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Julia

Julia

Titel: Julia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Fortier
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hatte aufgehen hören und wusste, dass ich hinter ihm stand, drehte er sich nicht um, sondern seufzte nur tief. »Du musst uns für verrückt halten!«, stieß er schließlich hervor.
    »Hast du über das alles Bescheid gewusst? Dass sie hier sein würden ... Bruder Lorenzo und die Mönche?«
    Jetzt endlich drehte Alessandro sich um und sah mich an. Dabei wirkten seine Augen dunkler als der von Sternen übersäte Himmel hinter ihm. »Wenn ich es gewusst hätte, hätte ich dich nicht hergebracht.« Nach einer kurzen Pause sagte er einfach nur: »Es tut mir leid.«
    »Es braucht dir nicht leid zu tun ...«In der Hoffnung, dass sich seine gerunzelte Stirn gleich wieder glätten würde, trat ich neben ihn. »Ich amüsiere mich bestens. Wer würde das nicht? All diese Leute ... Bruder Lorenzo ... Monna Chiara ... dieser ganze Geisterspuk - das ist der Stoff, aus dem Träume gemacht sind!«
    Alessandro schüttelte entschieden den Kopf. »Meine nicht.«
    »Und sieh her!« Ich hielt meine Hand hoch. »Ich habe meinen Ring zurück!«
    Er konnte sich noch immer nicht zu einem Lächeln durchringen. »Aber um den ging es dir doch gar nicht. Du bist nach Siena gekommen, um einen Schatz zu finden.«
    »Bruder Lorenzos Fluch ein Ende zu setzen ist der kostbarste Schatz, den ich finden konnte«, gab ich zurück. »Ich nehme an, Gold und Juwelen zählen nicht mehr viel, wenn man in einem Grab liegt.«
    »Das willst du also?« Er betrachtete mich aufmerksam. Offenbar war ihm noch nicht recht klar, worauf ich hinauswollte. »Dem Fluch ein Ende setzen?«
    »Haben wir das heute Abend nicht getan?« Ich trat noch einen Schritt näher. »Die Übel der Vergangenheit ungeschehen gemacht? Ein Happy End geschrieben? Korrigiere mich, wenn ich mich irre, aber wir haben gerade geheiratet ... oder so ähnlich.«
    »O Gott!« Er fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. »Das tut mir alles so leid!«
    Seine Verlegenheit brachte mich zum Lachen. »Also, nachdem das ja eigentlich unsere Hochzeitsnacht ist, solltest du dich schämen, weil du nicht in mein Zimmer gestürmt und nach mittelalterlicher Manier zudringlich geworden bist. Ich werde mich auf der Stelle bei Bruder Lorenzo beschweren ...« Ich machte Anstalten, mich umzudrehen, doch er hielt mich am Handgelenk zurück.
    »Das lässt du schön bleiben«, ging er endlich auf mein Spiel ein. »Komm her, Frau ...« Mit diesen Worten zog er mich in seine Arme und küsste mich, bis ich zu lachen aufhörte.
    Erst, als ich sein Hemd aufzuknöpfen begann, sagte er wieder etwas. »Glaubst du an eine Liebe« - er hielt meine Hände fest - »für immer und ewig?«
    Erstaunt über seine ernste Aufrichtigkeit, sah ich ihn an. »Die Ewigkeit hat schon vor langer Zeit begonnen«, flüsterte ich und hielt dabei den Adlerring zwischen uns hoch.
    »Wenn du möchtest, bringe ich dich zurück nach Siena und ... lasse dich in Ruhe. Auf der Stelle.«
    »Und dann?«
    Er vergrub das Gesicht in meinem Haar. »Kein Geisterspuk mehr.«
    »Wenn du mich jetzt gehen lässt«, flüsterte ich und drückte mich an ihn, »dauert es womöglich wieder sechshundert Jahre, bis du mich das nächste Mal findest. Willst du das wirklich riskieren?«
     
    Als ich aufwachte, war es noch Nacht, und ich lag allein in einem Nest aus zerknitterter Bettwäsche. Draußen im Garten ertönte immer wieder der durchdringende, schwermütig klingende Ruf eines Vogels. Wahrscheinlich war er bis in meine Träume gedrungen und hatte mich geweckt. Meine Uhr zeigte erst drei Uhr morgens, doch unsere Kerzen waren längst niedergebrannt, und der Raum wurde nur noch vom kalten Licht des Vollmondes erhellt, das durch die Balkontüren hereinfiel. Vielleicht war ich naiv, aber es schockierte mich, dass Alessandro mich in unserer ersten gemeinsamen Nacht allein im Bett zurückließ. Nach der Art zu urteilen, wie er mich im Arm gehalten hatte, bevor wir eingeschlafen waren, hatte ich eher geglaubt, er würde mich nie wieder loslassen.
    Trotzdem war ich nun allein und fragte mich, warum. Hinzu kam, dass ich mich nach den seltsamen Schwindelanfällen, die am Abend über mich hereingebrochen waren, ausgedörrt und verkatert fühlte. Meine Verwirrung wurde nur noch größer, als ich feststellte, dass Alessandros Sachen - genau wie meine eigenen - nach wie vor auf dem Boden neben dem Bett lagen. Ich schaltete eine Lampe an und warf einen Blick auf den Nachttisch. Sogar das Lederband mit der Patronenkugel, das ich ihm wenige Stunden zuvor höchstpersönlich über den

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