Julia Weihnachtsband Band 26
Kindern und einem müffelnden kleinen Hund, der auch noch krank war.
Darum zog sie das Lametta aus ihren Haaren und band es dem Hund um den Hals, bevor sie sich wieder auf das Abendessen konzentrierte.
Würstchen am Stiel für Kitty, mit gegrillten Gemüsespießen in kleinen Fladenbrottaschen – ihr ganz persönlicher Kebab. Als Nachtisch gab es Obst, in Würfel geschnitten und in geschmolzene Schokolade getaucht.
Die Kinder liebten jeden Bissen. Sogar Thomas hatte begeistert ein paar Stückchen Banane und geschälte Weintrauben mit der Schokoladensauce gegessen, und von dem Chaos in der Küche abgesehen, war es ein großer Erfolg.
„So, ihr Räuber, ab ins Bett“, sagte Amelia nach dem Essen.
„Aber es ist doch Weihnachten!“
„Eben, und der Weihnachtsmann kommt erst, wenn ihr schlaft“, argumentierte sie.
„Aber er kann doch gar nicht kommen, wenn das Feuer im Kamin brennt“, sagte Kitty besorgt.
„Das ist kein Problem“, beruhigte Jake sie. „Im Esszimmer gibt es auch noch einen Schornstein, dort kann er durchkommen.“
„Aber dann weiß er doch gar nicht, wo er die Geschenke hinlegen soll!“, protestierte sie.
„Doch, weil er alles weiß“, erklärte Edward so geduldig, dass Amelia am liebsten gleichzeitig gelacht und geweint hätte. „Ab ins Bett, und dann kommt er auch.“
„Versprochen?“, fragte Kitty hoffnungsvoll.
Himmel, sie würden von den wenigen Geschenken so enttäuscht sein. „Versprochen“, sagte sie den Tränen nah, aber in dem Moment klingelte es an der Tür. Jake stand auf.
„Ich gehe schon. Das ist bestimmt Kate“, sagte er, und sie folgte ihm, weil sie ihre Freundin begrüßen wollte, bevor sie die Kinder ins Bett brachte. Aber als sie die Tür erreichten, hörten sie einen Chor singen.
Wie angewurzelt blieb Jake stehen. „Weihnachtssänger“, sagte er mit dumpfer Stimme.
„Ich kümmere mich darum“, antwortete Amelia leise und öffnete die Tür. Sie wollte ihnen etwas für ihre Sammelbüchse geben und sie dann weiterschicken, allerdings stand Jake für alle sichtbar dort, und der Pfarrer, der ganz vorn stand, strahlte ihn begeistert an.
„Mr Forrester! Wir haben gehört, dass Sie zurück sind und sich verletzt haben, darum dachten wir, wir kommen vorbei und teilen nach der Abendandacht ein paar Weihnachtslieder mit Ihnen – bringen Ihnen ein bisschen Weihnachtsstimmung.“
Jake lächelte angespannt. „Danke.“ Wahrscheinlich wäre er mit diesem aufgesetzten Lächeln dort stehen geblieben, hätte Amelia ihn nicht sanft aus dem Weg geschoben, die Tür geöffnet und alle hereingebeten.
„Es ist kalt draußen“, sagte sie lächelnd. „Kommen Sie herein.“ Jake musste jetzt irgendwie damit klarkommen, denn alles andere wäre einfach zu unhöflich. Das schien ihm klar zu sein, denn er fand sein Lächeln wieder und gab den Weg frei.
„Ja … natürlich … kommen Sie herein ans Feuer“, sagte er und führte das Grüppchen in den Salon, wo sie sich alle vor dem Kaminfeuer versammelten und alte Weihnachtslieder sangen. Als sich der Pfarrer dafür entschuldigte, dass sie ohne Chorknaben eines der bekanntesten Lieder nicht singen konnten, spürte Amelia, wie Edward unruhig wurde. Ermutigend drückte sie seine Schulter.
„Geh schon“, murmelte sie, und er trat vor.
„Ich könnte es singen“, bot er an. Der Pfarrer lächelte ihn breit an.
„Oh … gern. Brauchst du den Text?“
Edward schüttelte den Kopf, trat zu ihnen und begann zu singen.
Jake war sprachlos.
Die reine, klare Stimme des Jungen erfüllte den Raum, und er spürte einen Kloß im Hals. Das brachte so viele Erinnerungen zurück – seine schmerzliche Kindheit, die Ablenkung, die ihm die Musik gebracht hatte, die harte Arbeit und die große Belohnung eines Chorknaben.
Als Edward zum Ende der ersten Strophe kam und alle einstimmten, sang er zu seinem Erstaunen auch mit. Seine Stimme war etwas eingerostet, weil er kaum mehr sang, aber das gab sich schnell. Freude erfüllte ihn, als er das bekannte Weihnachtslied sang. Edward sah ihn erstaunt an und lächelte dann, als hätte er etwas Wundervolles entdeckt.
Und vielleicht hatte er das.
Genauso wie Jake, denn Edward besaß eine wirklich schöne Stimme, und es wäre zu schade, wenn er nicht die Möglichkeit bekäme, dieses musikalische Geschenk zu entwickeln. Falls er dabei helfen konnte, wollte er das tun, selbst wenn er ihn nur dazu ermutigte, dem Schulchor beizutreten.
Aber für den Moment genoss er es einfach zu singen,
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