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Julia

Julia

Titel: Julia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Fortier
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entrüstet, doch ehe sie richtig loslegen konnte, gelang es mir, ihr das Knie warnend in die Seite zu rammen.
    »Leider«, fuhr Umberto fort, »hat unsere kleine Julia ihre Rolle nicht richtig gespielt.«
    »Es wäre vielleicht hilfreich gewesen, wenn ich gewusst hätte, dass ich eine Rolle spielen soll!«, antwortete ich, obwohl es mir derart die Kehle zuschnürte, dass ich die Worte kaum herausbrachte. »Warum hast du es mir nicht gesagt? Warum musste das alles auf diese Art ablaufen? Wir hätten schon vor Jahren gemeinsam auf Schatzsuche gehen können. Womöglich hätten wir dabei sogar ... Spaß gehabt.«
    »Oh, verstehe!« Umberto rutschte unruhig hin und her. Allem Anschein nach fühlte er sich in der Dunkelheit genauso unbehaglich wie wir. »Ihr glaubt also, dass es mir darum geht? Hierher zurückzukommen und alles zu riskieren, indem ich Scharaden mit alten Mönchen spiele und mich von diesen Arschlöchern herumschubsen lasse, nur um nach ein paar alten Steinbrocken zu suchen, die sich wahrscheinlich schon vor Hunderten von Jahren verflüchtigt haben? Ich glaube nicht, dass euch klar ist ...«Er seufzte. »Nein, natürlich ist euch das nicht klar. Warum, glaubt ihr, habe ich euch von Tante Rose wegbringen und in den Staaten aufziehen lassen? Hmm? Ich sage euch, warum. Weil sie euch gegen mich benutzt hätten ... um mich dazu zu bringen, wieder für sie zu arbeiten. Es gab nur eine einzige Lösung: Wir mussten verschwinden.«
    »Meinst du mit sie ... die Mafia?«, fragte Janice.
    Umberto lachte verächtlich. »Die Mafia! Verglichen mit diesen Leuten ist die Mafia so harmlos wie die Heilsarmee. Als sie mich damals rekrutierten, brauchte ich dringend Geld, und wenn sie einen erst einmal am Haken haben, entkommt man ihnen nicht mehr. Jedes Mal, wenn man zappelt, dringt der Haken nur noch tiefer ein.«
    Ich hörte Janice Luft holen und zu einem ihrer zickigen Kommentare ansetzen, schaffte es aber irgendwie, sie erneut zum Schweigen zu bringen, indem ich ihr in der Dunkelheit eine mit dem Ellbogen verpasste. Umberto zu provozieren und einen Streit vom Zaun zu brechen war bestimmt nicht der richtige Weg, uns auf das vorzubereiten, was vor uns lag. Was auch immer das sein mochte.
    »Lass mich raten«, sagte ich so ruhig wie möglich. »Sobald sie uns nicht mehr brauchen ... ist es vorbei?«
    Umberto zögerte. »Cocco schuldet mir einen Gefallen. Ich habe ihn einmal am Leben gelassen. Ich hoffe, er wird sich dafür erkenntlich zeigen.«
    »Wenn, dann verschont er höchstens dich«, bemerkte Janice kalt. »Was ist mit uns?«
    Nun folgte eine lange Pause. Zumindest erschien sie mir lang. Erst jetzt drang durch das Motorengeräusch und das allgemeine Rattern zu mir durch, dass im Hintergrund jemand leise betete. »Und was«, fügte ich rasch hinzu, »ist mit Bruder Lorenzo?«
    »Wir können nur hoffen«, antwortete Umberto schließlich, »dass Cocco seinen großzügigen Tag hat.«
    »Ich verstehe das nicht«, sagte Janice. »Wer sind diese Typen überhaupt, und warum lässt du zu, dass sie uns das antun?«
    »Das«, erwiderte Umberto müde, »ist nicht gerade eine Gutenachtgeschichte.«
    »Rein zufällig liegen wir hier auch nicht gemütlich im Bett«, gab Janice zurück. »Also erzähle uns doch, lieber Vater, was zum Teufel im Feenland falsch gelaufen ist!«
    Als Umberto schließlich zu reden anfing, gab es für ihn kein Halten mehr. Es war, als hätte er all die Jahre darauf gewartet, uns die Geschichte erzählen zu können, doch nun, da er es endlich tat, verschaffte es ihm offenbar keine große Erleichterung, denn je länger er sprach, umso bitterer klang er.
    Wie wir von ihm erfuhren, hatte sein Vater, der als Graf Salimbeni bekannt gewesen war, immer über die Tatsache geklagt, dass seine Frau, Eva Maria, ihm nur ein einziges Kind gebar. Deswegen hatte der Graf beschlossen, dafür zu sorgen, dass sein Sohn nicht verwöhnt wurde, sondern eine durchweg strenge Erziehung genoss. Gegen seinen Willen an einer Militärakademie untergebracht, floh Umberto schließlich nach Neapel, um sich dort einen Job zu suchen und vielleicht Musik zu studieren. Schon bald aber ging ihm das Geld aus, und er begann sich seinen Lebensunterhalt mit Jobs zu verdienen, die andere nicht anzunehmen wagten. Wie sich herausstellte, war er darin sehr gut, so dass er binnen kurzer Zeit zehn maßgeschneiderte Anzüge, einen Ferrari und eine noble Wohnung ohne störendes Mobiliar besaß. Er fühlte sich wie im Paradies.
    Als er schließlich

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