Julia Weihnachtsband Band 26
hoffte Clay auf eine ernste Antwort. Er wollte mehr über Holly wissen.
Als Holly ihre Hand sanft aus seinen Fingern befreite, hielt sie Ausschau nach Lucas. Leise murmelte sie Clay zu: „Tut mir leid, Clay, aber ich glaube nicht an Santa Claus.“
„Miss Holly, du machst das ganz falsch!“ Mary Janes aufgebrachte Stimme übertönte den fröhlichen Lärm im Wohnzimmer. „Du musst dich auf Santas Schoß setzen!“
„Das gilt nur für Jungen und Mädchen“, antwortete Holly schnell und warf dabei Clay einen warnenden Blick zu. „Für Erwachsene ist es etwas anderes.“
Die Kleine sah nicht ganz überzeugt aus und fragte: „Aber du bekommst doch noch dein Geschenk, oder?“
Damit hatte sie Holly erwischt.
„Nun?“ Clay nutzte die Gelegenheit. „Es muss doch irgendeinen Wunsch geben, den Santa Ihnen als Kind nicht erfüllt hat.“
Ihr Gesicht spiegelte die unterschiedlichsten Gefühle wider, ihre grünen Augen waren voller Sehnsucht. In diesem Augenblick schwor Clay sich, dass er Holly schenken würde, was immer sie sich wünschte.
„Ein Pony!“, platzte Holly heraus. Trotz ihres gezwungenen Lächelns lag ein Schatten über ihren Augen, als sie sich an Mary Jane wandte: „Wünschen sich nicht alle kleinen Mädchen ein Pony?“
„Barbie hat auch ein Pony“, ergänzte Mary Jane und warf dabei Santa einen eindeutigen Blick zu.
„Dann also ein Pony“, stimmte Clay zu. Sein eigener Wunsch, mehr über Holly zu erfahren, blieb unerfüllt. Jedenfalls für dieses Mal.
Es wurden noch mehr Fotos gemacht. Langsam hatte Clay das Gefühl, dass er die Schlafenszeit der Kinder überschritt. Lucas war auf Hollys Schoß geklettert. Das Feuerwehrauto hielt er immer noch fest umklammert. Erst als er eingeschlafen war, nahm Holly es ihm vorsichtig aus der Hand und trug ihn aus dem Wohnzimmer.
Es war Zeit für Clay, Gute Nacht zu sagen. Seinen Auftritt als Santa hatte er erledigt, und seine Angestellten warteten auf ihn. Zwar hatte er inzwischen Marie angerufen, um ihr mitzuteilen, dass er später käme. Aber allzu lange konnte sie ihn nicht decken.
Er sollte wirklich gehen.
Clay stand auf und trat zur Tür, hinter der Holly mit dem kleinen Lucas verschwunden war. „Stille Nacht, heilige Nacht“, erklang es aus einem der Zimmer. Es war Hollys klare Stimme, die ihn so unwiderstehlich anzog wie der Gesang der Sirenen. Er folgte der Stimme und blieb schließlich an der geöffneten Tür stehen, beobachtete sie unbemerkt.
Holly saß auf einem Kinderbett. Sie beugte sich hinunter, strich Lucas’ Haar zurück und küsste den schlafenden Jungen sanft auf die Stirn. Aus jeder ihrer Gesten sprach Fürsorge und Mitgefühl. Ihre ehrenamtliche Arbeit verrichtete sie nicht aus Pflichtbewusstsein oder Verantwortungsgefühl. Sie tat es aus Liebe.
Fast glaubte er zu spüren, wie seine Finger ihr Haar zerwühlten, während er seine Lippen auf ihre presste und … nun ja, vielleicht etwas mehr tat, als sie nur ins Bett zu bringen.
Das Verlangen, das er plötzlich empfand, überraschte ihn selbst. Nachdem er Holly den ganzen Abend beobachtet hatte, wusste er, dass sie eigentlich nicht sein Typ war. Heim und Familie waren für sie das Wichtigste. Dagegen hatte er in der Vergangenheit eine Scheidung vorzuweisen und für die Zukunft ein Unternehmen, dem er seine ganze Aufmerksamkeit schenken musste.
Gerade als er beschlossen hatte, jetzt wirklich zu gehen, blickte Holly auf und legte einen Finger an die Lippen. Eine Warnung, dass er leise sein sollte. Dabei hätte er sowieso kein Wort herausgebracht. Denn während er auf ihren Mund starrte, wurde seine Kehle ganz trocken.
Süß würde sie schmecken – wie die Zuckerstangen, die am Weihnachtsbaum hingen. Mit einem Hauch von Gewürzen von dem Apfelpunsch, den sie getrunken hatte. Aber vor allem würde sie wie eine Frau schmecken: warm und weich. Als sie ihn beim Verlassen des Zimmers streifte, musste er sich schon sehr zusammenreißen, um sie nicht gleich in die Arme zu nehmen.
Sie schloss die Tür und flüsterte: „Er ist sofort eingeschlafen. Wahrscheinlich träumt er von Feuerwehrautos und Rentieren.“ Ihr bezauberndes Lächeln zeigte, dass sie von Clays heißen, hungrigen Fantasien nichts ahnte.
Clay hob seine Hand zu ihrem Gesicht – und hatte plötzlich die roten Samtärmel mit dem weißen Besatz seines Kostüms vor Augen. Kein Wunder, dass Holly keine Ahnung davon hatte, was er sich ausmalte. Die Vorstellung, Santa Claus könne eine Frau anmachen, war einfach
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