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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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den Mahlzeiten nicht kleinlich sein.
    Einen Augenblick lang fragte sich Ottwald, wie es sein würde, mit einer Frau zusammenzuleben, die er dazu gezwungen hatte. Seine hohe Meinung über sich selbst ließ ihn jedoch zu der Überzeugung kommen, Nathalias Zuneigung innerhalb kürzester Zeit erringen zu können.
    Während Gerhard Klampt das Haus verließ, um seinen Neigungen nachzugehen, zog Ottwald von Trettin sich ins Schlafzimmer zurück. Er war gerade dabei, seine Barschaft zu zählen, als seine Mutter hereinkam.
    Malwine blickte noch einmal nach draußen, schloss dann sorgfältig die Tür und sah ihren Sohn stirnrunzelnd an. »Hast du wirklich die Absicht, diesen Leuten ein Drittel des Vermögens zu überlassen, welches Nathalia von Retzmann in die Ehe mitbringen wird?«
    »Das war die Bedingung für ihre Hilfe«, antwortete Ottwald zögernd.
    »Ich kenne Ermingarde und ihre Tochter. Schon bald wird ihnen dieser Anteil zu gering sein, und sie werden wie Blutegel an uns hängen und uns aussaugen.«
    Malwines Prophezeiung mochte vielleicht etwas übertrieben sein, doch ihr Sohn konnte ihr nicht widersprechen. »Die Klampts sind ein gieriges Pack, und wir werden ein Auge auf sie haben müssen. Aber mehr Sorge bereiten mir die Ganoven, die mir helfen sollen. Die könnten ebenfalls versuchen, uns zu erpressen.«
    Malwine wischte den Einwand beiseite. »Wenn einer von diesem Diebsgesindel aufdringlich wird, gehst du zur Polizei und zeigst ihn wegen Verleumdung an. Jeder Richter wird dir recht geben. Anders ist es jedoch bei den Klampts. Sie sind immerhin Verwandte der Komtess und könnten uns schaden.«
    Darüber hatte Ottwald ebenfalls schon nachgedacht, und sein Blick streifte unwillkürlich die Gaslampe, die von der Decke hing. Mit einem selbstgefälligen Lächeln sah er seine Mutter an. »Ich werde mich vorsehen, liebste Mama. Jetzt aber würde ich gerne wissen, mit wie viel Geld du unsere gemeinsame Sache unterstützen kannst. Unser betrügerischer Verwalter hat dir doch gewiss eine höhere Summe angewiesen. Ich werde einiges brauchen, um Komtess Retzmann an mich zu binden und standesgemäß mit ihr auftreten zu können.«

XIII.
    D irk Maruhn blickte auf den Schmuck, der auf dem Küchentisch lag und im Licht der Gaslampe glitzerte. Nie hätte er sich träumen lassen, dass es ihm einmal schwerfallen würde, ehrlich zu bleiben. Zweifelnd sah er zu Frida auf. »Würden wir dieses Geschmeide verkaufen, wären wir in der Lage, in die USA auszuwandern und dort ein neues Leben im Wohlstand zu beginnen.«
    Seine Geliebte schlug erschrocken das Kreuz. »Das meinst du doch nicht im Ernst!«
    Mit einer resignierenden Geste senkte der Detektiv den Kopf. »Nein, natürlich nicht! Ich werde die Sachen gleich wieder einpacken und zu Grünfelder bringen. Für das hier wird er mir eine Prämie zahlen, die uns beiden das Leben eine Zeitlang erleichtern kann. Nach dem Besuch bei Grünfelder fahre ich nach Bremerhaven, um Anno von Klingenfelds Verhaftung einzuleiten. Der Bankier hat die notwendigen Papiere besorgt, so dass ich mit der Unterstützung der Bremer Behörden rechnen kann.«
    »Hat das nicht noch ein paar Tage Zeit?«, fragte Frida. »Die
Aller
hat doch laut dem Fahrplan, den du mitgebracht hast, noch nicht einmal in New York angelegt.«
    »An und für sich hast du recht. Es ist nur meine Unruhe, die mich zu einem frühen Aufbruch verführen wollte. Stattdessen werde ich die Tage, die mir bis zur Rückkehr des Schiffes bleiben, ausnützen, um diesen Fall restlos aufzuklären.«
    Maruhn beschloss, sich auf die Suche nach dem Hehler und Bandenchef Pielke zu machen. Wenn er auch diesen Ganoven dingfest machte, hatte er seine Aufgabe vollständig gelöst und erhielt wahrscheinlich nicht nur von Grünfelder, sondern auch von den preußischen Behörden eine Belohnung.
    Vorsichtig packte er die Schmuckstücke in Zeitungspapier ein, verstaute sie in seiner Aktenmappe und seufzte entsagungsvoll. »Bevor ich zu Grünfelder gehe, würde ich mich gerne noch etwas stärken. Haben wir Bier im Haus?«
    »Nein, aber ich könnte den Nachbarjungen zum Wirt schicken, damit er einen vollen Krug holt.«
    »Nein, besser nicht. Ich habe den Lümmel ein paarmal dabei beobachtet, wie er von dem Bier getrunken hat, das er für seinen Vater holen sollte. Ich werde selbst gehen.« Maruhn wollte aufstehen, doch da schob Frida ihn wieder auf den Stuhl zurück.
    »Du bleibst besser hier und bewachst den Schmuck. Ich habe flinkere Beine als du. Außerdem

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