Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Julia

Julia

Titel: Julia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Fortier
Vom Netzwerk:
hatte ein schönes Bauernhaus in Malemarenda - alles weg. Nach seinem Tod hat deine Mutter dann ein kleines Haus bei Montepulciano gekauft und dort allein mit euch Zwillingen - dir und deiner Schwester - gelebt, aber sie war nicht mehr dieselbe wie vorher. Sie hat jeden Sonntag Blumen an sein Grab gebracht, aber ...« - er legte eine Pause ein, um ein Taschentuch hervorzuholen - »sie wirkte nie wieder glücklich.«
    »Moment mal ...« Verblüfft starrte ich auf die Daten an den Gräbern meiner Eltern. »Mein Vater ist vor meiner Mutter gestorben? Ich dachte immer, sie wären zusammen ums Leben gekommen ...« Doch noch während ich sprach, sah ich, dass die Daten diese neue Wahrheit bestätigten: Mein Vater war gut zwei Jahre vor meiner Mutter gestorben. »Wie kam es zu dem Feuer?«
    »Jemand ... nein, das sollte ich nicht sagen ...« Peppo runzelte über sich selbst die Stirn. »Es gab einen Brand, einen schrecklichen Brand. Das Bauernhaus deines Vaters ist vollständig in Flammen aufgegangen. Deine Mutter hatte Glück, sie war mit euch Mädchen in Siena beim Einkaufen. Es war eine große, große Tragödie. Unter anderen Umständen hätte ich gesagt, Gott hat seine Hand über sie gehalten, aber dann, zwei Jahre später ...«
    »Der Autounfall«, murmelte ich.
    »Nun ja ...« Peppo schabte mit der Spitze seines Schuhs auf dem Boden herum. »Ich weiß nicht, wie es wirklich passiert ist, keiner weiß das. Aber eines sage ich dir ...« Endlich schaffte er es, mir in die Augen zu sehen. »Ich hatte immer den Verdacht, dass die Salimbenis dabei die Finger im Spiel hatten.«
    Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Vor meinem geistigen Auge sah ich Eva Maria und ihren Koffer voller Klamotten, der nach wie vor bei mir im Hotelzimmer stand. Sie war so nett zu mir gewesen, so um meine Freundschaft bemüht.
    »Es gab da einen jungen Mann«, fuhr Peppo fort, »Luciano Salimbeni. Er war ein Unruhestifter. Es gingen Gerüchte um. Ich möchte nicht...« Peppo warf mir einen nervösen Blick zu. »Das Feuer. Das Feuer, durch das dein Vater umgekommen ist. Angeblich war es kein Unfall. Es heißt, jemand wollte ihn ermorden und seine Forschungsarbeit zerstören. Es war schrecklich. Ein so schönes Haus. Aber weißt du, ich glaube, deine Mutter hat etwas aus dem Haus gerettet. Etwas Wichtiges. Dokumente. Sie hatte Angst und wollte nicht darüber sprechen, aber nach dem Brand stellte sie plötzlich seltsame Fragen über ... bestimmte Dinge.«
    »Was für Dinge?«
    »Alles Mögliche. Ich konnte ihre Fragen nicht beantworten. Sie hat mich nach den Salimbenis gefragt. Nach unterirdischen Geheimgängen. Sie wollte ein Grab finden. Es hatte etwas mit der Pest zu tun.«
    »Der ... der Beulenpest?«
    »Ja, der großen Epidemie. Im Jahre 1348.« Peppo räusperte sich. Das Thema war ihm sichtlich unangenehm. »Weißt du, deine Mutter war der Meinung, dass es einen alten Fluch gibt, der immer noch auf den Tolomeis und den Salimbenis liegt. Sie hat versucht, einen Weg zu finden, diesem Fluch ein Ende zu setzen. Von dieser Idee war sie ganz besessen. Ich hätte ihr gerne geglaubt, aber ...« Er zerrte an seinem Hemdkragen, als wäre ihm plötzlich zu heiß. »Sie ließ sich nicht davon abbringen. Sie war der festen Überzeugung, dass auf uns allen ein Fluch liegt. Todesfälle. Zerstörung. >Hol der Henker eure beiden Häuser !< ... das hat sie immer zitiert.« Der Schmerz der Vergangenheit, den er gerade noch einmal durchlebte, ließ ihn tief seufzen. »Sie zitierte ständig Shakespeare. Sie hat das sehr ernst genommen ... Romeo und Julia. Ihrer Meinung ist das alles hier passiert, in Siena. Sie hatte eine Theorie ...« Peppo schüttelte geringschätzig den Kopf. »Davon war sie regelrecht besessen. Keine Ahnung, ich bin kein Professor. Ich weiß nur, dass es da einen Mann gab, Luciano Salimbeni, der einen Schatz finden wollte ...«
    Ich konnte nicht anders, als einzuwerfen: »Was denn für einen Schatz?«
    »Wer weiß?« Peppo hob ratlos die Arme. »Dein Vater hat seine ganze Zeit damit verbracht, alte Legenden zu erforschen. Er hat ständig von verschollenen Schätzen geredet. Allerdings hat mir deine Mutter einmal von etwas erzählt - oh, wie nannte sie es noch mal? Ich glaube, sie nannte es Julias Augen. Keine Ahnung, was sie damit gemeint hat, aber ich glaube, es war sehr wertvoll, und vermutlich war Luciano Salimbeni dahinter her.«
    Ich lechzte danach, mehr zu erfahren, aber Peppo wirkte mittlerweile sehr angeschlagen, fast schon

Weitere Kostenlose Bücher