Julia Winterträume Band 8 (German Edition)
und schlug ihm mit einem lauten Knall die Tür vor der Nase zu.
Zwei Tage später beschloss Kayleen, As’ad in seinem Büro aufzusuchen. Inzwischen hatte sie ausreichend Zeit gehabt, über seinen Antrag nachzudenken. Beschämt erinnerte sie sich an ihre heftige Reaktion darauf, ihre ungerechten Worte. Immerhin hatte As’ad das Beste gewollt, wenn er das vielleicht auch etwas ungeschickt ausgedrückt hatte.
Eigentlich nicht besonders verwunderlich. Von Lina und ihm selbst wusste sie, dass er Liebe als Schwäche betrachtete. Für ihn zählten andere Werte: Ehre, Anstand, Respekt. Gar nicht mal schlecht, wie Kayleen eingestehen musste. Eine Ehe mit einem solchen Mann würde ihr Sicherheit und Geborgenheit geben. Endlich würde sie sich als Persönlichkeit voll entfalten können. Und die Liebe … war das wirklich so wichtig? Sie liebte ihn ja auch nicht, dessen war sie sich ziemlich sicher. Und doch hatte sie mit ihm schlafen können, und zwar mit allergrößtem Vergnügen. Kayleen mochte und schätzte ihn, fühlte sich wohl in seiner Gesellschaft.
Und dann waren da auch noch die Mädchen. Sollte sie ihn mit der Verantwortung allein lassen? Und das, nachdem sie den Schwestern versprochen hatte, sie in eine glücklichere Zukunft zu begleiten?
Irgendwann würden sie und As’ad vermutlich auch eigene Kinder haben. Der Gedanke daran erfüllte sie mit einer tiefen Sehnsucht. Hier lag eine verheißungsvolle Zukunft in greifbarer Nähe vor ihr, sie brauchte es nur zu wagen …
Und das würde sie. Einmal im Leben wollte auch sie auf der Sonnenseite stehen.
Mit klopfendem Herzen betrat Kayleen As’ads Vorzimmer. Wahrscheinlich war er nicht begeistert, sie zu sehen, so, wie sie sich ihm gegenüber benommen hatte. Sie hatte ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen, wortwörtlich wie auch im übertragenen Sinn.
„Ist der Prinz zu sprechen?“, wandte Kayleen sich an Neil.
„Einen Moment bitte, ich frage nach.“ Neil drückte den Knopf der Gegensprechanlage und meldete sie an. Nach einer kurzen Pause sagte er: „Sie können eintreten; er hat jetzt Zeit für sie.“
Kayleen holte tief Luft und öffnete die Tür zu As’ads Büro. Er stand hinter seinem Schreibtisch, wie üblich wie aus dem Ei gepellt in einem dunklen Geschäftsanzug. Und doch war alles anders als sonst.
Vielleicht, weil sie ihn jetzt kannte, und zwar im biblischen Sinn. Sie hatten Augenblicke höchster Intimität miteinander geteilt. Kayleen kannte den Geruch, den Geschmack seiner Haut, wusste, was ihn erregte. Zwischen ihnen würde nichts je wieder so sein wie vorher. Gemeinsam hatten sie eine unsichtbare Grenze überschritten, und es gab kein Zurück. Die einzige Möglichkeit war vorwärts zu gehen – allein oder mit ihm zusammen. Sie wollte Letzteres – mit der ganzen Kraft ihres Herzens, wie ihr plötzlich bewusst wurde.
„Kayleen“, sagte er leise. Seine Miene war verschlossen.
Sie suchte nach den richtigen Worten. „Es tut mir leid.“ Zögernd fuhr sie fort: „Du bist in bester Absicht zu mir gekommen, und ich habe mich unmöglich benommen. Du wolltest doch nur das Richtige tun …“
„Ja, das wollte ich. Allerdings gebe ich zu, dass ich auch nicht ganz unschuldig an der Szene war. Ich hätte meinen Antrag etwas … nun, diplomatischer formulieren können“, räumte er ein. „Nicht so … so …“
„Herrisch?“, schlug sie vor.
„So würde ich es nicht ausdrücken.“ Er wirkte gekränkt.
„Und doch passt es perfekt.“
Seine Augen verengten sich leicht. „Deiner Entschuldigung mangelt es an der nötigen Demut.“
„Demut gehört nicht zu meinen Stärken. Schon vergessen? Sonst wäre ich längst Nonne geworden.“
„Gerade das will ich ja verhindern. Auch, dass du dich als Lehrerin für immer hinter Klostermauern vergräbst. Ein solches Leben passt nicht zu dir, Kayleen.“ Widerstrebend rang er sich dazu durch, hinzuzufügen: „In meiner Überheblichkeit habe ich dir die Entscheidung abgenommen. Ich beschloss, dich zu verführen, damit du nicht wieder zurück kannst. Okay, ich sehe ein, das war falsch, und ich bitte dich um Entschuldigung.“ As’ad streckte die Hand aus und streichelte sanft ihre Wange.
Das wurde ja immer abenteuerlicher! Er hatte das Ganze geplant! „Du hast mich mit voller Absicht verführt? Das heißt, du … du … warst gar nicht wirklich heiß auf mich?“ Sehr schmeichelhaft, wirklich!
„Ich war mehr als heiß auf dich“, beeilte er sich zu versichern. „Du hast mich
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