Julia Weihnachtsband Band 26
sieht man gar nicht“, beschwichtigte Edward hastig, „und er sieht wirklich schön aus. Können wir jetzt die anderen Sachen anhängen?“
„Wir müssen auf Mummy warten!“, rief Kitty empört, darum schickte Jake sie in die Küche, um herauszufinden, was Amelia gerade tat, und um ihr zu sagen, dass sie Kekse zum Tee mitbringen solle. Vorsichtig ließ er sich auf das Sofa sinken und lächelte Thomas an, der mit einem bunten Beißring im Mund in einem Kreis aus dicken Kissen auf dem Boden saß.
„Alles okay, kleiner Mann?“, fragte er. Thomas grinste ihn breit an und hielt ihm sein Spielzeug hin. Pflichtbewusst bewunderte er es und versuchte, dabei nicht an Ben zu denken.
„Das ist wirklich schön“, sagte er schroff. „Schmeckt er?“
„Mumum“, antwortete Thomas, als er den Ring wieder in seinen Mund steckte. Jake biss die Zähne zusammen und lachte auf, aber es klang eher wie ein Schluchzen.
Wie schafften es Kinder nur immer, alle Barrieren zu durchbrechen?
„Du wirst mal ein richtiger Charmeur, hm?“, sagte er leise und wurde mit einem Glucksen belohnt. Dann ließ Thomas das Spielzeug fallen und streckte die Arme aus. Dagegen war Jake machtlos.
Er streckte ihm die Hände entgegen und hoffte, sein gebrochenes Handgelenk hielt das durch. Der Junge ergriff seine Finger und zog sich begeistert glucksend hoch, während Jake den Atem anhielt.
„Geht es Ihnen gut?“
„Nicht wirklich“, antwortete er leicht angespannt, aber auch erleichtert, dass Amelia wieder da war. „Könnten Sie ihn nehmen? Meine Hand …“
„Oh Jake! Thomas, Liebling, komm her.“
Sanft löste sie die kleinen Finger von Jakes Hand. Endlich ließ der Schmerz nach, und aufatmend lehnte Jake sich zurück. Nicht nur der Bruch, auch das Babylachen und das Gefühl dieser kräftigen, kleinen Finger machten ihm zu schaffen. Am liebsten würde er sich verkriechen. „Danke. Das war wahrscheinlich dumm, aber …“
„Sie konnten ihm nicht widerstehen? Da sagen Sie mir nichts Neues. Und hier ist was ganz Leckeres!“
„Ich möchte aber keinen Saft aus einer Plastiktasse“, protestierte Jake leise. Amelia lachte. Der Klang war wie ein plätschernder Bach, rein, klar und süß.
„Seien Sie nicht albern. Ihr Tee ist hier, mit den Schmerztabletten.“
Er brachte ein Lächeln zustande, aber das war eigentlich gar nicht so schwer, wo die Wärme ihres Lachens noch immer in ihm nachhallte. „Danke.“
„Schokocookies und Butterkekse!“, sagte Edward überwältigt.
„Himmel, da könnte man ja glatt denken, es sei Weihnachten“, antwortete Jake gespielt überrascht. Kitty kicherte, und bevor er es verhindern konnte, kletterte sie auf seinen Schoß und kuschelte sich lächelnd an seine Brust.
„Es ist Weihnachten, du Spaßvogel … also morgen“, korrigierte sie sich und musterte dann kritisch den Baum. „Wir müssen noch fertig schmücken!“
„Erst Kekse“, bestimmte Jake, denn er brauchte seine Schmerztabletten, besonders wenn Kitty weiter so auf seinen Prellungen und blauen Flecken herumhüpfte. Und sein Arm schmerzte nach den vielen dummen Sachen, die er heute getan hatte.
Also aßen sie Kekse, und Kitty kuschelte sich noch näher an ihn. In dem Moment bemerkte er den gequälten Ausdruck auf Amelias Gesicht. Es machte ihn traurig, dass sie in dieser Situation steckten. Kitty hätte auf dem Schoß ihres Vaters sitzen sollen, der sich jetzt in Thailand vor seiner Verantwortung drückte, und er hätte Rachel und Ben hier haben sollen. Das hatte niemand von ihnen verdient …
„Gut, schmücken wir den Baum fertig“, sagte er und schob Kitty von seinem Schoß. Steif stand er auf und hängte die Weihnachtskugeln dorthin, wo ihm gesagt wurde.
Jake war einfach großartig.
Amelia staunte über seine Verwandlung. So schlecht gelaunt, sarkastisch und bitter er gestern gewesen war, jetzt war er der Mann, von dem Kate erzählt hatte, großzügig und freundlich.
Er ging so sanft mit den Kindern um, neckte sie und ertrug ihren begeisterten Unsinn. Nachdem der Baum fertig war und sie die heruntergefallenen Nadeln aufgefegt hatte, gingen sie in die Küche, und Amelia kochte das Abendessen. Dabei tanzte sie durch die Küche und sang Weihnachtslieder aus dem Radio mit, Thomas gluckste vergnügt dazu.
Als sie aufsah, bemerkte sie, dass Jake sie mit einem seltsamen Blick beobachtete. Ihr blieb die Luft weg. Nein! Sie musste sich täuschen. Er konnte nicht an ihr interessiert sein – nicht an einer mittellosen Frau mit drei
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