Harry blickte zu ihm auf. „Nicht so wichtig?“
„Nein. Wendy und ich heiraten. Dann haben wir keine Geheimnisse mehr voreinander.“
Die Kirchenglocken läuteten die volle Stunde, und Cullen beugte sich zu Wendy herunter und küsste sie.
Harry grinste. Er würde die Erwachsenen wohl nie ganz verstehen, doch er verstand die Macht von Wünschen. Er hob den Blick zum Himmel und flüsterte: „Danke.“
Cullen löste sich von Wendy und
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