Julia Weihnachtsband Band 26
alleinstehende Frau mit drei kleinen Kindern, von denen eins noch nicht mal ein Jahr alt ist?“
„Aber das dürfen sie nicht fragen.“
„Nein, aber sie fragen, wie viel Zeit man aufbringen kann, und ob man zur Not an den Wochenenden und abends arbeiten kann, ob man für Geschäftsreisen zur Verfügung steht – ganz viele hinterhältige Fragen, um es herauszufinden, und dann hört man förmlich die Türen zuschlagen.“
„Das ist doch verrückt. Viele meiner Angestellten sind Mütter, und sie sind meist gut organisiert, effizient und besonnen. Okay, von Zeit zu Zeit muss ich Zugeständnisse machen, aber es gibt bedeutende Vorteile – zum Beispiel machen Mütter nicht krank, weil sie am Abend zuvor zu viel getrunken haben. Ich würde dich einstellen.“
Unsicher starrte Amelia ihn an. Meinte er das ernst? Kate hatte schon früher gesagt, wie schade es war, dass er bereits jemanden hatte. Wahrscheinlich war es nur eine beiläufige Bemerkung. Oder doch nicht?
„Würdest du?“, fragte sie vorsichtig, und er nickte.
„Sicher. Ich könnte eine Übersetzerin gebrauchen. Es ist allerdings nichts Technisches, eher Vertragssachen. Im Moment gebe ich die Dokumente außer Haus zu jemandem, der schon lange für mich arbeitet, aber sie hat mir vor Weihnachten gesagt, dass sie eine Pause machen möchte. Welche Sprachen bietest du an?“
„Französisch, Italienisch, Spanisch und Russisch.“
Jake nickte langsam. „Okay. Willst du es versuchen? Dir einige Sachen anschauen, die ich in Übersetzung brauche, um zu sehen, ob du die spezifischen Vokabeln kennst?“
„Sicher“, antwortete sie langsam. War das so eine gute Idee, sich noch mehr auf einen Mann einzulassen, der für ihren Sohn ein Held war? Auf dessen Schoß ihre Tochter vor dem Feuer gesessen hatte?
Ein Mann, dessen Herz so gebrochen war, dass er jedes Weihnachten davonlief, um sich vor dem Schmerz zu verstecken.
Ein Mann, in den sie sich nur zu leicht verlieben könnte …
Ich muss verrückt sein, dachte Jake.
Es war schlimm genug, dass sie ohne Erlaubnis über ihn hergefallen waren und sein Haus, sein Leben und seine Gedanken in Beschlag genommen hatten. Es grenzte jedoch an Wahnsinn, eine längere Beziehung vorzuschlagen.
Andererseits könnte diese rein beruflich sein. Sie würden alles online erledigen – oder Kate könnte sich darum kümmern. Dann müsste er nur noch Amelias Rechnungen abnicken. Das würde ihre finanziellen Probleme lösen, ihr Unabhängigkeit von dem Mistkerl geben, der ihr Exmann war, und ihren Kindern Sicherheit verschaffen.
Und das war ihm wichtiger, als er zugeben wollte. So konnten sie ein Haus suchen, sich an eine neue Schule gewöhnen – was Edward die Chance geben würde, einem Chor beizutreten oder sich sogar bei Chorschulen um ein Stipendium zu bewerben. Sie könnten überall wohnen, denn Amelia müsste nicht ins Büro kommen. Und sollte Edward an einer Chorschule aufgenommen werden, müsste er nicht einmal ins Internat, wenn sie dicht genug wohnten.
Jake sah auf den Hund, der zwischen Amelias Füßen lag, seinem Frauchen treu ergeben.
Der Hund würde ihm fehlen, wenn sie auszogen. Er hatte schon überlegt, sich selbst einen zuzulegen, den Gedanken aber wieder verworfen. Vielleicht sollte er langsam an sich denken und sich eingestehen, dass er auch Bedürfnisse hatte.
Und Gefühle.
„Überleg es dir. Wir sprechen morgen noch mal darüber“, sagte er, klappte seinen Laptop zu und stand auf. „Ich gehe ins Bett.“
„Ja, es war ein langer Tag.“ Sie klappte ihren eigenen Laptop ebenfalls zu, stand auf und nahm die Gläser mit ihrer freien Hand. Während sie den Hund noch einmal nach draußen ließ, brachte er seinen Computer zurück ins Arbeitszimmer. Danach kehrte er in die Küche zurück, schaute grübelnd in den Garten auf den Schneemann und fragte sich, ob sich seine Gefühle auf eine Beziehung ausweiten ließen.
Kein Sex, keine bedeutungslose Affäre zur Befriedigung seiner Bedürfnisse, um die Leere in seinem Leben auszublenden, sondern eine richtige Beziehung.
Mit Amelia.
Sie rief Rufus zurück, dann wurde die Tür geschlossen, und Jake hörte, wie der Schlüssel gedreht wurde, bevor sie ins Frühstückszimmer kam und stockte.
„Oh! Ich dachte, du wärst schon nach oben gegangen.“
„Nein, ich habe auf dich gewartet.“
Er begleitete sie bis zum Treppenabsatz bei seinem Schlafzimmer. Dort wandte er sich ihr zu und starrte sie stumm an. Der Gedanke war verrückt. Er kannte sie nicht, war
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