Julia Winterträume Band 8 (German Edition)
einen Menschen unglücklich gemacht … Kayleen.
„Ich vermisse deine ungeteilte Aufmerksamkeit“, mokierte sich Hassan und tat gekränkt. „Das muss ich mir energisch verbeten.“
„Hey, hier sind Sie nicht der König, Eure Majestät, sondern lediglich mein Gast“, gab Lina amüsiert zurück.
„Und das war ich mit dem größten Vergnügen. Ehrlich gesagt, meine Abreise steht mir ziemlich bevor. Aber ich muss.“
Linas gute Laune war dahin. „Aber du hast doch jede Menge erwachsene Söhne. Kann nicht einer von denen die Regierungsgeschäfte übernehmen?“
„Für eine Weile sicher. Doch letztendlich liegt die Verantwortung bei mir. Ich muss auch an die Bürger meines Königreichs denken. Wenn ich zu lange wegbleibe, glauben sie noch, ich hätte mich aus irgendwelchen dubiosen Gründen ins Exil abgesetzt.“
„Ich weiß“, seufzte sie. Und doch wollte sie nicht wahrhaben, dass die unbeschwerten Tage mit Hassan sich ihrem Ende zuneigten. „Ich werde dich vermissen.“
„Ich dich auch.“ Er drückte ihre Hand. „Hältst du mich für aufdringlich, wenn ich dich bitte, mich nach Bahania zu begleiten?“
Lina wappnete sich innerlich gegen die aufkeimende Hoffnung. „Als dein Gast?“
„Nein, meine Liebe.“ Er sah ihr in die Augen, und in seinem Blick lag unendliche Zärtlichkeit. „Verzeih, ich bin in diesen Dingen ziemlich eingerostet. Lina, ich hätte nie geglaubt, mich noch einmal zu verlieben. Und doch ist es geschehen. Du hast mich verhext und meinem Leben einen neuen Sinn gegeben. Ich liebe dich, und ich möchte, dass du meine Frau wirst.“
Kayleen, die gerade ihren täglichen Spaziergang durch den Park unternahm, blieb abrupt stehen. Erst hatte sie nur leises Stimmengemurmel bemerkt und sich nichts weiter dabei gedacht. Als sie König Hassan seinen Antrag formulieren hörte, war es bereits zu spät. Kayleen blickte sich hektisch um und suchte nach einer Möglichkeit, sich unbemerkt zurückzuziehen. Sie wollte gerade kehrtmachen und auf leisen Sohlen davonschleichen, da sagte Hassan: „Deswegen brauchst du doch nicht gleich zu weinen, Lina.“
„Das sind Freudentränen, du Dummkopf. Ich liebe dich. Auch ich hätte mir nie träumen lassen, noch einmal mein Herz zu verlieren.“ Lina schluchzte unterdrückt.
„Also wirst du meine Königin.“
„Königin … da habe ich es auf der Karriereleiter ja ganz nach oben geschafft“, lächelte sie.
„Mein Volk wird dich mindestens ebenso sehr verehren wie ich. Doch nur ich allein genieße die Wonnen deines wunderschönen Körpers“, raunte er ihr mit vor Verlangen dunkler Stimme zu.
Verhaltenes Kichern war die Antwort, dann setzte Stille ein. Kayleen nutzte die Gelegenheit, um vorsichtig den Rückzug anzutreten. Das glückliche Paar, ganz vertieft ineinander, würde sie jetzt garantiert nicht bemerken.
Lina und König Hassan hatten sich also verliebt. Natürlich freute Kayleen sich für die beiden, empfand aber auch einen leisen Anflug von Neid. Hassans gefühlvolle Liebeserklärung ging ihr nicht aus dem Kopf. Ebenso wenig wie Linas überglückliche Reaktion auf seinen Antrag.
Ich möchte auch verliebt sein, dachte Kayleen sehnsüchtig, ich möchte in As’ad verliebt sein.
Ja, sie wollte ihren zukünftigen Ehemann lieben, wollte, dass er ihre Gefühle erwiderte. Hoffte sie vergebens? Verlangte sie zu viel, so wie ein Kind, das nach den Sternen greift?
Gut gelaunt betrat As’ad am Samstagmorgen Kayleens Suite. „Abmarschbereit?“
Die Mädchen umringten ihn fröhlich plappernd, während Kayleen sich etwas im Hintergrund hielt. Paradoxerweise fühlte sie sich As’ad gegenüber jetzt immer leicht befangen, obwohl – oder gerade weil – sie verlobt waren.
„Du hast vergessen, uns zu sagen, wo es hingeht“, versuchte Dana, ihm das Ziel ihres gemeinsamen Ausflugs doch noch zu entlocken.
„Ich weiß. Es soll ja auch eine Überraschung sein.“ Er sah Kayleen fragend an. „Du bist so still.“ Sein Blick fiel auf ihre Hände. „Und du trägst meinen Ring nicht.“
Instinktiv versteckte sie die Hände hinter ihrem Rücken. „Fayza hat mich extra angewiesen, ihn nicht zu tragen, wenn ich den Palast verlasse.“
„Ach so, Fayza, unser Protokolldrachen. Eine ganz schöne Nervensäge, was?“
„Allerdings. Sie hat mich mit einem wahren Feuerwerk von Pflichten und Tabus bombardiert. Ziemlich kompliziert, die Mutation von einer Normalsterblichen in eine Prinzessin.“
„Nimm Fayza bloß nicht zu ernst, das tun wir auch
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