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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Helm ablegte und die Uniformjacke auszog.
    Danach überlegte er, wie er verhindern konnte, dass Maxe und Rudi Pielke ihn hinterher, wenn alles vorbei war, erpressten oder gar verrieten. Bei diesem Gedanken streichelte er den Griff seiner Pistole, die er im Hosenbund stecken hatte. Wenn es nicht anders ging, war dies das letzte Mittel. Vorerst aber sollten die Kerle ihm noch wertvolle Dienste leisten.

XII.
    D er Droschkenkutscher wählte nicht den kürzesten Weg zu Pielkes Stammquartier, sondern schlug einen weiten Bogen, um Passanten über ihr Ziel zu täuschen. Einmal sahen sie einen Schutzmann, doch dieser kümmerte sich gerade um einen Betrunkenen, der lautstark seinem Zorn auf die ganze Welt Luft machte und sich dabei auch von der Exekutive nicht bremsen lassen wollte.
    »Den werden sie gleich einbuchten«, murmelte der Droschkenkutscher und ließ seinen Gaul antraben, bis sie außer Sichtweite des Gendarmen waren, der eben in seine Pfeife blies, um Unterstützung gegen den renitenten Trunkenbold herbeizurufen.
    Einige Zeit später hielt das Gefährt vor einer verschlossenen Einfahrt. Ottwald von Trettin wollte bereits aussteigen, doch da hielt Maxe ihn zurück. »Noch nicht!«
    Im nächsten Augenblick wurde das Tor geöffnet, und der Kutscher lenkte sein Gespann in den Innenhof. »So, mein Guter, für heute hast du Feierabend«, sagte er zu seinem Gaul und begann, diesen auszuschirren.
    Maxe nahm die Schmuckkassette an sich und winkte Trettin mitzukommen. Dieser folgte ihm stolpernd durch den schlecht beleuchteten Hof und fand sich kurz darauf zu seiner Überraschung in Rudi Pielkes Stammkneipe wieder, die er bisher immer nur von vorne betreten hatte.
    Der Hehler erwartete ihn in dem kleinen Zimmer mit der nicht auf den ersten Blick erkennbaren Tür. Bei ihm waren Manfred Laabs und ein ältlicher Mann mit einem traurig hängenden Schnurrbart, den Pielke nicht mit Namen vorstellte.
    »Ist alles gutgegangen?«, fragte der Hehler.
    »Ick hatte keine Probleme«, antwortete Maxe und deutete auf Pielkes Bierglas. »So wat hätte ick auch jerne.«
    Pielke blickte Laabs auffordernd an. »Besorge eine Runde für uns alle! Geht aber auf deine Rechnung, denn schließlich hast du eine reiche Frau geheiratet!«
    »Sie mag ja reich sein, doch mir hängt sie den Brotkorb arg hoch.« Hedes Ehemann schnaubte ärgerlich, trollte sich aber und kehrte mit fünf vollen Bierkrügen zurück.
    »Auf unseren Erfolg!« Pielke stieß mit Ottwald von Trettin und Maxe an und trank einen Schluck. Dann wies er auf den Schmuckkasten, den der Dieb vor ihn gestellt hatte.
    »Nun, lasst uns doch mal sehen, was es da Schönes zu schauen gibt.« Er streckte Maxe fordernd die Hand entgegen. Dieser reichte ihm den gestohlenen Schlüssel. Doch als Pielke öffnen wollte, nahm Ottwald ihm den Schlüssel ab.
    »Immerhin ist das der Schmuck meiner Tante. Daher werde ich wohl das Recht haben, selbst die Kassette zu öffnen!«
    »Tun Sie sich keinen Zwang an!« Pielke lehnte sich gemütlich auf seinem Stuhl zurück und sah zu, wie Ottwald von Trettin das Kästchen aufschloss und den Deckel zurückschlug. Maxe, Laabs und der Alte mit dem Schnauzbart beugten sich neugierig nach vorne und starrten dann Ottwald fragend an.
    »Die Kassette ist ja halb leer!«, entfuhr es Maxe.
    Der Schnauzbart nahm eines der Schmuckstücke heraus und betrachtete es durch eine Lupe. Dann warf er es mit einem verächtlichen Laut auf den Tisch.
    »Das ist billiges Zeug, Silber mit ein paar Halbedelsteinen. Kein Pfandleiher würde mehr als zwanzig Mark dafür geben.«
    Ottwald von Trettin starrte in die Kassette und schüttelte unwillig den Kopf. »Nach Auskunft des Dienstmädchens waren mehrere Halsketten, Armbänder und ein Collier darin. Aber die sind weg!« Sein Blick suchte Maxe, der zuerst nicht begriff, was er wollte.
    Dann aber tippte der Gauner sich an die Stirn. »Du denkst wohl, ick hätte es jestohlen. Aber das hab ick nicht!«
    »Ich werde trotzdem mal in deine Taschen greifen!« Auch Pielke schien dem Dieb nicht so ganz zu trauen und durchsuchte Maxes Taschen. Obwohl er auch noch dessen Kleidung abklopfte, blieb der von Ottwald beschriebene Schmuck verschwunden.
    »Verdammt! Für diesen Bettel haben wir die ganze Sache durchgezogen!« Der Hehler bedachte erst den Schmuck, dann Ottwald von Trettin mit einem verächtlichen Blick.
    Unterdessen hatte der Schnauzbart die Schmuckstücke geprüft. »Das ganze Zeug ist vielleicht vierhundert Mark wert, wenn es hochkommt,

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