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Julie oder Die neue Heloise

Titel: Julie oder Die neue Heloise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Jacques Rousseau
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machen! Ach vertraue doch der Glut, die du in mir entzündest und die du so schön zu läutern weißt; glaube mir, es reicht hin, daß ich dich anbete, um ewig das kostbare Pfand, das du meiner Obhut übergeben hast, in Reinheit zu bewahren. Oh, welch ein Herz soll mein sein! Wahres Glück, Ruhm dessen, das man liebt, Triumph einer Liebe, die sich selber ehrt, wie viel mehr bist du werth, als alle ihre Freuden!
     
Sechster Brief.
Julie an Clara.
    Willst du denn dein Leben lang die arme Choillot beweinen, liebe Cousine, und soll man wohl die Lebenden über die Todten vergessen? Dein Schmerz ist gerecht und ich theile ihn; aber soll er denn ewig währen? Seit dem Tode deiner Mutter hatte sie dich mit der größten Treue auferzogen; sie war mehr deine Freundin als deine Gouvernante; sie liebte dich zärtlich, und liebte auch mich, weil du mich liebst; sie hat uns nie andere als verständige und ehrbare Grundsätze eingepflanzt. Ichweiß das alles, meine Liebe, und gebe es mit Freuden zu. Aber gieb auch zu, daß die gute Frau nicht sehr vorsichtig mit uns umging, daß sie uns ohne Noth mit den unziemlichsten Dingen bekannt machte, daß sie uns beständig von den Regeln der Galanterie, von Abenteuern junger Leute, von Liebesschlichen vorschwätzte, und daß sie uns vor den Fallstricken der Männer nicht besser bewahren zu können glaubte, wenn sie uns auch nicht gerade lehrte ihnen welche zu legen, als indem sie uns tausend Dinge sagte, die ein junges Mädchen gar nicht zu wissen braucht. Tröste dich denn über ihren Verlust wie über ein Uebel, bei dem doch auch etwas Gutes ist: wir sind in einem Alter, wo ihre guten Lehren anfingen gefährlich zu werden, und vielleicht hat sie uns der Himmel in dem Augenblicke genommen, wo es nicht gut war, daß sie länger bei uns blieb. Denke an Alles, was du wir sagtest, als ich meinen lieben Bruder verlor. Ist dir die Chaillot mehr? Hast du größeres Recht, um sie zu klagen?
    Komm nun zurück, Liebe! sie bedarf ja deiner nicht mehr. Ach, während du deine Zeit mit vergeblichem Kummer hinbringst, fürchtest du nicht, dir anderen, wirklichen zuzuziehen? Fürchtest du nicht, du, die du weißt, wie es um mein Herz steht, daß deine Freundin in Gefahren stürze, welche deine Gegenwart vielleicht verhütet hätte? Ach! was ist vorgegangen, seit du fort bist! Du wirst zittern, wenn du hörst, in welche Gefahr ich durch meine Unvorsichtigkeit gerathen bin. Ich hoffe jetzt daraus erlöst zu sein; aber ich hänge, so zu sagen, von fremder Gnade ab; du mußt mich zu mir selbst zurückführen. Spute dich, komm! Ich habe nichts gesagt, solange du deiner armen Bonne dienen konntest; ich würde die Erste gewesen sein, die dich antrieb, es zu thun. Seit sie todt ist, bist du es ihrer Familie wohl auch schuldig, aber wir werden hier für dieselbe gemeinschaftlich mehr thun können, als du dort auf dem Lande allein, und du wirst die Pflichten der Erkenntlichkeit erfüllen, ohne denen der Freundschaft etwas zu entziehen.
    Seit der Abreise meines Vaters haben wir unsere alte Lebensart wieder angefangen und meine Mutter ist mehr um mich; jedoch mehr aus Gewohnheit als aus Mistrauen. Ihre Besuche rauben ihr jedoch auch manchen Augenblick, um dessen willen sie mein Bißchen Lernen nicht stören will, und Babi versieht dann ihre Stelle, nachlässig genug. Obgleich ich die gute Mutter viel zu vertrauensvoll finde, kann ich mich doch nicht entschließen, es ihr zu sagen; ich möchte gerne für meine Sicherheit sorgen, ohne ihre Achtung einzubüßen, und nur wenn du da bist, wird sich das alles vereinigen lassen. Komm also, meine Clara,komm ohne Verzug. Mich dauern die Stunden, die ich ohne dich nehme, und ich habe Furcht, gar zu klug zu werden; unser Lehrer ist nicht blos ein kenntnißreicher Mann, er ist tugendhaft, und nur desto mehr ist er zu fürchten. Ich bin zu sehr mit ihm zufrieden, um es mit mir zu sein: in seinem und unserem Alter ist es mit dem tugendhaftesten Manne, wenn er liebendswürdig ist, besser, zu zwei Mädchen zu sein, als eine.
[Man sagt vielleicht, der Herausgeber hätte die Stylfehler verbessern sollen. Man hätte Recht bei einem Herausgeber, der auf solche Dinge Werth legt; oder bei Werken, deren Styl man ändern und umschmelzen kann, ohne
sie zu verderben; oder wenn Einer seiner eigenen Feder sicher genug ist, um nicht mit eigenen Fehlern die des Verfassers zu vertauschen. Und was hätte man am Ende damit gewonnen, junge Schweizer wie Akademiker sprechen zu lassen? R.
    Ich habe

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