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Juliet, Naked

Juliet, Naked

Titel: Juliet, Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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zwei Stunden, diese Exfrau mit einer anderenkollidieren, wenn Nat mit Jackson zurückkam. Und diese beiden Jungen würden eine Halbschwester, die sie noch nie gesehen hatten,
     anstarren und murmeln, und … gütiger Himmel. Ein Teil von ihm hatte es als Witz gemeint, als er die englische Annie anstiften
     wollte, ihn hier rauszuschaffen, aber der Teil war auf einmal weg. Alles Lustige war verschwunden. Die Tür ging auf, und Carrie
     steckte zögerlich den Kopf ins Zimmer.
    »Hier sind wir«, sagte Tucker fröhlich. »Komm doch rein.«
    Carrie kam ein paar Schritte ins Zimmer, blieb stehen, und starrte ihn an.
    »O Gott«, sagte sie.
    »Danke«, sagte Tucker.
    »Entschuldige. Ich meinte nur …«
    »Ist schon gut«, sagte Tucker. »Ich bin ein gutes Stück älter geworden, außerdem ist das Licht hier drin nicht besonders schmeichelhaft,
     und dazu hatte ich auch noch einen Herzinfarkt. Ich nehme das alles gelassen hin.«
    »Nein, nein«, sagte Carrie. »Ich meine nur, o Gott, es ist eine ganze Weile her, seit ich dich zum letzten Mal gesehen hab.«
    »Okay«, sagte Tucker. »Belassen wir es dabei.«
    Carrie selbst sah natürlich gut aus, gesund und gepflegt. Sie hatte etwas zugenommen, aber als er sich von ihr getrennt hatte,
     war sie ohnehin viel zu dünn gewesen, weil sie seinetwegen so viel durchgemacht hatte, deshalb ließen die paar Extrapfunde
     nur auf einen ausgeglichenen Seelenhaushalt schließen.
    »Wie ist es dir ergangen?«, fragte sie.
    »Heute und gestern – gar nicht mal so schlecht. Vorgestern – nicht so gut. Die letzten paar Jahre – nicht so schlecht.«
    »Ich hab gehört, du und Cat habt euch getrennt.«
    »Ja. Ich hab’s geschafft, wieder eine Beziehung in den Sand zu setzen.«
    »Das tut mir leid.«
    »Ja, sicher.«
    »Nein, wirklich. Wir haben zwar alle nicht sehr viel gemeinsam, aber wir alle machen uns Sorgen um dich. Es ist besser für
     uns, wenn du in einer festen Beziehung lebst.«
    »Seid ihr zusammen in einer Selbsthilfegruppe?«
    »Nein. Aber … du bist der Vater unserer Kinder. Du wirst noch gebraucht.«
    Carries Wortwahl erlaubte ihm für einen Moment die Vorstellung, er sei ein Polygamist in irgendeiner isolierten Religionsgemeinschaft,
     und Carrie käme als Sprecherin der Frauen zu ihm. Es fiel ihm nicht leicht, von sich als Single zu denken. Er versuchte es
     für einen Moment. He! Ich bin Single! Ich bin frei und ungebunden! Ich kann machen, was ich will! Nee. Wer weiß, woran es
     lag, es funktionierte nicht. Vielleicht würde er sich etwas ungebundener fühlen, wenn er nicht mehr am Tropf hing.
    »Danke. Und wie ist es bei dir so gelaufen?«
    »Mir geht es wunderbar, Schatz, danke. Arbeit gut, Jesse und Cooper gut, wie du ja selbst siehst …« Tucker fühlte sich verpflichtet,
     die Jungs anzugucken, obwohl es nicht viel zu sehen gab, abgesehen von dem kurzen Aufflackern eines Lebensfunkens, als sie
     ihre Namen hörten.
    »Meine Ehe ist wundervoll.«
    »Wie schön.«
    »Ich habe einen fantastischen Freundeskreis, Dougs Firma geht es bestens …«
    »Wunderbar.« Er verließ sich darauf, dass sieirgendwann aufhören würde, wenn er mit genügend zustimmenden Adjektiven nach ihr schmiss, aber dieser Politik war kein Erfolg
     beschieden.
    »Letztes Jahr bin ich den Halbmarathon gelaufen.«
    Er konnte nur in sprachloser Bewunderung den Kopf schütteln.
    »Mein Sexleben ist so gut wie nie.«
    Das brachte die Jungs dann endlich aus dem Standby-Modus. Jesses Gesicht faltete sich zu einer angeekelten Grimasse, Cooper
     ging in die Knie, als hätte er einen Schlag in die Magengrube bekommen.
    »Kotz«, sagte er. »Bitte, Mom. Lass es.«
    »Ich bin eine gesunde Frau in den Dreißigern. Ich muss mich nicht verstecken.«
    »Schön für dich«, sagte Tucker. »Ich wette, deine Verdauung ist auch viel besser als meine.«
    »Darauf kannst du dich verlassen«, sagte Carrie.
    Tucker fragte sich allmählich, ob sie vielleicht im Verlauf des letzten Jahrzehnts wahnsinnig geworden war. Die Frau, mit
     der er redete, hatte keinerlei Ähnlichkeit mit der, mit der er zusammengelebt hatte: Die Carrie, die er kannte, war eine schüchterne
     junge Frau gewesen, die ihr Interesse an Bildhauerei mit ihrem Interesse an der Arbeit mit behinderten Kindern unter einen
     Hut zu bringen versuchte. Die Jeff Buckley und REM und die Gedichte von Billy Collins liebte. Die Frau vor ihm würde nicht
     mal wissen, wer Billy Collins war.
    »Das Leben als Fußball-Mutti in einem netten Vorort hat auch einiges

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