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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Worte ein. Stumm schnitt sie eine der Würste auf, holte Brot und Mostrich und begann genüsslich zu essen. Zwar kaufte sie auch in Berlin gelegentlich Wurst und Schinken, aber in weitaus kleineren Mengen, und das, was Maruhn mitgebracht hatte, schmeckte um einiges besser.
    Das sagte sie auch und brachte ihn damit zum Schmunzeln. »Nun, der Mann, von dem ich die Sachen gekauft habe, ist Wirt und Fleischer zugleich. Er hat die Wurst selbst gemacht und ganz bestimmt nicht mit Kleie oder gar Sägespänen gestreckt, wie es hier Usus ist.«
    »Auf alle Fälle hat sich dein Auftrag von diesem Bankier damit schon gelohnt. Wenn du jetzt noch eine hübsche Belohnung bekommst, wäre es kolossal, wie die Herren Offiziere zu sagen pflegen.«
    »Noch kolossaler wäre es, wenn wir nach dem Abendessen zu Bett gehen würden. Ich habe dich nämlich vermisst!« Maruhn strich ihr über die Wange und sagte sich, dass er sich glücklich schätzen durfte. Immerhin hatte er einen Beruf, der ihn trotz aller Schwierigkeiten ernährte, ein eigenes Haus und eine Frau, die ihn liebte. Andere, die in den Kriegen zu Krüppeln geschossen worden waren, wohnten in finsteren Löchern zur Miete und mussten sich ihren Lebensunterhalt oft genug erbetteln.

IX.
    O bwohl Ottwald von Trettin nicht mit dem Diebstahl von Lores Schmuck in Verbindung gebracht werden wollte, fühlte er sich zu angespannt, um einfach in Ermingarde Klampts Wohnung zu sitzen und zu warten, bis alles erledigt war. Auch trieb ihn ein nicht unbegründetes Misstrauen ins Freie. Er wollte den Schmuck in die Hände bekommen, bevor der Hehler die schönsten Stücke unterschlagen konnte.
    Daher traf er sich an dem Abend, an dem der Diebstahl stattfinden sollte, mit Pielke im Roten Ochsen und musterte den unscheinbaren Kerl in dessen Begleitung mit gerunzelter Stirn.
    Pielke lachte. »Maxe ist ein fixer Junge und kann eine Wohnung schneller ausräumen, als ein Schutzmann braucht, um seine Pfeife zu blasen.«
    »Ick hole den Schmuck aus dem Haus, und wenn ick ihn jemand unter dem Hintern wegziehen muss«, sagte Maxe grinsend.
    Weder er noch Pielke nahmen Ottwald von Trettin ernst. In ihren Augen war er ein Adelsbürschchen, das mit seinen Verwandten im Streit lag und nun verzweifelt an deren Kohle zu kommen suchte. Die wollten sie ihm auch besorgen, aber nicht, ohne sich selbst einen hübschen Anteil zu sichern.
    Ottwald war so begierig, Fridolin und Lore zu schaden, dass er nicht auf die Stimmung der beiden Männer achtete. Ihm ging es darum, genug Geld in die Hand zu bekommen, um seinen zweiten Plan ausführen zu können. Mit einem zufriedenen Lächeln schob er Maxe ein Stück Papier hin.
    »Das hier ist der Plan des Hauses. Der Schmuckkasten ist in diesem Zimmer im ersten Stock, und zwar in der Kommode, die mit zwei goldenen Greifen verziert ist.«
    Maxe beäugte den Plan und grunzte zustimmend. »Nicht übel. Wie komm ick da rein?«
    »Die Fenster im Erdgeschoss sind vergittert. Sie könnten an der Fassade bis zum ersten Stock hochklettern und ein Loch in die Scheibe des Korridorfensters schneiden. Aber das wird nicht nötig sein. Ich habe Herrn Pielke gestern den Abdruck des Schlüssels für die Hintertür gebracht. Er meinte, er könnte einen Nachschlüssel anfertigen lassen.«
    »Und hier ist er!«, sagte Pielke und schob einen Schlüssel mit einem kompliziert aussehenden Bart über den Tisch.
    Maxe nahm ihn mit skeptischer Miene entgegen. »Ick hoffe, er passt.«
    »Er wird passen!« Ottwald lächelte zufrieden. Den Schlüsselabdruck hatte das Dienstmädchen Luise angefertigt, die immer mehr in ihrer Rolle als Rächerin des betrogenen Erben aufging. Derzeit hielt sich Luise in der Wohnung der Klampts auf, die für die vielen Menschen langsam zu klein wurde. Trotz aller Bitten war es Ermingarde immer noch nicht gelungen, die alte Frau Fabarius dazu zu bringen, ihr ein oder zwei der leerstehenden Zimmer für ihre Gäste zu überlassen.
    Lange würden er und seine Mutter jedoch nicht mehr in diesem Haus bleiben müssen, dachte Ottwald und blickte auf seine Uhr. Draußen dunkelte es bereits, und in weniger als einer Stunde würden die Bediensteten in Fridolins Villa zu Bett gehen. Zwei Stunden später sollte Maxe den ersehnten Schmuck herausholen.
    »Wer wird Schmiere stehen?«, fragte da der Dieb.
    Pielke wies mit spöttischer Miene auf Trettin. »Der Herr hier natürlich. Er kennt sich dort aus.«
    »So war das nicht abgemacht!«, rief Ottwald empört.
    »Wollen Sie vielleicht noch

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