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Julians süßes Blut (German Edition)

Julians süßes Blut (German Edition)

Titel: Julians süßes Blut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rhys Beck
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Vater Kontakt aufzunehmen. Was erwartete ihn jetzt? Doch irgendwie erschien es ihm jetzt gleichgültig. Und wenn der Fremde eine Waffe ziehen und ihn erschießen würde – dann war es letztendlich auch nur gut. Mutig öffnete er die Tür und erschrak. Der Mann stand bereits davor. Wie hatte er so schnell nach oben kommen können?
    »Kommen Sie rein«, sagte Julian – trotz seines Schreckens – leise.
    Der Mann nickte. Elegant öffnete er die Tür ein Stück weiter und trat ein. Er war eine auffallende Erscheinung. Nicht besonders groß, aber sehr schlank. Sein hellblondes Haar war streichholzkurz, seine Augen strahlten in einem hellen Braun. Er trug einen eigenartigen Umhang, der sanft knisterte, als er an Julian vorbei in die Wohnung trat. Und Julian spürte wieder dieses merkwürdige Kribbeln. Stumm bedeutete er ihm sich zu setzen.
    McNamara beobachtete ihn. »Es tut mir leid«, sagte er dann. »Der Tod deiner Mutter ist tragisch. Ich habe lange überlegt, ob ich dich wirklich ansprechen soll, Julian.« Er betonte seinen Namen auf eine fremde Weise, französisch vielleicht.
    »Woher wissen Sie, wer ich bin? Und woher kennen Sie meinen Vater?« Julian schien wieder hellwach. Aufmerksam betrachtete er den Mann, der sich ihm als Daniel McNamara vorgestellt hatte.
    »Ah, eine lange Geschichte, fürwahr. Es ist nicht an mir, sie dir zu erzählen. Ich habe nur ein Angebot zu machen: Du fliegst zu ihm, nach London. Und vielleicht wird er dir seine Geschichte erzählen.« McNamara lächelte leicht. Er war sehr attraktiv, wie Julian feststellte.
    »Ja, ich fliege auf jeden Fall«, sagte Julian sofort. »Aber wird er mich sehen wollen?«
    Wieder lächelte der Mann. »Ja, ich denke. Ich muß ihm schließlich immer von dir berichten, wenn ich ihn sehe oder ihm schreibe. Ich werde ihm mitteilen, daß du kommst.«
    »Sie berichten über mich? Heißt das, daß Sie mich beobachten?« Julian klang jetzt zornig.
    McNamara lachte kurz auf. »Ich weiß immer, was du tust. Dafür brauche ich nicht zu beobachten.«
    »Sind Sie von der Mafia, oder was? Ist mein Vater vielleicht ein Krimineller?« Julian war immer noch wütend. Seine grünen Augen blitzten.
    »Nein, das kann man so nicht sagen.« Daniel McNamara sah ihn unverwandt an. Wie sein Vater , dachte er.
    »Wenn er ein so großes Interesse an mir hat, warum ist er dann niemals hier gewesen? Warum hat er sich nie bei mir gemeldet?« fragte Julian und versuchte McNamara zu fixieren. Doch plötzlich schlug die Müdigkeit wie ein Hammer zu. Er konnte sich nicht mehr auf sein Gegenüber konzentrieren. Der verflixte Baldrian.
    »Das alles wird er dir am besten erklären können, Julian. Jetzt schlaf. Du kannst die Augen ja kaum noch offen halten.« McNamara kam zu ihm herüber. Sanft nahm er Julian am Arm und schlang seinen Arm um die magere Hüfte des Jungen. Julian ließ es geschehen. Ließ sich von dem fremden Mann mit der sanften Stimme ins Bett bringen.
    »Morgen abend bringe ich dir dein Flugticket. Bis dahin habe ich alles andere geregelt.« Die Stimme McNamaras klang weit entfernt. Unwirklich.
    »Danke«, flüsterte Julian und schlief ein.
     
     
    In dieser Nacht traf ein Fax in London ein mit folgender Nachricht:
    Lieber Brian,
    eine traurige Mitteilung und eine – na, sagen wir – spannende Botschaft. Die traurige, wenn es Dich überhaupt noch berührt: Virginia M. ist tot. Sie kam vor etwas mehr als einer Woche bei einem Autounfall ums Leben. Ich hab’s ja immer gesagt, diese verfluchten Blechkisten sind grauenvoll. Ihr Sohn, Dein Sohn, Julian, wurde auch verletzt, ist aber schon aus dem Krankenhaus. Er ist wirklich wundervoll, ich könnte mich in ihn verlieben. Ah, er liest zur Zeit das Tagebuch seiner Mutter (ich hoffe, das verdirbt ihn nicht allzu sehr). Denn er hat einen großen Wunsch: seinen Vater kennenzulernen. Und genau das werde ich ihm ermöglichen. Ich hoffe, es ist in Deinem Interesse. Wenn nicht, wird es auf jeden Fall ein Spaß werden. Laßt ihn bitte am Dienstag um 17.50 Uhr in Heathrow abholen. Ihr werdet ihn erkennen.
    Gruß an Alex und Gabriel,
    untertänigst,
    Euer Daniel.
     
    Erstaunt zog Brian das Blatt aus dem Fax-Gerät. Virginia tot. Das mußte er erst einmal schlucken. So gern hätte er sich noch einmal mit ihr getroffen. Noch einmal ihre Stimme gehört. Jetzt war sie tot, bereits begraben. Aber trauerte er um sie? Er spürte es nicht. Vielleicht war dieses dumpfe Pochen in seinem Innern Trauer? Er wußte es nicht. Nein, wahrscheinlich

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