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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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jemanden in die Sache einweihen? Ich nicht! Außerdem können Sie sich verkleiden. Wir haben sogar die Uniform eines Schupos da, die Ihnen passen dürfte. Wäre das nichts?«
    Im ersten Augenblick wollte Ottwald empört ablehnen. Dann aber kam ihm der Gedanke, dass Pielke ihm damit sogar einen Gefallen tat, denn auf die Weise konnte er das Schmuckkästchen sofort an sich nehmen und bewachen.
    »Also gut! Ich komme als Schutzmann verkleidet mit.«
    »Wenn Maxe durch irgendeinen Zufall erwischt wird, sind Sie gleich zur Stelle und tun so, als würden Sie ihn verhaften. Dann sind die Leute zufrieden, und Sie können ihn an der nächsten Straßenecke seiner Wege ziehen lassen.« Pielke grinste dabei, während Maxe empört schnaubte.
    »Icke und erwischt werden? Dat jibt et nicht!«
    »Ich hoffe, das bleibt auch so«, sagte Pielke und ließ sich das nächste Bier bringen. Auch Maxe hatte Durst, und so verzog Ottwald von Trettin ärgerlich die Miene.
    »Ich hoffe, Ihr Mann ist nicht bereits betrunken, wenn wir uns auf den Weg machen!«
    »Ick vertraje schon wat«, antwortete Maxe und blies grinsend den Bierschaum über den Rand des Kruges.

X.
    O ttwald von Trettins Laune schwankte zwischen Ärger und Belustigung. Einesteils freute er sich darauf, seinem Onkel einen Tort antun zu können, zum anderen gefiel es ihm ganz und gar nicht, im blauen Rock eines Schutzmanns die nächtliche Straße entlangzugehen. Dabei war er nicht auf den Schlagstock an seinem Gürtel angewiesen, falls ihn jemand überfallen wollte, denn er hatte seine Pistole eingesteckt. Die wollte er jedoch nach Möglichkeit nicht benutzen.
    Um nicht zusammen mit dem Dieb gesehen zu werden, schlug er einen anderen Weg zu Fridolins Haus ein als Maxe. Dort angekommen, warf er einen prüfenden Blick auf das Gebäude. Sämtliche Fenster waren dunkel, also waren die Dienstboten wie erwartet zu Bett gegangen. Kurz überlegte er, ob er Maxe nicht auffordern sollte, im Haus Feuer zu legen, damit Fridolins und Lores Heim ebenso ein Raub der Flammen wurde wie die große Scheune auf Trettin. Doch dann schüttelte er den Kopf. Damit setzte er den Dieb einer erhöhten Gefahr aus, entdeckt zu werden, und wenn er Pech hatte, würde er selbst mit dem Anschlag in Verbindung gebracht.
    Ein kurzer Pfiff veranlasste Ottwald, sich umzudrehen. Im Schein der Straßenlaternen sah er Maxe auf dem Trottoir herankommen. Der Dieb gab ihm ein Zeichen, sich eine dunklere Ecke zu suchen, und schloss dort zu ihm auf.
    »Ist det dat Haus da drüben?«, fragte er.
    Ottwald von Trettin nickte, obwohl der andere es nicht sehen konnte. »Das ist es! Das Eingangstor ist in der Nacht verschlossen, daher wirst du über den Zaun steigen müssen.«
    »Wenn et sonst nichts ist. Wo wartest du?«
    Es war für Ottwald eine demütigende Situation, von einem polizeilich gesuchten Dieb von Gleich zu Gleich angesprochen zu werden. Doch wenn er Fridolin schaden wollte, musste er in diesen sauren Apfel beißen.
    »Du wirst mich vorne an der Ecke zur Großen Sternallee finden«, erklärte er und beobachtete dann, wie Maxe im Schatten der Vorgärten verschwand. Es fiel ihm schwer, seine Ungeduld zu bezähmen, und er musste sich beinahe mit Gewalt zwingen, in die angegebene Richtung zu gehen. Dabei blickte er sich immer wieder um, ohne etwas zu bemerken. Es blieb alles still, kein Hund bellte, und die Straße war ebenso leer wie seine Börse.

XI.
    M axe gelangte ohne Probleme in den Vorgarten der Villa, doch dort war es so dunkel, dass er das Haus nur schemenhaft erkennen konnte. Vorsichtig schlich er zum Hintereingang, ertastete das Schlüsselloch und steckte den Schlüssel hinein. Dieser passte so gut, dass er ihn ohne Mühe lautlos herumdrehen konnte.
    Zufrieden öffnete der Dieb die Tür und drang mit der Erfahrung unzähliger Einbrüche in das Haus ein. Weder stieß er mit den Füßen gegen ein Hindernis, noch riss er mit den Händen ein Bild von der Wand. Unbemerkt erreichte er die Tür zum Treppenhaus und öffnete sie. Noch immer war alles still. Von Ottwald von Trettin wusste er, dass mehr als die Hälfte der Bediensteten entweder mit den Herrschaften aufs Land gefahren waren oder sich ein paar freie Tage genommen hatten, um Verwandte zu besuchen. Gerade deshalb musste er doppelt vorsichtig sein, denn ungewohnte Geräusche würden bei der verbliebenen Dienerschaft Argwohn erregen. Daher zog er seine Schuhe aus, band sie mit den Schnürsenkeln zusammen und hängte sie sich über die Schulter. Auf

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