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Julians süßes Blut (German Edition)

Julians süßes Blut (German Edition)

Titel: Julians süßes Blut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rhys Beck
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Mittel.
    »Du weißt, daß du verantwortungsvoll damit umgehen mußt, Julian.«
    Er nickte. »Gestern hätte ich sie gebraucht. Aber der Baldrian hat’s auch getan.«
    Er ließ die Fläschchen ebenfalls in seinem Rucksack verschwinden. Seine Hand pochte unangenehm, und in seinem Kopf kreiste ein stechender Schmerz. Er hatte sich übernommen, das wußte er. Aber nichts konnte ihn jetzt davon abhalten, das Ticket in Empfang zu nehmen und zu seinem Vater zu fliegen.
    Monica hatte gerade für sich und Julian einen Tee aufgesetzt, da klingelte es an der Tür. Julian drückte auf den Knopf, der die Haustür öffnete.
    »Das wird McNamara sein.«
    Und richtig. Kurze Zeit später stand er bereits vor der Wohnungstür und ließ sich von Julian hereinbitten. Monica fand ihn bezaubernd.
    »Kommen Sie aus Frankreich, Mr. McNamara? Sie haben einen merkwürdigen Akzent.«
    Er lachte melodiös. »Nein. Ich bin gebürtiger Ire, aber ich habe lange Zeit in Frankreich gelebt. Sehr lange Zeit.«
    Sie lächelte darüber, wie er sehr lange Zeit gesagt hatte, denn er war höchstens 25. Und plötzlich kam sie sich unglaublich alt vor, obwohl sie selbst noch keine 40 war. Das Leben rauschte nur so vorüber, dachte sie betrübt.
    Sie bot ihm einen Tee an, den er dankend ablehnte. Ernst erläuterte er Julian den Fahrtverlauf. Wo er wann wohin gehen müßte, und daß er in Heathrow warten sollte, bis ihn jemand ansprach.
    »Du wirst um 17.45 Uhr in London ankommen. Ein Freund deines Vaters wird dich abholen und dich dann zu deinem Ziel fahren. Alles verstanden?«
    Julian nickte, etwas verwirrt. Wieder nahm er dieses merkwürdige Kribbeln wahr, das sich von seinem Nacken über seine Schultern in seine Arme ausbreitete. Er war nervös.
    Schließlich verabschiedete Daniel McNamara sich und wünschte Julian eine gute Reise. Julian bedankte sich artig für die Hilfe, die McNamara ihm gewesen war. Auch wenn er das alles nicht verstehen konnte.
    Am nächsten Tag war Julians Nervosität noch intensiver, als am Vortag. Monica brachte ihn zum Flughafen. Ihr war noch immer nicht wohl bei dem Gedanken, Julian allein fort zu lassen. Aber sie hatte McNamara als absolut vertrauenserweckend empfunden. Sein Erscheinen hatte sie doch beruhigt. O.k., sagte sie sich, Julian ist zwar noch nicht volljährig, aber doch schon sehr erwachsen. Er wird das alles schaffen. Sie begleitete ihn bis zum richtigen Terminal und nahm ihn dort in den Arm. Julian war überrascht, als ihn eine Welle der Zuneigung durchströmte.
    »Meld’ dich bitte, wenn du angekommen bist.« Monica sah aus, als würde sie gleich weinen.
    »Ja klar. Mach dir keine Sorgen«, sagte Julian und versuchte seiner Stimme einen beruhigenden Tonfall zu geben. Aber in Wirklichkeit war er alles andere als ruhig.
    »Und vergiß nicht, daß die Sommerferien auch irgendwann mal zu Ende sind.«
    Er nickte brav, aber in diesem Moment erschien ihm nichts ferner, als der Gedanke an seine Schule.
    Julian war noch nie zuvor geflogen, und alles war neu und aufregend. Er schloß sich der großen Menge der Leute an, die den gleichen Flug wie er gebucht hatten. Mit leicht zittrigen Fingern zeigte er seinen Paß und ließ den Rucksack durchleuchten. Doch alle waren ausgesprochen nett zu ihm. Selbst seine Langsamkeit schien keinen zu stören. Niemand schnauzte ihn an. Wahrscheinlich weil er noch so ramponiert aussah.
    Erstaunt sah er, daß Daniel first class für ihn gebucht hatte. So saß er mitten zwischen all den gutaussehenden und vor allen Dingen reichen Menschen, zu denen er sonst fast keinen Kontakt hatte. Das erste Mal in seinem Leben in einem Flugzeug. Und er hatte einen Fensterplatz. Mit schweißnassen Händen saß er auf seinem Sitz und rutschte unruhig hin und her. Der Herr, der neben ihm saß, lächelte ihn freundlich, aber abwesend, an.
    Dann startete die Maschine. Der Start war herrlich. Mit was für einer Kraft man in den Sitz gepreßt wurde. Achterbahnfahren war nichts dagegen. Verstohlen gähnte er zweimal, wie Monica es ihm gesagt hatte, als seine Ohren zufielen. Dann war die Maschine hoch in den Lüften, und er durfte den Anschnallgurt lösen. Vorsichtig zog er das schmale rote Buch aus seinem Rucksack und las weiter in den Eintragungen seiner Mutter:
     
    Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Ich habe mich benommen wie ein Schulmädchen. Ich ärgere mich wirklich über mich selbst. Denn bei meinen Zusammenkünften mit Brian habe ich keinen Gedanken an Verhütung verschwendet. Keinen einzigen.

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