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Julia

Julia

Titel: Julia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Fortier
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weil Janice gedroht hatte, sich ebenfalls einzuschreiben.
    »Vor den Salimbenis kann man sich einfach nicht verstecken«, stellte ich fest, während ich mit einer Hand die Augen gegen die Sonne abschirmte. »Sie wussten schon damals, wie man sich am besten platziert.«
    »Dieser Ort hat große strategische Bedeutung«, bestätigte Alessandro mit einem Nicken. »Von hier aus kann man die Welt beherrschen.«
    »Oder zumindest einen Teil davon.«
    Er zuckte mit den Achseln. »Den Teil, den zu beherrschen sich lohnt.«
    Während Alessandro so vor mir hermarschierte, stellte ich fest, dass er sich in dieser Halbwildnis erstaunlich wohl zu fühlen schien - und das, obwohl er eine Flasche Prosecco und Gläser mit sich herumtrug. Allem Anschein nach hatte er es nicht besonders eilig, die Flasche zu entkorken. In einer kleinen Mulde, die mit Gras und -wilden Gewürzen überwuchert war, blieb er schließlich stehen und drehte sich - mit einem Lächeln, aus dem jungenhafter Stolz sprach - zu mir um. Gegen meinen Willen musste ich lachen.
    »Lass mich raten!« Obwohl kaum ein Lüftchen ging, schlang ich beide Arme um meinen Körper. »Hierher bringst du alle Frauen, mit denen du dich zu einem Rendezvous verabredest? Pass bloß auf, denn bei Nino hat das nicht allzu gut funktioniert.«
    Nun wirkte er richtig verletzt. »Nein! Ich habe noch nie ... Mein Onkel ist mal mit uns Kindern hergefahren, als ich zehn war.« Er nickte zu ein paar Büschen und Felsblöcken hinüber. »Genau an der Stelle haben wir einen Schwertkampf ausgefochten ... ich und meine Cousine Malèna. Sie ...« Vielleicht befürchtete er plötzlich, sein großes Geheimnis womöglich von der falschen Seite her aufzurollen, wenn er jetzt weitersprach, denn er brach abrupt ab und erklärte stattdessen: »Seitdem habe ich mir immer gewünscht, mal wieder herzukommen.«
    »Dann hast du dir damit aber ganz schön Zeit gelassen«, bemerkte ich, wobei mir nur allzu bewusst war, dass nicht ich selbst, sondern meine angespannten Nerven aus mir sprachen, und ich mit meiner Nervosität keinem von uns beiden einen Gefallen tat. »Aber ... ich beschwere mich nicht«, versuchte ich meinen Fehler mit einem Lächeln wiedergutzumachen. »Es ist schön hier. Der perfekte Ort zum Feiern.« Als er mir keine Antwort gab, zog ich meine Schuhe aus und ging ein paar Schritte barfuß weiter. »Also, was feiern wir?«
    Stirnrunzelnd ließ Alessandro den Blick über die Landschaft schweifen. Ich sah ihm an, dass er mit den Worten rang, die er gleich aussprechen musste. Als er sich schließlich wieder mir zuwandte, war der übermütige, schalkhafte Ausdruck, den ich inzwischen so gut kannte, aus seinem Gesicht verschwunden. Stattdessen wirkte seine Miene angespannt. »Ich dachte«, erklärte er langsam, »es wäre an der Zeit für einen Neuanfang.«
    »Einen Neuanfang für wen?«
    Endlich stellte er die Flasche und die Gläser im hohen Gras ab und kam zu mir herüber. »Giulietta«, sagte er leise, »ich habe dich nicht hergebracht, um dir gegenüber Nino zu spielen, oder Paris. Ich bin mit dir an diesen Ort gekommen, weil hier alles geendet hat.« Er streckte die Hand aus und berührte mein Gesicht mit der Ehrfurcht eines Archäologen, der endlich jenen kostbaren Kunstgegenstand gefunden hat, nach dem er schon sein ganzes Leben lang gräbt. »Außerdem dachte ich, dass es auch ein guter Ort wäre, um noch mal ganz von vorne anzufangen.« Da er meinen Gesichtsausdruck nicht so recht deuten konnte, fügte er nervös hinzu: »Es tut mir leid, dass ich dir die Wahrheit nicht schon viel eher gesagt habe. Ich hatte gehofft, es wäre vielleicht gar nicht nötig. Du hast mich die ganze Zeit nach Romeo gefragt, und wie er wirklich war. Ich hoffte ...« - er lächelte wehmütig - »du würdest mich erkennen.«
    Obwohl ich schon wusste, was er mir zu sagen versuchte, trafen mich sein feierlicher Ernst und die spannungsgeladene Atmosphäre des Augenblicks wider Erwarten direkt ins Herz. Wäre ich völlig unvorbereitet nach Rocca di Tentennano gekommen - und von ihm mit dieser Beichte überrascht worden -, hätte ich nicht schockierter sein können.
    »Giulietta ...« Er versuchte, mir in die Augen zu sehen, aber ich ließ ihn nicht. Seit ich herausgefunden hatte, wer er wirklich war, sehnte ich mich nach diesem Gespräch, und nun, da es tatsächlich stattfand, wollte ich die Worte immer wieder hören. Andererseits hatte ich in den letzten Tagen eine Art emotionales Spießrutenlaufen durchgemacht, und

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