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Julia

Julia

Titel: Julia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Fortier
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zurückkehrte, um seine Eltern im Castello Salimbeni zu besuchen, behauptete er, Börsenmakler geworden zu sein, und konnte seinen Vater dazu bewegen, ihm seinen Ausstieg aus der Militärakademie zu verzeihen. Ein paar Tage später gaben seine Eltern ein großes Fest. Unter ihren Gästen waren auch Professor Tolomei und dessen junge amerikanische Assistentin Diane.
    Umberto entführte Diane direkt von der Tanzfläche zu einer Spritztour bei Vollmond. Damit begann ein langer, schöner Sommer. Bald verbrachten sie jedes Wochenende zusammen und machten Ausflüge durch die Toskana. Als er sie schließlich einlud, ihn in Neapel zu besuchen, sagte sie ja. Dort führte er sie ins beste Restaurant der Stadt aus und gestand ihr bei einer Flasche Wein, womit er in Wirklichkeit seinen Lebensunterhalt verdiente.
    Diane war so entsetzt, dass sie weder seine Erklärungen noch seine Entschuldigungen hören wollte. Sobald sie wieder in Siena war, schickte sie ihm alles zurück, was sie von ihm bekommen hatte - Schmuck, Kleider, Briefe -, und ließ ihn wissen, dass sie nie wieder ein Wort mit ihm sprechen wollte.
    Danach sah er sie über ein Jahr nicht mehr, und als es schließlich doch zu einem Wiedersehen kam, war es ein großer Schock für ihn. Diane schob einen Kinderwagen mit Zwillingen über den Campo von Siena, und jemand erzählte ihm, sie sei mittlerweile mit Professor Tolomei verheiratet. Umberto wusste sofort, dass er der Vater der Zwillinge war. Als er zu Diane hinging und sie zur Rede stellte, wurde sie blass und antwortete, ja, er sei der Vater, aber sie wolle nicht, dass ihre Töchter von einem Kriminellen aufgezogen würden.
    Da tat Umberto etwas Schreckliches. Er erinnerte sich daran, dass Diane ihm im Zusammenhang mit Professor Tolomeis Forschung von einer Statue mit Edelsteinaugen erzählt hatte, und da er vor Eifersucht ganz krank war, erzählte er die Geschichte ein paar Leuten in Neapel. Es dauerte nicht lange, bis sein Boss ebenfalls davon hörte und ihn drängte, Professor Tolomei aufzusuchen und mehr über die Sache in Erfahrung zu bringen. Begleitet von zwei anderen Männern tat Umberto, wie ihm geheißen. Die drei warteten, bis Diane und die Zwillinge aus dem Haus waren, ehe sie an die Tür klopften. Der Professor verhielt sich zunächst sehr höflich und bat sie hinein, doch als er erfuhr, warum sie gekommen waren, wurde er schnell abweisend.
    Da er nicht reden wollte, versuchten es Umbertos Partner mit etwas Druck auf den alten Mann, der daraufhin einen Herzanfall bekam und starb. Natürlich war Umberto deswegen sehr erschrocken, doch seine Versuche, den Professor wiederzubeleben, blieben vergebens. Er schickte die beiden anderen zurück nach Neapel und erklärte ihnen, er werde dort wieder zu ihnen stoßen. Sobald sie weg waren, steckte er das Haus in Brand, weil er hoffte, mit der Leiche des Professors auch seine ganze Forschungsarbeit zu verbrennen, so dass die Geschichte von der goldenen Statue ein Ende hätte.
    Nach dieser Tragödie beschloss Umberto, mit seiner krimineuen Vergangenheit zu brechen und mit dem Geld, das er verdient hatte, wieder in der Toskana zu leben. Ein paar Monate nach dem Brand suchte er Diane auf und erklärte ihr, dass er inzwischen ein ehrlicher Mann sei. Zuerst glaubte sie ihm nicht und beschuldigte ihn, bei dem dubiosen Brand, durch den ihr Mann ums Leben gekommen war, die Finger im Spiel gehabt zu haben. Doch Umberto war fest entschlossen, sie zurückzugewinnen, und schließlich gab sie nach, obwohl sie nie völlig von seiner Unschuld überzeugt war.
    Zwei Jahre lang lebten sie fast wie eine Familie zusammen, und Umberto nahm Diane sogar mit, wenn er zum Castello Salimbeni fuhr. Natürlich erzählte er seinen Eltern nie die Wahrheit über die Zwillinge, und sein Vater war fuchsteufelswild, weil er nicht heiratete und eigene Kinder bekam. Denn wer sollte einmal Castello Salimbeni erben, wenn Umberto kinderlos blieb?
    Es wäre eine glückliche Zeit gewesen, hätte sich Diane nicht immer besessener mit dem alten Familienfluch beschäftigt, den sie »Hol der Henker unsere beiden Häuser« nannte. Sie hatte Umberto schon bei ihrer ersten Begegnung davon erzählt, aber er hatte es damals nicht ernst genommen. Nun musste er endlich einsehen, dass diese schöne Frau - die Mutter seiner Kinder - von Natur aus eine sehr nervöse und zwanghafte Person war und die Strapazen der Mutterschaft das nur noch verschlimmerten. Anstelle von Kinderbüchern las sie den kleinen Mädchen immer

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