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Juliet, Naked

Juliet, Naked

Titel: Juliet, Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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den Ohren auf den Boden fallen.
    »Komm, Jack«, sagte Tucker. »Das ist nun wirklich kein Drama. Ich hab dich gebeten, den Ball nicht auf den Boden zu titschen,
     und du wolltest nicht hören.«
    »Davor hab ich keine Angst«, sagte Jackson. »Lizzie hat gesagt, wenn du dein Herz belastest, stirbst du. Ich will nicht, dass
     du aufstehst.«
    Besten Dank, Lizzie.
    »Okay«, sagte Tucker. »Dann sieh zu, dass ich es nicht muss.«
    Solange es funktioniert, dachte er müde. Aber es würde ihm schwerfallen, von nun an so zu tun, als sei er auch nur ein ganz
     durchschnittlicher Grundschuldad.
     
    Jesse und Cooper tauchten am späten Nachmittag auf und wirkten zerzaust, verwirrt und feindselig. Sie hatten beide iPods;
     sie hörten beide auf einem Ohr Hip-Hop. Die anderen weißen Knöpfchen, die sie für den offenkundig unerwarteten Fall, dass
     ihr Vater etwas Interessantes zu sagen hätte, herausgenommen hatten, hingen seitlich herunter.
    »Hey, Jungs.«
    Gemurmelte Begrüßungen bildeten sich in den Kehlen seiner Söhne und wurden nicht mit genug Nachdruck abgegeben, um es bis
     zu ihm hin zu schaffen; sie landeten irgendwo auf dem Boden kurz vor seinem Bett, wo die Putzkraft sie auffegen konnte.
    »Wo ist eure Mutter?«
    »Hä?«, sagte Jesse.
    »Ja, sie ist okay«, sagte Cooper.
    »He, Jungs, wollt ihr die Dinger nicht mal ’nen Moment ausmachen?«
    »Hä?«, sagte Jesse.
    »Nein danke«, sagte Cooper. Er sagte es so höflich, dass Tucker kapierte, dass er etwas vollkommen anderes abgelehnt hatte
     – vielleicht ein Getränk oder eine Einladung zum Ballett.
    Tucker gab ihnen pantomimisch noch einmal den Wunsch zu verstehen, sich mit ihnen ohne Hörhindernisse zu unterhalten. Die
     beiden Jungs sahen sich an, zuckten die Schultern und stopften ihre iPods in die Taschen. Sie waren seinem Wunsch nicht nachgekommen,
     weil er ihr Vater war, sondern weil er älter war als sie, und möglicherweise auch, weil er im Krankenhaus lag. Dasselbe hätten
     sie für einen querschnittgelähmten Fremden im Bus getan. Mit anderen Worten, sie waren als Kinder durchaus in Ordnung, sie
     waren nur nicht seine Kinder.
    »Ich habe gefragt, wo eure Mutter ist?«
    »Oh. Okay. Sie ist draußen auf dem Flur.« Cooper übernahm größtenteils das Reden, vermittelte aber den Eindruck, dass auch
     sein Zwillingsbruder irgendwie durch ihn sprach. Vielleicht lag es daran, wie sie Seite an Seite standen, starr geradeaus
     guckten und die Arme herunterhängen ließen.
    »Sie will nicht mit reinkommen?«
    »Sieht so aus.«
    »Wollt ihr sie nicht holen?«
    »Nein.«
    »Das war meine höfliche Art zu sagen: Geh sie holen.«
    »Oh. Alles klar.«
    Sie gingen beide zur Tür, guckten nach rechts und nach links und winkten ihre Mutter heran.
    »Er will dich aber auch.« Und dann, nach einer Pause, die lang genug war, um darin einen Dissens unterzubringen: »Ich weiß
     nicht, warum.«
    »Sie will wirklich nicht reinkommen«, sagte Cooper.
    »Aber sie kommt rein«, sagte Jesse.
    »Okay.«
    Sie kam nicht rein.
    »Also, wo bleibt sie?«
    Sie hatten ihre früheren Positionen wieder eingenommen, standen steif Seite an Seite und starrten geradeaus. Vielleicht hatten
     sie sich, als sie ihre iPods ausschalteten, irgendwie auch sich selbst ausgeschaltet. Sie befanden sich im Standby-Modus.
    »Vielleicht zur Toilette?«
    »Ich glaub ja«, sagte Jesse. »Zur Toilette. Und vielleicht war ja besetzt?«
    »Oh«, sagte Tucker. »Klar.«
    Tucker war der Nutzlosigkeit der Übung, die Lizzie für sie geplant hatte, plötzlich überdrüssig. Diese Kids waren Tausende
     von Meilen geflogen, um jetzt in einem Krankenhauszimmer zu stehen und einen Mann anzustarren, den sie nicht besonders gut
     kannte. Die Debatte, ob ihre Mutter aufs Klo gegangen war oder nicht, war das lebhafteste Gespräch, das sie drei bisher zustande
     gebracht hatten. (Es würde Tucker fehlen, wenn es vorbei war, aber wenn man es noch in die Länge zog, würde es wahrscheinlich
     auf die skatologischen Details kommen, bei denen ihm nicht wohl wäre, auch wenn die Jungs womöglich ihren Spaß daran hätten.)
     Und einen Moment später würde dann die Raumtemperatur noch weiter fallen, wenn eine Exfrau dazukäme – keine, die er besonders
     fürchtete, auch keine, die ihm besonders viel nachtrug, wenigstens soweit er wusste, aber auch keine Person, die er für den
     Rest seines Aufenthalts auf diesem Planeten besonders dringend wiedersehen wollte. Und dann würde, irgendwann in den nächsten
     ein oder

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