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Juliet, Naked

Juliet, Naked

Titel: Juliet, Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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Liegen zu erklären.
    Lizzie holte tief Luft.
    »Ich habe nachgedacht«, sagte sie. »Das ist die einzige Möglichkeit, wie es je dazu kommen konnte, oder?«
    Sie versuchte schon wieder wie ein Junge zu klingen. Er wünschte, sie würde sich für eine Stimmlage entscheiden und dann dabei
     bleiben.
    »Was?«
    »Dass sich dein Leben um dich herum versammelt. Du hast es ja immer gut verstanden, dich vor ihm zu verstecken. Und vor ihm
     wegzulaufen. Und jetzt liegst du im Bett, und es kommt einfach auf dich zu.«
    »Und du glaubst, das ist das, was ein kranker Mann braucht?«
    Er konnte es doch mal versuchen, oder? Ein Herzinfarkt war schließlich kein eingebildetes Leiden. Sogar eine leichte Koronarinsuffizienz
     war eine vergleichsweise ernste Sache. Er hatte Anrecht auf ein bisschen Erholung.
    »Ich als trauernde Frau brauche das jetzt. Ich habe ein Kind verloren, Tucker.« Ihre Stimme wechselte zum dritten oder vierten
     Mal die Tonlage. Er war froh, dass er sie nicht auf der Gitarre begleiten musste; er hätte alle paar Minuten neu stimmen müssen.
    »Also geschieht es, wie ich gesagt habe, nicht zu meinem Wohl.«
    »Genau. Es geschieht zu unserem Wohl. Aber wer weiß? Vielleicht hast du auch was davon.«
    Vielleicht hatte sie recht. Tod oder Heilung. Hätte Tucker Geld gehabt, hätte er gewusst, worauf er gesetzt hätte.
    Als Lizzie gegangen war, nahm er die Bücher zur Hand, die Annie ihm dagelassen hatte, und las die Klappentexte. Sie sahen
     ganz vielversprechend aus. Sie war der einzige Mensch in diesem Land, vielleicht auf der ganzen Welt, die das hatte für ihn
     tun können, und plötzlichvermisste er nicht nur sie, sondern auch Freunde, die ihm einen solchen Dienst erweisen würden. Annie war viel hübscher, als
     er sie sich vorgestellt hatte, obwohl sie eine Frau war, die nicht glauben konnte, dass sie sich neben jemandem wie Natalie
     nicht zu verstecken brauchte. Und weil sie nicht wusste, dass sie hübsch war, gab sie sich alle Mühe, auf andere Arten attraktiv
     zu wirken. Soweit es Tucker betraf, machte sich diese Arbeit bezahlt. Er fand die Vorstellung ganz schön, sich bei ihr in
     irgendeinem tristen, aber pittoresken Küstenstädtchen zu erholen, mit Jackson und dem Hund, den sie wohl für diesen Anlass
     ausleihen mussten, Klippenwanderungen zu unternehmen. Wie hieß noch dieser englische Kostümfilm, in dem Meryl Streep so oft
     aufs Meer hinausstarrte? Vielleicht war Gooleness so ähnlich.
     
    Als Jackson von seinem Besuch im Spielwarengeschäft mit Natalie zurückkam, schleppte er eine riesige Plastiktüte.
    »Sieht so aus, als hättest du ganz schön zugeschlagen«, sagte Tucker.
    »Ja.«
    »Was hast du dir ausgesucht?«
    »Einen Drachen und einen Fußball.«
    »Oh. Okay. Ich dachte, du wolltest dir irgendwas kaufen, damit du dich hier nicht so langweilst.«
    »Natalie hat gesagt, sie würde mich mit nach draußen nehmen, um damit zu spielen. Vielleicht bevor wir heute Nachmittag in
     den Zoo gehen.«
    »Natalie geht mit dir in den Zoo?«
    »Mit wem soll ich denn sonst gehen?«
    »Bist du böse auf mich, Jack?«
    »Nein.«
    Sie hatten seit dem unglücklichen medizinischen Zwischenfall noch gar nicht richtig miteinander gesprochen. Tucker hatte nicht
     gewusst, was er sagen sollte, oder wie er es sagen sollte, oder ob es sich überhaupt lohnte, etwas zu sagen.
    »Warum willst du dann nicht mit mir reden?«
    »Weiß nicht.«
    »Es tut mir leid, was passiert ist«, sagte Tucker.
    »Der Fußball ist so einer, wie ihn die Profis benutzen. In England, und auch in anderen Ländern.«
    »Cool. Du kannst mir ein paar Tricks beibringen, wenn wir hier raus sind.«
    »Kannst du denn dann Fußball spielen?«
    »Sogar noch besser als vorher.«
    Jackson ließ den Ball auf den Fußboden titschen.
    »Hier drin lieber nicht, Jack. Irgendwo ist vielleicht irgendwer, der Ruhe braucht.«
    Titsch.
    »Du bist sauer auf mich.«
    »Ich lasse nur den Ball titschen.«
    »Ich verstehe das. Ich habe dir versprochen, nicht krank zu werden.«
    »Du hast mir versprochen, dass du nicht sterben kannst, wenn es dir am Tag davor noch gut geht.«
    »Sehe ich etwa tot aus?«
    Titsch.
    »Ich lebe noch. Und um die Wahrheit zu sagen, es ging mir am Tag davor nicht gut.«
    Titsch.
    »Okay, Jack, gib mir den Ball.«
    »Nein.«
    Titsch, titsch, titsch.
    »Okay, dann muss ich ihn dir abnehmen.«
    Tucker zog demonstrativ die Bettdecke zur Seite.
    Jackson heulte auf, warf den Ball seinem Vater zu und ließ sich mit den Händen über

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