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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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dem Mann halten sollte. Er kam ihr windig vor, doch das musste er als Gebrauchtmöbelhändler womöglich auch sein. Wichtiger erschien ihr jedoch die Frage, welche Möbel er zu verkaufen hatte und was er dafür verlangte. Ein paar hundert Mark konnte sie ausgeben, das hatte Fridolin ihr bestätigt. Doch wenn sie das tat, sollte es sich auch lohnen.
    »Ich hätte vielleicht Interesse an Möbeln. Immerhin muss ich das ganze Herrenhaus einrichten«, sagte sie zögernd.
    »Es würde mich freuen, denn dann hätte ich den weiten Weg von Berlin her nicht umsonst gemacht!« Laabs ließ seine Blicke umherwandern und wies auf mehrere der hübschen Barocksessel.
    »So etwas Ähnliches habe ich auch, und zwar genug, um einen ganzen Saal damit auszustatten. Alles im besten Zustand, aber heutzutage will so etwas keiner mehr haben. Wäre verdammt froh, das Zeug loszuwerden, und würde Ihnen einen guten Preis dafür machen.«
    Lore rieb sich kurz über die Stirn und überlegte. Das Angebot klang verlockend. Allerdings wollte sie nicht allein entscheiden. Daher bat sie Dorothea, die im Nebenraum einige Mägde beaufsichtigte, welche den Möbeln dort mit Wachs neuen Glanz verliehen, kurz zu ihr zu kommen, und ging ihr entgegen, um unter vier Augen mit ihr zu reden.
    »Was gibt es, meine Liebe?«, fragte Dorothea mit einem neugierigen Blick auf den Besucher.
    »Der Herr dort ist Gebrauchtmöbelhändler. Eigentlich ist er gekommen, weil er dachte, er könnte auf Klingenfeld Möbel kaufen. Doch er verkauft auch welche und sagt, er hätte Barockmöbel ähnlicher Art, die er wegen der geringen Nachfrage gerne los wäre, und er würde mir einen guten Preis machen. Was hältst du davon?«
    Rodegard von Philippsteins bissige Bemerkungen noch im Ohr, redete Dorothea ihr sofort zu. »Es wäre eine günstige Gelegenheit, es gewissen Leuten zu zeigen. Sollte dein eigenes Geld nicht reichen, so gebe ich dir gerne etwas von meinem Nadelgeld dazu. Da Fridolin noch ein paar Tage in Bremen bleiben wird, um mit meinem Mann und den an der Fabrik interessierten Herren zu reden, hätten wir Zeit, nach Berlin zu fahren und uns die Möbel anzusehen. Eine Katze im Sack solltest du nicht kaufen.«
    »Das will ich auch nicht!« Lores letzte Zweifel schwanden, und sie zwinkerte Dorothea zu. »So machen wir es. Du wolltest doch ohnehin nach Berlin fahren, um dir in Mrs. Penns Modesalon ein paar neue Kleider anpassen zu lassen. Die, die du aus Bremen mitgebracht hast, sind, bitte verzeih mir, doch schon arg aus der Mode.«
    »Das ist eine gute Idee! Damit schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klatsche. Wir nehmen Mary und Nathalia mit, lassen die Kinder aber hier. Hier können sie sich besser erholen als in der Stadt.«
    »Auch das ist ein Grund, um nach Berlin zu fahren. Wir könnten Betten für die Kinder besorgen und unsere Kleinen nach der Rückkehr von Berlin von Steenbrook hierherholen. Ich vermisse meine beiden.« Lore wischte sich kurz über die Augen und blickte dann ihre Freundin nachdenklich an.
    »Wir sollten jedoch nicht ohne männliche Begleitung reisen. Aber Fridolin und Konrad sind in Bremen.«
    »Graf Nehlen ist gewiss so freundlich, uns einen seiner Großneffen als Reisemarschall mitzugeben«, erklärte Dorothea, der eine Fahrt nach Berlin immer verlockender erschien.
    »Dann bitte ich um Herrn Göde. Er versteht wenigstens etwas von Möbeln.« Lore nickte, als wollte sie sich selbst bestätigen, und drehte sich anschließend lächelnd zu Laabs um.
    »Wir nehmen Ihr Angebot an, Herr Dausend. Wann können wir Ihr Geschäft in Berlin aufsuchen?«
    Laabs tat so, als müsse er überlegen, und zog schließlich seinen Notizblock hervor. »Nun, hm, ich werde morgen nach Berlin zurückkehren. Wenn Sie einen Tag später kommen könnten?«
    »Das wird gehen! Bis dorthin sind Nathalia und Herr Göde wieder hier. Welche Adresse müssen wir aufsuchen?«
    Mit dieser Frage traf Lore bei Laabs einen wunden Punkt. Er konnte schlecht das
Le Plaisir
in der Stallschreiberstraße nennen und ebenso wenig die Wohnung, in der Gerhard Klampt mit seiner Mutter und Schwester wohnte. Auch hielt er es nicht für günstig, die Adresse des alten Schuppens preiszugeben, in dem Rudi Pielke die weniger wertvollen Sachen aufbewahrte, welche über dunkle Kanäle bei ihm landeten.
    »Nun, das ist ein bisschen schwierig, da ich mehrere Räumlichkeiten angemietet habe und nicht genau weiß, in welchen ich die Barockmöbel abgestellt habe. Wissen Sie was? Ich erwarte Sie übermorgen am

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