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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Strumpfsocken stieg er nach oben, zählte die Türen auf dem Korridor und blieb vor der stehen, hinter der das Schlafzimmer der Hausherrin liegen musste.
    Noch einmal lauschte er, dann drückte er kurz entschlossen die Klinke und trat ein. Nachdem er die Türe wieder geschlossen hatte, zog er eine Schachtel Patenthölzchen aus seiner Tasche und rieb eines davon an. Obwohl es nur wenige Sekunden brannte, reichte das Licht aus, um ihm den Schrank wie auch die Kommode zu zeigen. Ein Hölzchen später hielt er den Schlüssel der Schmuckkassette in der Hand. Ein weiteres brauchte er, um die Kassette an sich zu bringen.
    Nun hätte Maxe verschwinden können, aber er wollte noch eine falsche Spur legen. Er stellte das Schmuckkästchen ab und nahm seinen Glasschneider zur Hand. Wenn er damit ein Loch in die Fensterscheibe schnitt und die Verriegelung der Fensterläden öffnete, würde es so aussehen, als hätte jemand den nicht richtig geschlossenen Fensterladen geöffnet, ein Stück Glas aus dem Fenster geschnitten und dann das Fenster aufgemacht. Da hörte er Dielen über sich knarren, als stiege gerade jemand aus dem Bett.
    Mit einem lautlosen Fluch verstaute Maxe den Glasschneider wieder in seiner Tasche, nahm die Schmuckkassette an sich und trat auf den lichtlosen Flur. Ohne mehr Lärm zu machen als eine huschende Maus erreichte er den Hintereingang, machte dort kurz halt, um seine Schuhe wieder anzuziehen, und überwand anschließend mit der Kassette unter dem Arm unbemerkt den Zaun.
    Die nächsten Minuten waren die heikelsten, denn er musste mehr als hundert Meter mit dem Schmuckkästchen unter dem Arm in Richtung Matthäikirche gehen, um sich dort mit seinem Auftraggeber zu treffen. In Augenblicken wie diesen haderte Maxe mit dem technischen Fortschritt, der so hässliche Dinge wie diese elektrische Straßenbeleuchtung mit sich brachte, welche die Umgebung in beinahe taghelles Licht hüllte. Die alten Gaslaternen waren für seine Zwecke viel besser gewesen.
    Maxe eilte weiter, bemerkte plötzlich einen Schatten neben sich und erschrak. Als er Ottwald von Trettin erkannte, atmete er auf.
    »Ist alles gutgegangen?«, fragte dieser und starrte auf das unter den rechten Arm des Diebes geklemmte Schmuckkästchen.
    »Det war kinderleicht!« Der Dieb grinste und deutete weiter nach vorne. »Dort wartet unsere Kalesche. Die wird uns zu Herrn Pielke bringen!«
    Den Hehler behandelt der Kerl wie einen hohen Herrn und mich nennt er du, durchfuhr es Ottwald, und er hätte Maxe am liebsten mit ein paar Ohrfeigen daran erinnert, wer er war. Dann erst drang der Sinn der Worte zu ihm durch, und er sah den Dieb misstrauisch an. »Was ist mit einem Wagen?«
    »Ein Freund von uns fährt ’ne Droschke, und der bringt uns jetzt heim.«
    Während Maxe durch den erfolgreichen Einbruch wie beflügelt weiterging, ballte Ottwald die Fäuste. Er hatte das Heft des Handelns selbst in der Hand behalten wollen, doch diese Ganoven behandelten ihn wie einen Schuljungen. Zu seinem Leidwesen brauchte er die Kerle aber nicht nur, um an Lores Schmuck zu kommen. Wenn er diesen belieh, konnte er mit dem Geld, das er dafür erhielt, und mit Hilfe dieses Pielke den nächsten Schlag gegen seine Verwandten führen.
    Ottwald von Trettins Blick suchte Maxe, der bereits einen schönen Vorsprung gewonnen hatte, und beeilte sich, ihm zu folgen, ohne bei zufälligen Zeugen Argwohn zu erregen. Wenn der Kerl allein mit dem Schmuck davonfuhr, musste er damit rechnen, dass Pielke die wertvollsten Stücke beiseiteschaffte und ihm nur einen kümmerlichen Rest überließ.
    Da der Wagen in einem unbeleuchteten Winkel unterhalb der Matthäikirche wartete, hätte Ottwald ihn beinahe übersehen. Zu seinem Glück aber setzte der Gaul einen Huf hart auf den gepflasterten Boden. Dieses Geräusch leitete ihn, und er stieg in dem Moment ein, in dem der Droschkenkutscher die Bremse löste und die Peitsche zur Hand nahm.
    »Dachte schon, du willst zu Fuß durch die Stadt schwofen«, sagte Maxe spöttisch, während er die Schmuckkassette so neben sich auf das Sitzpolster legte, dass Ottwald von Trettin sich mit dem schlechteren Platz gegen die Fahrtrichtung begnügen musste.
    »Außerdem sollten Sie Ihr Karnevalskostüm ausziehen. Ein Schupo, der um die Zeit noch mit einer Droschke fährt, fällt eher auf als zwei gemütliche Zecher auf dem Weg nach Hause«, meldete sich da der Kutscher.
    Der Mann weiß wenigstens, was sich gehört, und siezt mich, dachte Ottwald, während er den

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